Patiententransport

Tasche, Rucksack oder Koffer? AED ja oder nein? Ist eine Trage wirklich notwendig? Dienstkleidung? Warnwesten? Wo einkaufen? Alle diese Fragen und alles Weitere, was mit eurer Ausrüstung zu tun hat, findet hier Platz!

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03.03.2016, 12:11
Hallo liebe SSDler,

Ich wende mich mal am euch, wir haben bei unserem SSD die möglichkeit zwei Stollenwerk Fahrtragen zu beschaffen...
Nunja ich meine wir haben bereits zwei Kat-S Tragen und dazu ein "Krankentragenlagerungsgestell" bzw. Triagebock. Die Fahrtragen würden wir umsonst von einem KH bekommen die auf ein anderes Transportsystem umstellen. Was meint ihr nach dem Motte nem geschenkten Gaul dem... oder lieber ablehnen, da wir schon an unsere Lagerkapazitäten nahezu ausgeschöpft sind.


Ich wäre mal interessiert wie ihr handeln würdet.. :rolleyes:

Lieben Gruß
fabisan

P.S. Unser Schulgelände ist sehr weitläufig mit Sportplatz und Parkt, wir haben teilweise wege bis zu einem Kilometer.
Tanzen und Turnen füllt Gräber und Urnen
03.03.2016, 15:41
Sofern die Lagerkapazitäten vorhanden sind würde ich ein Geschenk nicht ablehnen - allerdings sehe ich den Bedarf an einer fahrbaren Trage im SSD eher gering.
03.03.2016, 16:18
Hallo fabisan!

Schön, dass du den Weg hier ins Forum gefunden hast!

Zu Beginn erst mal das "Unangenehme": Es wäre sehr schön, wenn wir dich auch ein bisschen kennen lernen dürften - der einfachste Weg hierfür ist der Vorstellungsbereich (klick mich), den du auch gerne erforschen und benutzen darfst! ;)

Ansonsten zu deinem Thema:
Wie lrf schon geschrieben hat, ist der Bedarf an Tragen und ähnlichem eher gering. Für mich stellt sich mittlerweile häufig die Frage nach dem wirklichen Nutzen - wie oft kommt es denn bei euch vor, dass ihr ernsthaft einen Patienten von A nach B transportieren müsst, ohne dass dies noch paar Minuten Zeit hat, bis der RD kommt?

Wir haben auch eine K-Trage, die irgendwo auf den Schränken des Kopierraums liegt - also faktisch für uns nicht erreichbar ist. Vermisst hab ich sie aber bei keinem meiner Einsätze.

Also einen wirklichen Nutzen kann ich daraus nicht ziehen. Und ich würde mir an so einer Stelle auch mal überlegen, was das für ein Bild von euch als SSD-ler vermittelt, wenn ihr mit einer Fahrtrage durch die Schule spaziert - mich als "Unbeteiligter" würde das eher stutzig machen und ich würde mich fragen, ob ihr nicht vielleicht einfach viel mehr von euch haltet, als ihr eigentlich seid - nämlich Ersthelfer und kein Rettungsdienst.

- Meine Meinung ?(
03.03.2016, 20:20
Also wenn ihr Platz dafür habt würde ich sie nehmen.
@Sophia, ich weis ja nicht wie ihr so personalmäßig aufgestellt seid und wann ihr transportiert oder nicht. Aber je nach Geländegröße, Ausbildungsstand und "Transportmentalität" ;) kann eine Trage meiner Meinung nach schon durchaus Sinn machen. Wir werden demnächst zum Beispiel auch ein Fahrgestell für DIN Tragen anschaffen. Sicherlich muss nicht jeder Patient zwingend transportiert werden, wir haben aber zum Beispiel auch viele Sportveranstaltungen wo man den Patienten einfach aus dem Sportbereich herausbringen möchte. Abgesehen finde ich einen Transport mit Hilfe eines Fahrgestells für den Patienten wesentlich entspannter. Auch der Helfer profitiert in sofern davon, dass er den Patienten nicht tragen muss und problemlos während des Laufens mit dem Patienten kommunizieren kann, da es genügt wenn einer schiebt. Aber hier kommt eben die Frage der Häufigkeit ins Spiel. Wenn ihr im Jahr 2 Patienten tragen müsst könnt ihr das auch weiterhin so machen. Wenn ihr pro Woche 3 tragt sieht das anders aus, genauso wenn ihr Veranstaltungen habt wo ihr weite Strecken und / oder ein hohes Transportaufkommen habt. Wir haben zum Beispiel bei Sportveranstaltungen durchaus mal 3 Patienten pro Stunde die transportiert werden möchten. Abgesehen von der Entlastung beim Tragen kann man auch einfach die Ausrüstung mit drauflegen und zum Patienten schieben. Hier kommt es aber eben auch wieder darauf an was man an Ausrüstung überhaupt hat. Wenn ihr nur Ersthelfer habt und eine Tasche (glaub ich bei der Schilderung jetzt nicht aber wissen könnt es nur ihr ;) ) könnt ihr die Tragen. Wenn ihr Einsatzsanitäter und vllt. sogar einen RS habt und dementsprechend einen großen Notfallrucksack mit Absaugung, Intubation etc., eine Oxybag und einen AED habt ist das wieder was anderes.
Aber schlussendlich kennt keiner hier deinen SSD so gut wie du und so kannst auch nur du beurteilen ob ihr die braucht und ob ihr Platz habt.
"Gib bei jedem hundert Prozent, egal was er hat. Sonst gibst du auch bei dem, der hundert Prozent braucht nur fünfzig." -
03.03.2016, 23:56
In 8 Jahren SSD noch nie vermisst. Zumal eine Fahrtrage auch ein gewisses Gefahrenpotenzial bei fehlerhafter Bedienung hat. Und Ausrüstung drauflegen und schieben? Ich bitte dich... Die standard San-Ausstattung Rucksack (+ AED) ist von einem Team definitiv auch so und vor allem schneller zu transportieren. Selbst mit Erweiterung im Sinne von Sauerstofftasche und elektrischer Absaugeinheit.
Und welcher Patient muss nun wirklich vom SSD transportiert werden? Aufgrund welcher Indikation?

Fazit: Nicht notwendig, unter Umständen sogar gefährlich.
04.03.2016, 07:14
@Maxi Wir würden für eine ebendiese Sicherehandhabung von der BF eine Schulung bekommen, wir arbeiten sehr viel mit denen Zusammen. Und bei uns ist es leider gottes ziemlich häufig der Fall , dass wir Patienten transportieren müssen. Wenn dies nicht der Fall ist soll die Fahrtrage als Liege im Sani-Raum fungieren. Ist auch im Sinne der BF die sind etwas Faul was tragen angeht...
Tanzen und Turnen füllt Gräber und Urnen
04.03.2016, 10:18
Wenn bei euch die Zusammenarbeit mit der BF wirklich so klappt, ist das lobenswert. Trotzdem sind das noch keine Argumente.

- Welchen Grund habt ihr denn, Patienten von A nach B zu tragen / fahren?
- Ist eine richtige Liege wesentlich komfortabler als eine Trage, die für die Notfallrettung entwickelt wurde.
- Ist die Faulheit der RTW Besatzung für euch definitiv kein Kriterium. Deren Pech, wenn das so sein sollte.
04.03.2016, 20:59
Gründe für einen Transport sind:
-Störung des Schulalltags durch (nicht!) Notfallmaßnahmen bei einem nicht gehfähigen Patient
-Schutz vor Witterungseinflüssen
-Schutz vor "Gaffern"
-Transport zum Ort der Detailuntersuchung (auch hier rede ich wieder von NICHTnotfallpatienten)
"Gib bei jedem hundert Prozent, egal was er hat. Sonst gibst du auch bei dem, der hundert Prozent braucht nur fünfzig." -
04.03.2016, 23:50
Und bei welchen Verletzungsmustern ist das mit welcher Häufigkeit notwendig?
05.03.2016, 08:53
Sehe ich auch so. Letzten Sommer hatten wir ein Mädchen, die bei 35 Grad in der prallen Sonne umgekippt ist und bewusstlos geworden ist. Ich als Leiter des SSD hab auch sofort entschieden, dass wir das Mädchen auf eine KAT-Trage in den San-Raum bringen. Auch wenn jemand sich bei uns im Freigelände den Fuß umgeknickt hat, oder verstaucht hat, kommt unsere Trage zum Einsatz. Also so selten haben wir das nicht. Ob jetzt eine hochwertige Trage notwendig ist, oder ob eine KAT-Trage reicht, dass müsst ihr abschätzen.
05.03.2016, 09:46
Auch wir verwenden an verschiedenen Berufsschulen ältere Ferno-Fahrtragen.

Dies liegt meist an den örtlichen Gegebenheiten. Die Schulgelände sind entsprechend weitläufig, viele verschiedene Gebäude sind von einem zentralen Sanitätsraum aus abzudecken.

Konkretes Beispiel für einen Fahrtragen-Einsatz:
In einer Sporthalle findet ein Fußballturnier statt. Die Halle verfügt nicht über einen eigenen Sanitätsraum oder eine Liege. Hier wird eine Fahrtrage in den Geräteraum der Ein-Feld-Sporthalle verbracht, um erforderlichenfalls dort verletzte Personen im improvisierten Sanitätsraum in Ruhe versorgen zu können, ohne das Turnier länger unterbrechen zu müssen.

Auch häufiger wird die Trage zum Transport von Personen mit Kreislaufdysregulation aus den anderen Schulgebäuden in den Sanitätsraum genutzt, um die SchülerInnen dort "aufzupäppeln" und vitalwertemäßig in Ruhe nachzubeobachten.

Mit einer DIN-Trage lassen sich wichtige Lagerungsarten, wie Oberkörper-Hochlage, Knierolle etc. nicht durchführen. Außerdem ist ein Transport über längere Strecken (insbesondere für Schüler im Wachstum) sehr belastend. Im Zuge des Arbeitsschutzprinzips "TOP" zur Vermeidung von Unfällen und daraus resultierendnen Verletzungen sind zunächst alle
- Technischen, dann alle
- Organisatorischen und zu letzt
- Persönliche Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen und Berufserkrankungen zu treffen.

Der Einsatz einer Fahrtrage reduziert (bei korrekter Anwendung) die Verletzungsmöglichkeiten durch Rückenbelastung beim Tragen und Sturz/Stolpern durch entsprechende technische Maßnahmen (Fahrgestell) deutlich.

Jedoch bedarf es einer korrekten Einweisung und kontinuierlicher Übung, um die Trage korrekt zu bedienen und hier nicht Folgeunfälle durch Fehlbenutzung zu produzieren (persönliche Schutzmaßnahme). Dies gilt aber auch für die DIN-Trage, die ja auch unfallträchtig ist und einiger Regeln bedarf.

Wenn tatsächlich mit der Trage entsprechend transportiert werden muss (aus was für Gründen auch immer) oder sie der Einrichtung einer zusätzlichen Versorgungsstation dient, ist der Beschaffung aus meiner Sicht nichts entgegenzusetzen. Insbesondere, wenn dies unentgeltlich geschehen kann.

Ein Diskussionspunkt sind allerdings noch die Folgewartungen für die Trage. Die Hersteller geben vor, dass die Fahrtragen in regelmäßigen Abständen von lizensierten Serviceunternehmen gewartet werden müssen, um die Betriebssicherheit zu erhalten. Dies ist natürlich vor allem beim gewerbsmäßigen Einsatz mit entsprechender häufiger Benutzung auch in Kraftfahrzeugen sinnvoll und notwendig.

Bei der Frage, ob diese Wartungs"pflicht" auch im privaten oder nicht kommerziellen Bereich mit entsprechend seltener Nutzung gilt, kann kontrovers diskutiert werden und ist meines Erachtens nicht gegeben. Bei fehlender Wartung kann es bei technisch bedingten Folgeunfällen ("Tragenzusammenbruch") jedoch sein, dass der Betreiber (hier die Schule) im Falle eines nachweislich durch eine nicht gewartete Trage verursachten Unfalls mit Folgeverletzung des Patienten haftbar gemacht werden könnte.

Wir überprüfen die Tragfähigkeit und die Funktionen unser Fahrtragen daher einmal jährlich mit gefüllten Sandsäcken (150 kg) und kontrollieren die Bauteile per Sichtprüfung. So bleibt das Risiko eines technisch bedingten Tragenunfalls in meinen Augen so gering, dass der Nutzen das Risiko überwiegt. Aber das muss wohl jeder für sich abwägen.
05.03.2016, 14:58
Hallo Hajo,
genau das ist unser Problem weitläufiges Gelände und viele Sanitätsdienste...
Wie ich schon geschrieben habe Arbeiten wir gut mit der BF zusammen die unsere Fahrtragen(wenn wir sie bekommen sollten) auch mit durchmogeln. Ebenso ist der springende Punkt die Anschaffung, nie im Leben würde ich die für nen SSD bestellen, aber wenns geschenkt ist kann man das denke ich machen.
Tanzen und Turnen füllt Gräber und Urnen
05.03.2016, 18:21
Interessant. An meinen beiden Tätigkeitsorten als SSDler ist eine Fahrtrage nicht notwendig und aufgrund von mehreren Etagen ohne Aufzug auch nicht sinnvoll gewesen.

Sind dann wohl die berühmten "örtlichen Begebenheiten".

Gruß

Max ;)
24.03.2016, 15:23
fabisan hat geschrieben:Hallo Hajo,
genau das ist unser Problem weitläufiges Gelände und viele Sanitätsdienste...
Wie ich schon geschrieben habe Arbeiten wir gut mit der BF zusammen die unsere Fahrtragen(wenn wir sie bekommen sollten) auch mit durchmogeln. Ebenso ist der springende Punkt die Anschaffung, nie im Leben würde ich die für nen SSD bestellen, aber wenns geschenkt ist kann man das denke ich machen.


Dache die sind faul... 8)


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