Belastende Einsätze!

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15.12.2009, 21:29
ja stimmt aber trotzdem hab ich noch so ein komisches geühl wenn ich daran denke.
un ich hätte ja noch durch richtige beatmung und wärmeerhalt helfen können...

15.12.2009, 21:49
Wenn die Beatmung denn geklappt hätte... nichts für ungut, aber das ist nicht so einfach. Und daher sind alle Überlegungen rein hypothetisch.

Dazu kommt: Die Kälte hat die Chancen auf ein gutes neurologisches Outcome vermutlich sogar noch erhöht. Da wäre der Wärmeerhalt erstmal gaaaanz hinten anstehend gewesen. Man kühlt nämlich Patienten nach einer Reanimation eh auf etwa 32 - 34 Grad Körperkerntemperatur runter.

Letztlich hättest Du Dich auch nur mit dem Ersthelfer abwechseln können beim Drücken. Mach Dir also keine Vorwürfe, das war schon alles okay so.

Auch die Tatsache, das Du von der Situation so "erschrocken" warst, das Du zuerst nicht wusstest, wie Du reagieren solltest ist völlig normal und legitim. Du bist gerade 14 Jahre jung, da erwartet man kein abgebrühtes Handeln. Und auch Leuten, die länger dabei sind, ergeht es (insbesondere im privaten) nicht anders.

Ich beobachte das an mir selbst ja auch und möchte wetten, dass hier selbst Leute wie Don oder Jürgen mir da zustimmen würden bei folgendem: Sobald man als Helfer privat (!) auf ein Ereignis dazu kommt, sei es nun eine Reanimation, ein Verkehrsunfall oder sonst ein Notfall, ist es emotional eine ganz andere Situation. Klar hilft man genau so, wie man dienstlich helfen würde. Aber auf Grund der Umstände, der nicht vorhandenen gewohnten Arbeitsumgebung, des Mangels an dem gewohnten Material und der Tatsache, das man nicht mit einer derartigen Situation rechnet, ist es ein ganz anderer Stress. Und demzufolge auch eine ganz andere Reaktion und ein anderer Verarbeitungsmechanismus im Nachhinein.
Nach solchen Situationen bin ich immer noch im Anschluß aufgewühlter als normal. Im Dienst weisst Du, das Du jeden Augenblick zum Notfall fährst, stellst Dich anhand der Einsatzmeldung auf das ein, was Dich erwarten wird, etc ... das fehlt alles im privaten Umfeld. Und gerade da sind es ja durchaus auch mal Menschen, die Du besser kennst oder gar Angehörige.

Aber selbst wenn nicht: Man kann das nicht vergleichen. Situationen im privaten <--> Situationen dienstlich.

Lange Rede, kurzer Sinn: Mach Dir keine Gedanken um Deine Handlungen da. Das passt schon alles so.
Zuletzt geändert von GeKue am 15.12.2009, 21:51, insgesamt 1-mal geändert.
Gerrit (RettAss)
"Wir sind längst im Paradies, haben die Hölle draus gemacht!" --- ASP, Ich bin ein wahrer Satan
ASP - Sage Nein!

15.12.2009, 22:34
Da kann ich Gerrit nur zustimmen, Einsätze im Privaten sind immer etwas ganz anderes als im Dienst. man ist nicht darauf vorbereitet und eigentlich in einer ganz anderen Rolle unterwegs, als "normaler Mensch" und nicht als "SanH,RH,RS, oder RA".
Daher sind Situationen bei denen man im Dienst nicht mit der Wimper zuckt plötzlich etwas vollkommen anderes.

mfg
Regel 3: Bei Herzstillstand zunächst den eigenen Puls fühlen.                                                                                                                                                   House of God

16.12.2009, 18:49
Ich stimme dir da gerne zu, Gerrit. Leider musste ich vor ein paar Jahren ein Mannschaftsmitglied unseres Faustballvereins reanimieren. Es war ein schöner Abend im Sommer, wir hatten Training und plötzlich brach ein Mitspieler mit Krampfanzeichen zusammen. Ich beobachtete den Verlauf, aber schon nach kurzer Zeit wurde er total zyanotisch und es waren auch keine Lebenszeichen mehr erkennbar. Ich begann sofort mit der Einhelfermethode, zeitgleich schickte ich jemanden los um den RD zu alarmieren. Aber auch der Einsatz des RD war leider erfolglos, der Patient verstarb auf dem Sportplatz. Später erfuhr ich noch, daß er an einer Lungenembolie verstarb - also hatte ich sowie auch der RD wenig bis keine Chancen ihn ins Leben zurückzuholen.
Dieser " Einsatz " war auch für einen langgedienten und erfahrenen Retter wie ich es bin etwas ganz anderes als sonstige Einsätze - vor allem in emotionaler Hinsicht.


Gruß Jürgen

16.12.2009, 20:39
dankfür das "aufmunern" trotzdem denke ich das ich den körper am Boden nie vergessen kann.
Na ja, es ist passiert ich ärger mich immernoch, dass ich nicht sofort ausgestiegen bin aber man kann nichts rückgängig machen un ich hab noch was gelernt
Original von Gerrit
Man kühlt nämlich Patienten nach einer Reanimation eh auf etwa 32 - 34 Grad Körperkerntemperatur runter.


Danke für eure Aufmerksamkeit und "beruhigende Worte"

LG Tim

16.12.2009, 22:44
Ich spreche das jetzt einfach mal ganz offen an:
Es besteht die Möglichkeit, dass sich daraus ein PTSS entwickelt, bzw. sich schon entwickelt hat. In dem Fall ist es keine Schande, sich Hilfe vom Profi zu holen.
Ich denke mal, dass mittlerweile fast jeder größeren Berufsfeuerwehr ein Team für psychosoziale Unterstützung zur Verfügung steht, das auch euch weiterhelfen kann in einer solchen Situation.
Wie der Leiter des Teams unserer BF es formulierte:
Ein PTSS ist eine NORMALE Reaktion von NORMALEN Menschen auf UNNORMALE Ereignisse.
Bevor ihr also ein Ereignis wie das, was TJakobusS hier beschrieben hat, nicht verarbeiten könnt und das euch ein Leben lang verfolgt, lasst euch da lieber helfen.
Ich kann mittlerweile aus eigener Erfahung sprechen, diese Teams leisten wirklich eine tolle Arbeit.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

leverkusen.dlrg.de
www.drk-lev.de

17.12.2009, 06:27
Also spätestens wenn sich bei jemandem nach 10 Sekunden (!) ANSEHEN (!) einer Reanimation ein PTSS entwickelt, sollte man sich aus der kompletten Medizin, dem Rettungsdienst und allem anderen, was mit Blaulicht zu tun hat, entfernen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

17.12.2009, 15:39
Also ich kenne mich jetzt nicht bis ins Detail mit PTSS aus.
Ebenso weiß ich nicht genau, wie lange dieses Ereignis jetzt schon weg ist.
Aber nehmen wir mal an, das ist schon etwas länger her (so ein halbes Jahr oder mehr). Wenn man sich dann immernoch Vorwürfe macht, obwohl man es nur 10 Sekunden gesehen hat, dann sieht das für mich nach PTSS aus. Wenn jemand anderer Meinung ist, möge er oder sie mich aufklären.
Wir sollten hierbei bedenken, dann Kinder und Jugendliche für sowas um einiges anfälliger sind als Erwachsene, da Kinder und Jugendliche noch nicht so ein großes Weltbild haben wir Erwachsene.

Wenn ein Erwachsener durch sowas ein PTSS entwickelt, dann stimme ich dir voll und ganz zu. Bei Jugendlichen, wie es hier der Fall ist, lässt sich darüber streiten denke ich. Das kommt dann darauf an, was der Jugendliche schon so alles erlebt hat.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

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17.12.2009, 15:59
is 2 wochen her

nee ich mach mir keine riesen Vorwürfe un hab auch keine Albträume o.ä. aber ärgern tu ich mich einfach und genauso wie man nie vergisst wann man das erste mal im RTW liegt (ohne Bewusstseinsstörungen) vergisst man nie den ersten "Toten" (außer wenn man das dannach (fast) jeden Tag sieht :D

LG Tim Jakob S. (nicht TJakobusS)

17.12.2009, 16:32
Ich glaube auch, man sollte mit solchen Ferndiagnosen vorsichtig sein. Grundsätzlich ist der Hinweis, sich professionellle Hilfe zu suchen, wenn man ein Erlebnis nicht selbst verarbeiten kann sicher richtig.
Aber man sollte auch nicht gleich alles, was jemand nahe geht, gleich als psychische Erkrankung klassifizieren. In aller Regel reicht es durchaus mit Freunden, Familie und Kollegen über solche Dinge zu reden und einfach sich die Ziet zu geben, sie zu verarbeiten :)

17.12.2009, 17:04
Original von peit
In aller Regel reicht es durchaus mit Freunden, Familie und Kollegen über solche Dinge zu reden und einfach sich die Ziet zu geben, sie zu verarbeiten :)

Ich denke, dass genau das ein sehr wichtiger Punkt ist, belastende Ereignisse kann man nicht von heute auf morgen verarbeiten, dass kann man weder von Anderen, noch von sich selbst verlangen, also gebt euch die Zeit die ihr braucht. :)
RDH | DRK | FFW | 11. Klasse

Im Falle eines Falles ist richtig fallen Alles!

17.12.2009, 17:27
Also ich habe mal eine Ausbildung für ein Nachsorgeteam bei unserer BF genossen und war dort auch jahrelang tätig.
Soweit ich den von Jakob geschilderten Vorfall von hier aus beurteilen kann handelt es sich bei ihm keinesfalls um eine belastende Störung die ihn im Moment oder auch auch in Zukunft negativ beschäftigen wird.
Er hat uns seine Beobachtung des Notfalls geschildert und er hat uns ebenfalls geschildert, daß er sich maßlos darüber geärgert hat wie dort von Laien geholfen wurde, aber er hat sich auch sehr drüber geärgert, daß er selbst im Nachhinein betrachtet auch besser hätte handeln können.
Dies hat er hier, sagen wir mal etwas theatralisch, dargestellt und so mancher kommt nun auf den Gedanken, er hätte dabei eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, dem ist aber meiner Einschätzung nach nicht so.
Wenn wir jeden Menschen, der uns hier ähnliches schildert, in diese Schublade packen würden dann wäre unser Land bald gefüllt mit gestörten Personen ...
;)


Gruß Jürgen

17.12.2009, 19:26
Original von LevSani
Wir sollten hierbei bedenken, dann Kinder und Jugendliche für sowas um einiges anfälliger sind als Erwachsene, da Kinder und Jugendliche noch nicht so ein großes Weltbild haben wir Erwachsene.

Wenn ein Erwachsener durch sowas ein PTSS entwickelt, dann stimme ich dir voll und ganz zu. Bei Jugendlichen, wie es hier der Fall ist, lässt sich darüber streiten denke ich. Das kommt dann darauf an, was der Jugendliche schon so alles erlebt hat.


Das ist aber genau der Punkt. Wenn Du argumentierst, dass Jugendliche nicht in der Lage sind, solche Ereignisse zu verkraften, dann sollte man über eine Anhebung des Mindestalters für den Einsatz im Sanitätsdienst nachdenken.

Im Endeffekt ist dies aber keine Frage des Alters, sondern der Persönlichkeit des Einzelnen. Und selbst da gibt eventuell für jeden einen Punkt, an dem es für ihn einfach zu viel ist.

Wenn ich einen erheblich belastenden Einsatz habe, dann schlafe ich eine Nacht schlecht und habe Albträume. Am nächsten Tag kann ich dann mit den Kollegen sachlich darüber reden. Spätestens nach der 3. Nacht ist alles wieder in Ordnung. Wäre es nicht so, würde ich mir Gedanken machen. Damit meine ich übrigens alle Faktoren dieses Ablaufs. Wenn man ein schreckliches Ereignis völlig ohne mulmiges Gefühl erleben würde, dann wäre man so abgestumpft, dass auch wieder etwas nicht stimmt.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

17.12.2009, 19:33
Da stimme ich dir voll und ganz zu.
Gerade was die Persönlichkeit betrifft. Allerdings denke ich auch, dass die Ausbildung eine große Rolle spielt. Wenn man schon in der Ausbildung mit recht schlimmen Fällen konfrontiert wird, sei es nur, dass das Blut mal nicht nur läuft sondern spritzt, dann wird man einer solchen Situation im RL wesentlich entspannter gegenüber treten können.
Ich bin als Rettungsschwimmer geboren, mit Wasser gestillt und aufgezogen! Hurra!:P

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17.12.2009, 22:00
Das Leiden der Menschen kann man nicht simulieren. Man kann Stress simulieren und den Betreffenden so trainieren, dass er unter Extrembedingungen "funktioniert". Aber es bleibt nur ein Spiel, bei dem nichts passieren kann.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

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