Unterlasse Hilfeleistung vom Sportlehrer

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06.09.2013, 10:27
Hallo liebe Mitglieder!

Bin neu hier und hoffentlich habe ich mein Anliegen hier richtig einsortiert :?!

Meine Tochter hat im Sportunterricht von einem Klassenkameraden einen Ball mit voller Absicht und Wucht ins Gesicht bekommen. Danach hat ihr das linke Auge geschmerzt. Sie hat geweint und wollte sich auf die Bank setzen. Die Lehrerin hat nichts unternommen und sie aufgefordert weiter am Sportunterricht teilzunehmen. Wäre sie nicht dazu verpflichtet gewesen, unsere Tochter mit Begleitung ins Sekretariat zu schicken, um uns zu informieren und vor allem damit unsere Tochter ein Kühlakku für das Auge bekommt?
Da die Lehrerin das natürlich ganz anders darstellt, sind wir am Überlegen, ob wir nicht eine Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung stellen sollten. Der Rektor meint, dass die Lehrkraft die Situation evtl. falsch eingeschätzt hat...! Was ist an einem heulenden Kind mit Schmerzen falsch einzuschätzen?! Ich habe mich schon mit dem Schulamt und der GUVV in Verbindung gesetzt. So richtig hat die GUVV keine Handhabe und das Schulamt sitzt das auch lieber aus! Es kann doch nicht sein, dass sich Lehrer alles leisten können und die Kinder in solchen Fällen als Lügner dargestellt werden?!
Oder ist man da als Elternteil wirklich der Wilkür der Lehrer ausgesetzt?

Gruß
Mäuschen79

06.09.2013, 11:05
Hallo erstmal :)

Gibt es denn einen ärztlichen Befund und wenn ja, was besagt denn dieser?

06.09.2013, 11:06
Hallo,

zuerst einmal hoffe ich, dass es deiner Tochter wieder besser geht.

Ich kann verstehen, dass du aufgebracht bist und möchte versuchen, dir zu helfen. Dafür ist es aber wichtig, dass du versuchst, erst einmal tief durchzuatmen und die Sache mit etwas weniger Wut im Bauch anzugehen.

Da ich in der Situation nicht dabei war, ist es natürlich nur schwer zu beurteilen, wie "ernst" die Situation tatsächlich war und ob sich daraus ein zwingender Handlungsbedarf für die Sportlehrkraft ergeben hat bzw. ob sie die Hilfeleistung mutwillig unterlassen hat. Dafür wäre auch interessant zu wissen, wie alt deine Tochter ist. Wenn ich versuche, mich in die Sportlehrerin reinzuversetzen (ich unterrichte das Fach selbst nicht) würde ich ihr einfach mal unterstellen, dass sie die Situation vielleicht etwas falsch eingeschätzt hat. Kinder weinen oft nicht nur aus Schmerzen, sondern in einem Fall wie dem geschilderten auch aus Wut auf den Mitschüler und schlichtweg, weil sie sich erschrocken haben. Wenn sie also erstmal vorrangig die letzten beiden Punkte als ausschlaggebend für die Reaktion deiner Tochter gesehen hat, könnte sie durch die Aufforderung, weiter am Unterricht teilzunehmen, versucht haben, deine Tochter abzulenken. Gerade, wenn keine offensichtliche Verletzung vorliegt, die (vielleicht sogar ärztlich) behandelt werden muss, ist dagegen erstmal gar nicht soooo viel einzuwenden, somal die Lehrkraft in einem solchen Fall darauf verlassen können sollte, dass das Kind meldet, wenns wirklich nicht geht.
Wie gesagt, wie schwer die Verletzung war und wie also die korrekte Handlungsweise hätte aussehen müssen, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Dies ist nur ein Versuch, die Handlungen so, wie sie geschehen sind, nachzuvollziehen.

Die Wege über GUV und Schulamt halte ich in einem solchen Fall schon für recht weitgegriffen und ich kann nachvollziehen, warum da niemand so richtig handeln möchte. Nicht, weil sie dein Kind als Lügnerin darstellen wollen, sondern weil für Probleme solcher Art nunmal die Schule selbst verantwortlich ist. Sprich die Lösung sollte über die betroffene Lehrkraft, die Schulleitung oder einen Verbindungs-/Vertrauenslehrer gefunden werden. Letztere kommen auch für Eltern ins Spiel, wenn der Kontakt zur betroffenen Lehrkraft nicht reibungslos möglich ist. Sie haben die Verantwortung, unparteilich zu vermitteln und machen dies in der Regel auch recht gut.


Eine andere Frage, die nicht ganz uninteressant für das weitere Vorgehen ist: Was würdest du denn überhaupt mit einer Anzeige erreichen wollen? Möchtest du, dass sich die Lehrkraft (und andere Lehrkräfte an der Schule) demnächst besser um deine Tochter kümmern und eventuell sensibler bei sochen Vorfällen reagieren? Das unterstelle ich dir als Mutter jetzt einfach mal. Und genau deswegen würde ich dir von einer Anzeige abraten und zu den oben erwähnten Möglichkeiten raten. Abgesehen davon, dass die Anzeige wegen Nichtigkeit vermutlich vor Gericht eh nicht verhandelt werden würde, bringst du damit nur unnötigen Ärger auf und erreichst vermutlich sogar das Gegenteil. Wut, egal ob auf Eltern- oder Lehrerseite ist in keinster Weise förderlich, da niemals die darunter leiden, die es betrifft, sondern meist die Kinder selbst. Momentan sorgst du selbst dafür, dass sich deine Tochter in Anwesenheit der besagten Lehrerin nicht wohl fühlt, weil sie weiß, wie du über sie denkst. Solltest du klagen, wird es die Lehrkraft sein, die trotz beruflicher Professionalität etc. vielleicht innerlich den Konflikt zwischen dir und ihr auf dein Kind überträgt. Willst du das wirklich? Oder möchtest du lieber, dass dein Kind gerne in die Schule geht und diese ein Ort ist, an dem es sich wohlfühlt? In dem Fall würde ich dir wirklich raten, den Konflikt zwischen den Erwachsenen so bald es geht beizulegen und das Kriegsbeil zu begraben.

Zusammengefasst:

- Tief durchatmen
- herausfinden, was du wirklich möchtest
- dementsprechend handeln, auch, wenn das bedeutet, dass du eventuell über deinen eigenen Schatten springen musst. Es geht hier nicht um dich und deine Enttäuschung, sondern um deine Tochter. Und wenn die keinen Schaden aus der Aktion davongetragen hat, würde ich an deiner Stelle zusehen, dass sie auch keinen aus dem Streit davonträgt.

liebe Grüße

Caro
Caro, 28, Lehrerin.
06.09.2013, 11:11
Original von Mäuschen79
Hallo liebe Mitglieder!

Bin neu hier und hoffentlich habe ich mein Anliegen hier richtig einsortiert :?!

Hallo Mäusschen79, Herzlich Willkommen hier im Forum! Das Thema könnte man zwar auch unter "Recht und Gesetz" packen, aber ich lass das mal hier stehen.

Original von Mäuschen79
Meine Tochter hat im Sportunterricht von einem Klassenkameraden einen Ball mit voller Absicht und Wucht ins Gesicht bekommen. Danach hat ihr das linke Auge geschmerzt. Sie hat geweint und wollte sich auf die Bank setzen. Die Lehrerin hat nichts unternommen und sie aufgefordert weiter am Sportunterricht teilzunehmen. Wäre sie nicht dazu verpflichtet gewesen, unsere Tochter mit Begleitung ins Sekretariat zu schicken, um uns zu informieren und vor allem damit unsere Tochter ein Kühlakku für das Auge bekommt?

Ich bin kein Jurist und möchte deshalb nicht bewerten, ob das jetzt irgendeine Verletzung der Aufsichtspflicht oder Unterlassene Hilfeleistung war. Nach gesundem Menschenverstand wäre es vermutlich schon angebracht gewesen, eure Tochter zumindest eine kurze Pause machen zu lassen. Häufig geht's ja nach dem ersten Schrecken wieder und man kann sich dann den Aufwand mit Sekretariat und Elternbenachrichtigung sparen. Warum das hier verweigert wurde, kann man durchaus hinterfragen. Bei mir in der Schule gab es in der Lehrerumkleide der Turnhalle direkt Kühlpacks.

Original von Mäuschen79
Da die Lehrerin das natürlich ganz anders darstellt, sind wir am Überlegen, ob wir nicht eine Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung stellen sollten.

Das könnt ihr natürlich immer machen, lässt aber die Situation vermutlich eskalieren und die Lehrerin wird eurer Tochter nicht wohlgesonnener sein. Ob sich dieser Aufwand und Stress lohnt wage ich mal zu bezweifeln. Die einzige Konsequenz wäre vermutlich, dass die Lehrerin sich eine Rechtsschutzversicherung zulegt, so sie denn noch keine hat.

Ich würde versuchen das Gespräch mit Rektor und Lehrkraft zu suchen und an den gesunden Menschenverstand der Lehrerin zu appellieren. Ich vermute mal, dass die Lehrerin auch nicht nur zum Kinder quälen an die Schule gegangen ist.
Original von Mäuschen79
Der Rektor meint, dass die Lehrkraft die Situation evtl. falsch eingeschätzt hat...! Was ist an einem heulenden Kind mit Schmerzen falsch einzuschätzen?!

Ich weiß nicht wie alt eure Tochter ist, aber nicht jedes weinende Kind muss sofort in Sekretariat und von den Eltern abgeholt werden oder ins Krankenhaus. Davon, dass die Lehrerin die Situation einfach falsch eingeschätzt hat, gehe ich mal einfach aus.

Original von Mäuschen79
Ich habe mich schon mit dem Schulamt und der GUVV in Verbindung gesetzt. So richtig hat die GUVV keine Handhabe und das Schulamt sitzt das auch lieber aus! Es kann doch nicht sein, dass sich Lehrer alles leisten können und die Kinder in solchen Fällen als Lügner dargestellt werden?!
Oder ist man da als Elternteil wirklich der Wilkür der Lehrer ausgesetzt?

Naja, es gab ja vermutlich eine zweistellige Zahl kleiner Zeugen, also müsste sich ja doch rausfinden lassen, was in etwa wirklich passiert ist. Bringt eurem Kind halt einfach bei in so einer Situation selbstständig ins Sekretariat zu gehen oder die fraglichen Anweisungen der Lehrerin einfach zu ignorieren.

Soweit meine Meinung. Mal schauen was unsere Schulexperten so sagen.

Grüße
Berliner Schildkröte
High-water Food Service
Private Coffee, 3. preußisches Sanitätsgeschwader Berlin

07.09.2013, 13:51
Hallo Mäuschen,
eine Strafanzeige, wird hier wirklich nichts bringen.
Ich möchte dir nicht unterstellen, aber es bleibt wahrscheinlich unklar, ob der Ballwurf ins Gesicht mit Absicht (also vorsätzlich) war oder nur durch einen dummen Zufall.

Prinzipiell versuchen Lehrer (oder ich als Jugendgruppenleiter) die Schüler zum weitermachen zu motivieren. Wenn es dem Schüler aber wirklich schlechter/schlechter geht, sollte er sich der Lehrerin widersetzen und selbst den Weg ins Sekretariat einschlagen.

Ich kann deinen Ärger verstehen, kenne aber auch die Lehrerseite, da ich in einem Lehrerhaushalt wohne. Sehr viel Zeit geht in den letzten Jahren für solche Streitereien drauf. Es kann einfach nicht sein, dass sich die Schulämter, die definitiv viel mehr und besseres zu tun haben, mit solchen Kleinkriegen beschäftigen müssen.

Ich verstehe deinen Unmut, aber (obwohl ich selbst erst 20 bin, behaupte ich das mal aus Erfahrung) die Jugend und auch die Eltern werden immer verpienster und möchten mittlerweile sehr viel über die übergeordneten Stellen und die Judikative regeln. Klar, wir sind in einem Rechtsstaat, aber war wäre vor 10-20 Jahren bei so etwas passiert? Meine Mutter hätte zu mir gesagt: "Spinnst du, wegen 'nem Ball so ein Theater zu machen? Spiel halt weiter."
Das sind Erfahrungen, die ich leider auch in einer anderen Jugendgruppe (in der ich manchmal aushelfe) gemacht habe. Man sollte selbst auch einfach mal wieder mehr tolerieren und Respekt haben.
OT: Es gibt sehr schöne Beispiele über die ältere Generation: Wenn man heutige Maßstäbe anlegt, müssten alle vor 1975 geborenen längst tot sein. Früher durften wir auch im Kindergarten auf den Bäumen klettern ("Wer hochklettern kann, muss auch wieder runterklettern"). Heute ist das strengstens verboten in diesem Kindergarten, weil mal ein Kind vor wenigen Jahren sich nicht mehr runter traute. Auch in meiner Kindheit wäre das noch egal gewesen. Dann wäre das Kind ein paar Minuten da oben gelassen worden und irgendwann kam jeder wieder runter.

Letztlich liegt es bei dir, wie du dich entscheidest. Wir möchten dir nichts vorschreiben, sondern nur auf die andere Seite der Medaille hinweisen. Letztlich hat die Lehrerin eine Fürsorgepflicht und man sollte klären (aber erstmal im kleinen Rahmen), in wie weit die hier ausgenutzt oder missachtet wurde.

Viele Grüße
LaFiDi
"Wir essen jetzt Opa!"
Satzzeichen retten Leben!
10.07.2015, 18:37
Hallo Im Forum
zu diesem Thema hatten wir neulich einen Einsatz unseres SSD ( Gymnasium Eckental )
ein Mitschüler von mir hatte sich während eines Spieles in Sport eine sehr schmerzhafte Patella Luxation zugezogen, ich als SSDler bin natürlich sofort hin und der Lehrer hat mich weggeschickt obwohl ich mehrmals betonte dass ich Schulsani bin. Nun zum eigentlichen Thema er hat sich 30 sek mit ihm unterhalten und dann 5min gebraucht um einen Eispack solche Mehrfachdinger aus der Umkleide zu holen di ca. 15 m entfernt liegt, ohne eine Betreuung festzulegen für den verletzten Schüler. Ich habe daraufhin über meinen Kumpel "weitere Kräfte" anfordern lassen. Es kam dann soweit dass der Lehrer zu einem Gespräch mit dem Direktor einberufen wurde der nicht zimperlich war.
So meine Erfahrung
Der Schüler wurde dann unter Notarztbegleitung in die Klinik eingeliefert (bodengebunden)
Viel Grüße
Sanitätshelfer und JFler
Am schönsten Gym Bayerns
Gymeck
10.07.2015, 20:16
Ich weiß nicht, ob die Kenntnisse eines Schulsanitäters dem medizinischen Verständnis des Sportlehrers weit überlegen sind. Dieser hat im Rahmen seiner Tätigkeit wohl schon grob den Aufbau eines Gelenks verstanden, und sollte Grundsätze der ersten Hilfe kennen. Mehr gibt es in diesem Fall durch den Schulsani nicht zu tun.

Dass im Weiteren Verlauf eine notarztbegleitete Klinikfahrt erfolgt hat wohl lediglich den Grund einer suffizienten Analgesie. Ein Leben hat der Notarzt in diesem Fall wohl ebenso wenig gerettet wie der Schulsani. Viel eher ist das Patientenkomfort (der natürlich ebenso Teil der modernen Notfallmedizin ist).

Bezüglich des im Eingangspostings schließe ich mich den bisherigen Beiträgen an und rate (aus eigener Erfahrung) zum "runden Tisch". Anzeigen oder Einbeziehung der Öffentlichkeit sollten die letzten Schritte sein. Sicher hätte man sich empathischer um deine Tochter kümmern können und ihr eine Pause einräumen. Eine weitere Versorgung sehe ich hier nicht unbedingt als notwendig an.
Hat denn schon ein Gespräch mit der Sportlehrerin stattgefunden?
10.07.2015, 20:51
Ich glaube nicht, dass bezüglich des Eingangspostings nach knapp zwei Jahren noch eine Antwort zu erwarten ist. But you never know... :D

@Moritz: Klingt fast, als läge bei euch das Problem in der Kommunikation und der gegenseitigen Akzeptanz. Der Sportlehrer hat in dieser Situation nach wie vor die Verantwortung, ist sicherlich aber auch nicht ganz entspannt, wenn sich mal wieder ein Schüler verletzt hat. Die Tatsache, dass du deinen Sonderstatus mehrfach betonst, führt in einer solchen Situation sicherlich eher selten dazu, dass du dich unmittelbar beliebter machst. Das kann auch schonmal als "Ich weiß eh alles besser als Sie" verstanden werden, wenn der Kollege unter Anspannung steht. Entscheidungen über seinen Kopf hinweg sind für mich ein absolutes no go, aber darüber will ich nicht weiter urteilen, da ich in der Situation nicht dabei war und sie hier doch recht subjektiv geschildert ist...

lg Caro
12.07.2015, 16:07
Ja den Sportlehrer mag keiner , da er aber wusste, dass ich Sani bin ( vom Skilager ) hatten dort einen der Einen mit ^^KoPlaWu^^ was nur aufgeschürft war. Also hätte er es wissen müssen
Viel Grüße
Sanitätshelfer und JFler
Am schönsten Gym Bayerns
Gymeck
12.07.2015, 17:10
Trotzdem bleibt es noch ihm überlassen, ob er von seinem Wissen Gebrauch machen möchte, oder ob er denkt, dass es auch ohne passt. Das mag hart klingen, aber gerade die Kollegen, die häufiger mal mit Verletzungen zu tun haben, also auch nicht ganz ohne Routine da stehen (das sind vor allem die Kollegen aus der Fachschaft Sport, die übrigens spätestens alle 2 Jahre ihren EH-Schein auffrischen müssen) geraten nicht gleich bei jedem Unfall in Panik und sehen die Notwendigkeit, den Schulsanitätsdienst ran zu lassen, vielleicht auch etwas weniger gegeben als der Musiklehrer, der alle 10 Jahre mal ein Pflaster auf eine Blase kleben muss. Und gerade dann stößt es den Kollegen meist ganz schön auf, wenn ein Schulsanitäter darauf beharrt, wie supertoll er ist und wie viel besser er alles kann. Und ohne das irgendwie abwertend zu meinen: Genau das lese ich bei dir häufiger mal zwischen den Zeilen.
Was ich eigentlich sagen will: Hilfe anbieten, helfen, wenn Hilfe erwünscht ist und sich still und heimlich in den Hintergrund verziehen, wenn keine Hilfe erwünscht ist, führt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu, dass die Hilfe in Zukunft deutlich häufiger erwünscht sein wird. Anfangs einfach mal kleinere Brötchen backen, akzeptieren, wenn ein Kollege den Schulsanitätsdienst nicht in Anspruch nehmen möchte, bei den anderen Einsätzen solide Arbeit leisten, ohne damit rumzuprollen, wie toll man ist und spätestens dann spricht sich im Lehrerzimmer rum, dass ihr einen guten Job macht und es euch nicht nur ums Selbstimage geht - das widerum führt dann in der Regel auch dazu, dass selbst der Sportlehrer ab und zu mal eine Hilfeleistung abgibt, obwohl er auch so klargekommen wäre ;)
Andersrum wird besagter Kollege nach dem Gespräch bei der Schulleitung auch in Zukunft erstmal wenig Lust haben, mit dem SSD zu kooperieren....

Soweit zumindest meine Erfahrung aus 3 Jahren Lehrerzimmer, in denen ich immer und immer wieder zwischen Schulsanitätsdienst und skeptischen Kollegen vermittelt habe.

lg Caro
12.07.2015, 18:45
caro87 hat geschrieben:Das mag hart klingen, aber gerade die Kollegen, die häufiger mal mit Verletzungen zu tun haben, also auch nicht ganz ohne Routine da stehen (das sind vor allem die Kollegen aus der Fachschaft Sport, die übrigens spätestens alle 2 Jahre ihren EH-Schein auffrischen müssen) geraten nicht gleich bei jedem Unfall in Panik und sehen die Notwendigkeit, den Schulsanitätsdienst ran zu lassen, vielleicht auch etwas weniger gegeben als der Musiklehrer, der alle 10 Jahre mal ein Pflaster auf eine Blase kleben muss.


Ich will ja nicht pingelig sein, aber bei einigen Lehrern an unserer Schule sieht der jährliche(!) Erwerb des EH-Scheins so aus, dass sie sich ca 10-15 min in den EH-Kurs setzen, auf einer Liste unterschreiben und danach verschwinden.

Trotzdem hat Caro recht, wenn sie sagt, dass v.a. Sportlehrer bei einigen Verletzungen doch nicht so wenig Ahnung haben, wie es manchmal scheint.

Also: Bälle flach halten und auch mal akzeptieren, wenn man mal nicht gebraucht wird. Schließlich passieren auf der Welt so viele Unfälle, bei denen kein Schulsanitäter vor Ort ist und benötigt wird ;)
12.07.2015, 19:14
Hinzu kommt eine gewisse Routine, da sich gerade im Sportunterricht Verletzungsmuster wiederholen. Bei der sechsten Patellaluxation im Unterricht ist man vermutlich einfach gelassener als ein Schulsanitäter, der zwar gelernt hat, wie man die behandelt, in der Praxis aber noch gar keine gesehen hat.

BTW: Das alles soll übrigens nicht heißen, dass ich grundsätzlich auf Seite der Sportlehrer bin. Was Sophia da beschreibt, ist allerdings auch ein Grund, dem Ausbilder, der das durchgehen lässt, seine Ausbilderbefugnis mal etwas, sagen wir mal, in Frage zu stellen.
12.07.2015, 20:41
Ja dieser Auffassung bin ich auch, da er aber der Meinung war, dass wir eh nichts können und er dies auch nach dem Einsatz mir und dem anderen Sani mitgeteilt hat bin ich der Meinung , (dass wir ihm das nächste Mal den Rucksack hinstellen und er das selber behandeln soll)
so als kleinen Scherz am Rande. Wenn man außerdem dem Schüler mit einer Patellaluxation sagt, Dass er nicht simulieren solle, dann ist da doch wohl was falsch??????
Viel Grüße
Sanitätshelfer und JFler
Am schönsten Gym Bayerns
Gymeck
12.07.2015, 21:39
Das ist doch eine klare Notarzt-Indikation. Er hätte aus meiner Sicht sofort die Rettungskette in gang setzen müssen, drei Schüler zum Einweisen schicken und das verletzte Kind schonmal auf der Kat-Trage zum Ausgang tragen lassen müssen. Sowas sollte umbedingt per CT abgeklärt werden. Ggf. wäre auch eine Kurznarkose für den Transport sinnvoll gewesen.
12.07.2015, 21:40
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