Halloweenparty

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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18.10.2010, 21:25
Christian ist 1,75m groß und ca. 72 kg schwer.

BZ 36

Trage wird gerade geholt.

18.10.2010, 21:33
Also RD ist alarmiert?
SSL soweit klar?
Kein Erbrechen?
Die Werte für Puls AF RR nochmal bitte!
Wie lange dauert der Einsatz schon?
Wann war Alarmierung des RD?
(Zur besseren Zeitorientierung!)
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

18.10.2010, 23:30
Erlaubt unsere Trage eigentlich eine kombinierte Seiten- und Schocklage? Wäre jetzt nämlich ganz gut.
Joa, der BZ ist ja schon arg niedrig, aber bei der gestörten Bewusstseinslage können wir wohl oral nichts mehr geben, also hoffen wir mal auf nen schnellen RD. Und wir sollten evtl. nochmal fragen, ob er häufiger solche Mengen trinkt, könnte dann für die weitere Therapie evtl. hilfreich sein, obwohl die Symptomatik doch eigentlich für eine für ihn akut lebensbedrohliche Menge Alkohol spricht.

19.10.2010, 11:40
RD ist unterwegs.

Der Pat. liegt in der SSL. AF 16, Puls 104, RR 100/70

Einsatz dauert ca. 5min

Alarmierung RD abgeschlossen: gerade eben

Ihr habt eine typische graue Klapptrage-

Er trinkt laut seinen Freunden halt, wenn sie weggehen mal was, wie alle Jugendlichen in dem Alter. Von Christian selber erhaltet ihr hierzu keine Äußerung.

19.10.2010, 11:57
Gut, dann überwachen wir den Pat. jetzt bis zum Eintreffen des RD. Außerdem könnten wir mal einen Einweiser rausstellen.
Zuletzt geändert von Sonnyboy am 19.10.2010, 12:13, insgesamt 1-mal geändert.

19.10.2010, 15:29
Also ganz wichtig, wir überwachen auf jeden Fall in regelmäßigen Abständen Vitas, und wir beachten psychische BEtreuung, also Reden, vielleicht mal Schulter halten...oder so!
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

19.10.2010, 21:39
Ok, der Rettungsdienst ist da.

19.10.2010, 22:47
Gut, dann mach ich mal die Übergabe, auch wenn sanifressack das wohl besser könnte:
Guten Tag, das ist der 15-jährige Christian mit V.a. schwere Alkoholintoxikation mit Hypoglykämie und beginnendem Schock DD Hypoglykämie unklarer Ursache. Laut Freunden hat er mindestens eine Flasche Vodka getrunken, der BZ liegt bei 36 mg/dl. Bei unserm Eintreffen war er noch orientiert, wurde dann zunehmend somnolent. Die zu Beginn gemessen Vitalwerte waren ein RR von 100/70, eine HF von 104 und eine AF von 16, diese Werte blieben bei weiteren Kontrollen unverändert. Die Pupillenkontrolle war unauffällig, bei der Inspektion und einem Bodycheck waren keine Zeichen für ein SHT oder anderes Trauma zu finden, eine Einnahme von weiteren Drogen wurde verneint.

20.10.2010, 12:25
Nein, das hast du toll gemacht!

Ach ja, wir fragen noch, ob wir noch helfen können, oder ob noch Fragen da sind!
Retter auf dem Weg zur Erfahrung!

20.10.2010, 22:33
Der Rettungsdienst bedankt sich für die freundliche Übergabe und nun ist Platz für Diskussionen und Verbesserungvorschläge. Ich werde morgen hierzu Stellung nehmen.
Zuletzt geändert von Gast am 20.10.2010, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.

20.10.2010, 23:08
Ok, also meine Einschätzung:
-Man hätte die Anamnese genauer und eindringlicher durchführen sollen, z.B. ob die Freunde sich über die getrunkene Menge Vodka sicher sind, in welcher Zeitspanne der Alkohol zu sich genommen wurde und wann. Wir hätten auch Christian dazu irgendwie befragen sollen, auf die Frage "Wieviel hast du getrunken", kriegt man ja eigentlich immer irgendwie eine Antwort.
-Wir hätten nach Zeichen suchen sollen, ob er wirklich Alkohol getrunken hat, z.B. Mundgeruch.
-Vorgehen hätte etwas systematischer sein können, z.B. nicht immer wieder zwischendurch einzelne Fragen, frühere BZ-Messung, Bodycheck eher später(Trauma war ja eher nicht anzunehmen, wobei man bei Bewusstseinstrübung wohl früher oder später nach möglichen Zeichen für einen Sturz auf den Kopf sehen sollte), evtl. frühere Seitenlage, aber über das I-Net konnte ich die Bewusstseinslage nicht so gut einschätzen.
-Man hätte die Absaugpumpe im ruhigen Raum mal auspacken und hinstellen können.

Joa, dann frage ich mich, ob der eher niedrige BZ durch den Alkohol bedingt war, oder eine andere Ursache hatte? Ich weiß zwar, dass bei Kindern der BZ-Abfall nach Alkoholkonsum häufige Folge ist, aber auch bei 15 Jahren(oder sogar bei Erwachsenen?)? Kann man hier irgendwas diagnostisches zur Unterscheidung tun, oder wird in der Klinik etwas getan?

21.10.2010, 11:48
Der BZ-Abfall hier war nur in Folfe des Alkohols. In der Klinik wird, wenn der Pat. aufgenommen wird meines Wissens ein Labor gemacht, darunter fällt auch der BZ-Wert und dieser wird bei Auffälligkeiten weiter kontrolliert. (vielleicht gibt es hier Leute, die in der Klinik tätig sind und mehr Ahnung haben)

Zu der Aussage der Patient sagt oder weiß immer, was er getrunken hat: Es gibt eine Aussage von Doktor House, die du auf die Realität übertragen kannst: JEDER PATIENT LÜGT!

Außerdem hätte ich noch eine Frage an euch: Womit begründet ihr eure kombinierte Schock- und Seitenlage?

21.10.2010, 12:00
Original von Iceman
(...) Zu der Aussage der Patient sagt oder weiß immer, was er getrunken hat: Es gibt eine Aussage von Doktor House, die du auf die Realität übertragen kannst: JEDER PATIENT LÜGT! (...)


Da irrst du leider. Gregory House, M.D. ist der Ansicht, dass "jeder Mensch lügt", nicht nur jeder Patient. Um das mal zu berichtigen. :-)
19 Jahre. Abiturient. Helfer-vor-Ort. Rettungssanitäter. Nebenamtlich im Rettungsdienst. Humanmedizinstudent im 2. Semester, EKT. Ausbilder EH, LSM, EH am Kind.

21.10.2010, 12:15
Original von Sonnyboy
Ok, also meine Einschätzung:
-Man hätte die Anamnese genauer und eindringlicher durchführen sollen, z.B. ob die Freunde sich über die getrunkene Menge Vodka sicher sind, in welcher Zeitspanne der Alkohol zu sich genommen wurde und wann. Wir hätten auch Christian dazu irgendwie befragen sollen, auf die Frage "Wieviel hast du getrunken", kriegt man ja eigentlich immer irgendwie eine Antwort.
-Wir hätten nach Zeichen suchen sollen, ob er wirklich Alkohol getrunken hat, z.B. Mundgeruch.
-Vorgehen hätte etwas systematischer sein können, z.B. nicht immer wieder zwischendurch einzelne Fragen, frühere BZ-Messung, Bodycheck eher später(Trauma war ja eher nicht anzunehmen, wobei man bei Bewusstseinstrübung wohl früher oder später nach möglichen Zeichen für einen Sturz auf den Kopf sehen sollte), evtl. frühere Seitenlage, aber über das I-Net konnte ich die Bewusstseinslage nicht so gut einschätzen.
-Man hätte die Absaugpumpe im ruhigen Raum mal auspacken und hinstellen können.

Joa, dann frage ich mich, ob der eher niedrige BZ durch den Alkohol bedingt war, oder eine andere Ursache hatte? Ich weiß zwar, dass bei Kindern der BZ-Abfall nach Alkoholkonsum häufige Folge ist, aber auch bei 15 Jahren(oder sogar bei Erwachsenen?)? Kann man hier irgendwas diagnostisches zur Unterscheidung tun, oder wird in der Klinik etwas getan?


1. Nein, eine eindeutige Antwort gibt es nicht immer auf solche Fragen. Und wenn doch, dann muss diese nicht stimmen. ;)

2. Wieso die Absaugpumpe erst im ruhigen Raum aufbauen? Entweder man hat die Befürchtung das Erbrochen wird, oder eben nicht. Wenn man diese hat, muss die Absauge konsequent von Anfang an stehen.

3. BZ Abfälle (gehören in den Müll höhö) sind bei Alkoholabusus nicht selten, egal ob Kind, Jugendlicher, Erwachsener, Betagter oder Hund.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

21.10.2010, 12:16
Original von Iceman
Außerdem hätte ich noch eine Frage an euch: Womit begründet ihr eure kombinierte Schock- und Seitenlage?

Durch beginnenden relativen Volumenmangel (Schock) in Folge des Alkoholkonsums. Bei genauerm Nachdenken hätte ich aber doch die Flachlagerung gewählt, denn die Symptome an denen ich dies festgemacht hätte, wären in der Situation nicht so eindeutig(RR syst. 100, kann in dem Alter normal sein, leichte Tachykardie, passt zur Hypoglykämie, Blässe, passt zur Hypoglykämie).

Zur Frage nach Alkohol: Man kann ja versuchen, ne Antwort(hab auch das Wort "irgendeine", und nicht genaue und 100% stimmende, verwendetn) zu kriegen, und wenn er auch sagt, dass er ne Flasche Vodka getrunken hat, ist es ja zusammen mit der Aussage der Freunde auch recht wahrscheinlich, dass er das auch getan hat, sodass das wohl mit einer größeren Wahrscheinlichkeit der Grund für seinen Zustand ist, als wenn er beteuert, nichts getrunken zu haben, und auch nicht nach Alkohol riecht, und die Freunde sich nicht sicher sind, wo man dann evtl. genauer nach anderen Ursachen fanden sollte.

Original von M1k3

2. Wieso die Absaugpumpe erst im ruhigen Raum aufbauen? Entweder man hat die Befürchtung das Erbrochen wird, oder eben nicht. Wenn man diese hat, muss die Absauge konsequent von Anfang an stehen.

Zu Anfang war er ja noch orientiert, und erst später hat Iceman geschrieben, dass er jetzt somnolent ist. Klar sollte man die auch während des Transports zur Hand haben, und ich wollte einfach nicht so drastisch schreiben: Absaugbereitschaft vergessen.
Zuletzt geändert von Sonnyboy am 21.10.2010, 12:35, insgesamt 2-mal geändert.

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