Fußball zerstört Träume... (SAN + erf. EH)

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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01.07.2011, 21:27
Aber die tun so weh...

Ja, der RD braucht schon ganz schön lang. Da scheint wohl die nächste Wache ausgeflogen zu sein. 8)

Die Mutter wird etwas hysterisch, und will wissen, was denn jetzt mit ihrem Sohn ist und ob das ganze schlimm ist und was jetzt passiert.
meine ich ... RA-Azubi ... Ex-SSDler am WEG Büdingen; Feuerwehrler bei der örtlichen FF; Mitglied beim MHD und dort bei SanDiensten, Fahrzeugpflege, im KatS und als Gruppenleiter bei der Jugend dabei; 18 Jahre

01.07.2011, 21:28
das Zelt ist leider verankert und kann so nicht transportiert werden.
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01.07.2011, 21:33
Bartsches kann sich ja um die Mutter kümmern...
ich beruhige den Jungen und checke ob die Coolpacks gut liegen... Es ist doch was zwischen Coolpacks und Haut?!
Naja, es werden ja wohl Regenschirme oder so aufzutreiben sein....
Mein Verein: DLRG
Meine Ausbildung: Sanitäter und Wasserretter

01.07.2011, 21:37
Also Bartsches beruhigt die Mutter.
Es liegt das Trikot zwischen Coolpack und Rücken.
Wer soll denn den Schirm holen gehen?

So, ihr seht auf dem rund 150 meter entfernten Parkplatz einen RTW ohne SoSi eintrudeln. Die beiden RD-mitarbeiter gehen auf euch zu und kommen nach 2 Minuten an. Dann mal bitte die Übergabe...
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01.07.2011, 21:46
"Du bringst nicht den Disponenten um. Du bringst nicht den Disponenten um. Du bringst nicht den Disponenten um." Ok, beruhigt.

"Ok, der Patient hat nach einem Tritt mit beiden Beinen in den Rücken auf Leberhöhe, er war zuvor schon gestürzt, stärkste Schmerzen in gesamten Rücken, besonders um die Mitte herum. Keine Sensiblitität oder Motorik in den Füßen. Puls und Blutdruck normal, der Patient wurde nicht bewegt und der Rücken gekühlt. Wärmeerhalt war unzureichend. Alles weitere hier in der Dokumentation. Können wir noch helfen?"
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01.07.2011, 21:47
Ende?
Ok, erste Frage: Warum schickt der Dispo nen RTW ohne SoSi und keinen NA?
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01.07.2011, 21:59
wie einer unsrer Disponenten im Kreis zu sagen pflegt: da schigge ma ma eene gugge (nen RTW). Und das ist bei dem Praxis.

"Ja, ihr könnt uns bitte unsren Rucksack und unser EKG aus dem RTW holen. Könnt ihr mit nem Spineboard umgehen? Und nehmt doch mal bitte die Coolpacks da weg, der zittert ja schon!"

Der Assistent bestellt sich erstmal ein NEF und ein neuro. Bett, legt einen Zugang und gibt Dormicum/Ketanest.

Ja, das wär's dann hiermit. Also das ganze ist mir letzte Wochenende bei nem SanDienst passiert. Dabei hatten wir eben noch einen RTW da stehen, den hab ich jedoch hier sinnigerweise rausgenommen.

Warum der Dispo nur einen RTW ohne SoSi schickt, weiß ich net, das hat er bei uns auch gemacht. Das NEF kam dann mit SoSi und naja, der Heli iwie auch ohne :D :P

so, dann erstmal bitte von dir eine Selbsteinschätzung. Ich werde dann vor dem schlafen gehen oder wenn Bartsches sich gemaldet hat meinen Senf dazu geben.
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01.07.2011, 22:05
Also ich habe einige Entscheidungen getroffen, über die man sicher diskutieren kann. Z.B. das nicht Stifneck, den unvollständigen Wärmeerhalt oder das Kühlen. Das erklär ich gerne! Ansonsten kann es sein, dass ich Dinge zu spät gemacht habe, mir fallen aber auf Anhieb grad keine ein.

So, jetzt hätte ich gerne dein Feedback. Ich fand das FB interessant, insofern würde ich mich über eine ausführlichere Bewertung, meinetwegen auch per PN freuen. Wenn möglich noch heute... :D
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01.07.2011, 22:29
ok, na dann schreib ich doch jetzt noch was.

Also anfangs war leider Chaos, das war mein Fehler und tut mir leid.

Die Punkte, auf die ich hinauswollte waren der Stifneck ja/nein, der Wärmeerhalt, das Nicht-bewegen und der Umgang mit der Mutter.

Dass der Stifneck nicht angelegt wurde fand ich in Ordnung, da Bartsches die eben keine Hilfe gewesen wäre und der RD des eh machen würde, der auch geübter ist.
Der Wärmeerhalt kam vll etwas zu spät, da es andauernd regnet, das nasse Gras schnell auskühlt und die Temperatur bei 15° C liegt.
Der Patient wurde (bis auf das mit dem Bodycheck am Thorax, da hätte er wohl bewegt werden müssen) nicht bewegt, was hier genau der richtige Weg war.
Auf die Muter wurde leider nicht wirklich eingegangen, das hätte der dritte Mann sehr gut machen können, da diese doch sehr hysterisch und überfordert war.

Das mit dem kühlen finde ich ungelungen, da der Patient doch sehr stark durch die großflächige Kälte auskühlt. Auch hatte der Patient sehr starke Schmerzen durch das Gewicht, also hätte man diese wieder wegnehmen sollen.
Die Sauerstoffgabe hätte über Maske erfolgen sollen, das hätte der Patient tolleriert.
Das Überwachen der Vitalfunktionen fand ich gut, auch wenn hier jetzt keine Verschlechterung zu beobachten war.
Man hätte mehr mit dem Patienten kommunizieren können, da er sehr viel Angst hatte, was denn nun mit ihm passiert, weil er auch seine Beine nicht mehr spürt. Das hätte ihn beruhigt und abgelenkt. Auch hätte man ihm von selbst erklären können, was ihr macht, das hätte ihn nicht noch mehr verunsichert.

Die Zusammenarbeit im Team war eben nicht so gegeben, da Bartsches nicht so viel geschrieben hat und es auch keinen dritten in Person gibt. Allerdings hätte man die Aufgaben verteilen können, sodass sich dauerhaft einer um den Patienten und einer um die Mutter kümmert.

Das war dann soweit meine Kritik, ich hoffe ich habe nichts vergessen. Falls doch, einfach fragen! Ich fände es jetzt durchaus interessant, wenn du die genannten Dinge noch erklären würdest, Zeuschen.
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01.07.2011, 22:48
OK, danke für das FB, danke für das Feedback.
Es ist immer schwer ne Betreung zu verschriftlichen :-D
An die Mutter hatte ich tatsächlich nicht mehr gedacht...
Wenn der Bodycheck Bewegung erzwungen hätte, so wäre er nicht gemacht worden. Das hatte ich auch so geschrieben.

Zu dem Wärmeerhalt: Da hätte ich in der Tat früher dran denken sollen, allerdings hatte ich den Regen verdrängt (wäre mir im RL nicht passiert ;) ) und ich wollte mir den Rücken auf jedenfall vorher mal ansehen.
Ein vollständiger Wärmeerhalt hätte Bewegung erfordert. Hierdurch hätte ich irrevesible Schäden auslösen können, dafür habe ich lieber eine Unterkühlung des Abwehrstadiums in Kauf genommen, da ich auch mit einem RTW innehalb von 10 min gerechnet habe...

Was das Kühlen angeht... Bei Rückenverletzungen entstehen neurologische Symptome häufig durch Schwellungen. Außerdem freut sich der Neurochirurg, wenn er eventuelle gebrochene Wirbel schneller operieren kann. Auch eventuelle Blutungen werden gemindert... Ich hatte übrigens auch mit ner schnelleren Analgesie gerechnet, aber die Schmerzen des Patienten waren in dem Moment aus meiner Sicht das kleinere Übel.
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01.07.2011, 23:04
Ich hatte eben nur den Teil mit dem Bodycheck am thorax nicht verstanden, aber nicht bewegen ist definitiv das richtige.

Ein vollständiger Wärmeerhalt wäre auch nicht richtig gewesen, jedoch hätte ich nicht gekühlt, das eben auskühlt.
Wir hatten mit einem RTW in 3 min gehofft, weil unsre Wache im gleichen Ort ist, aber die waren weg, also haben se 20 min (eben ohne SoSi) gebraucht.

Ja, das mit dem kühlen... also der rote Bereich war bestimmt 30x25, also doch recht groß. Wenn man nun mit den Coolpacks (auch wenn eben mit was dazwischen) das alles kühlt geht doch sehr viel Wärme verloren. Da es regnet, er im nassen Gras liegt, er blass wird und zittert denke ich sollte man sich dagegen entscheiden, ich höre aber gerne noch andere Meinungen (unsre RD-Mitarbeiter!?)

Die schnelle Analgosedierung... tja, das hat bei uns auch nicht so recht geklappt. Erst kommt der RTW von weit her, dann ohne SoSi und dann muss das NEF noch vom gleichen Standort nachalarmiert werden. Zudem ist bei uns dann das Ganze nur erfolgt, weil wir Medis dabei hatten, da die Herren vom RTW mit leeren Händen zu uns gekommen sind. Tja.
Allerdings lag bei und der Patient noch länger im nass-kalten, da er erst mit dem NEF zusammen umgelagert wurde und dann lag er nochmal 15 min da rum, bis der Heli kam, also wäre er mit dem kühlen des Rückens wohl sehr stark ausgekühlt gewesen!

So, ich denke, das FB ist dann hiermit freigegeben, da ich selber weitere Meinungen über das Kühlen hören möchte. Bartsches darf natürlich gerne noch was schreiben.
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02.07.2011, 10:16
Zu dem RTW ohne SoSi habe ich mir grade nochmal den hier im FB abgegebenen Notruf durchgelesen:

"Ja Hallo, hier ist Zeuschen vom Fußballspiel in dem und dem Stadion, der und der Platz. Wir haben hier einen Patienten, der wohl absichtlich von einem Mitspieler erst zu Boden geschubst und dann mit beiden Füßen auf den Rücken getreten wurde und nun starke Schmerzen vorallem Imm bereich der unteren BWS hat. Wir bräuchten hier einen RTW und einen NA."


Ein Spieler wurde geschubst, getreten, und hat jetzt da, wo er getreten wurde, Schmerzen. Bei den Angaben hätte ich vermutlich auch erstmal nur einen RTW geschickt, vielleicht sogar auch ohne SoSi, da eine vitale Gefährdung des Patienten daraus m.E. nicht erkennbar ist.
Hier fehlten die Angaben
- stärkste Schmerzen
- Sensibilitätsstörungen der unteren Extremitäten (-> V.a. WS-Trauma)
- Blässe, Zittern (-> beginnender Schock?)
Diese Angaben jede für sich wären eine klare NA-Indikation gewesen, aber der Notruf, so wie er abgesetzt wurde, gibt das halt nicht her... Jetzt wurde z.B. die Sensibilitätsstörung erst nach dem Notruf festgestellt. In diesem Fall wäre es durchaus sinnvoll gewesen, das nachzumelden. Dann wäre sicher auch der RTW mit SoSi und auch direkt ein NEF angerückt.

Dann zum Thema Kühlen:
Original von Zeuschen
ok, wir bessern den Wärmeerhalt noch weitestmöglich nach, aber wir kühlen den Rücken!

Zumindest solange biis er anfängt wegen Unterkühlung einzutrüben....


Diese Aussage musste ich zweimal lesen.
Das ist in meinen Augen eine vorsätzliche Körperverletzung.
Wenn der Patient wegen der Unterkühlung eintrübt, habt ihr es geschafft, ihn in Lebensgefahr zu bringen.
Der wichtigste Grundsatz "Do no further harm" (-> Füge dem Patienten keinen weiteren Schaden zu) wurde hier absolut und wortwörtlich eiskalt missachtet.
Sollte sich einer meiner Leute jemals in dieser Form äußern, kann er sich mindestens auf mehrere längere und sicher für ihn sehr unangenehme Gespräche unter vier Augen "freuen".

02.07.2011, 10:21
Also hättest du nicht gekühlt?
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02.07.2011, 10:33
Das hätte ich sicher von der Situation abhängig gemacht. Aber ich hätte garantiert nicht so exzessiv gekühlt, dass der Patient dabei auskühlt. Das lernt man übrigens schon im EH-Kurs... Und wenn der Patient dann noch angibt, dass er durch die Kühlpacks stärkere Schmerzen hat, kannst du gar nicht so schnell gucken, wie die Dinger da wieder weg sind.

02.07.2011, 10:35
Ist mein Argument von wegen innerer Blutungen und Schwellungen um das Rückenmark denn quatsch?
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