Ein Tag am See

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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21.03.2009, 14:57
@ ani:
Stimmt - das mit der Sauerstoffmaske hätte ich noch erwähnen sollen.... War für mich so selbstverständlich, dass ich vergessen habe, das hier zu schreiben. Danke für den Hinweis.
Caro, 28, Lehrerin.

21.03.2009, 18:11
> Sie konnte hier zwar nicht beantwortet werden, jedoch hätte ein Blick auf den Tiefenmeter der Taucherconsole genügt, um zu sehen, auf was der Maximaltiefenzeiger steht.
Stimmt. Die Dinger hätte man schonmal für den RD "sicherstellen" können. (Lagen im Vorzelt^^)

> Ein Dekompressionsunfall entsteht ja eigentlich meistens nur bei zu schnellen Auftauchen.
Ähm - sicher das du das nicht mit Überdruckunfall verwechselst? Zu einem Dekompressionsunfall kann es immer dann kommen, wenn keine (ausreichenden) Dekompressionsphasen im Tauchgang eingeplant wurden. Wenn ich also ganz schnell abtauche, dann kann ich auch ganz schnell wieder auftauchen (was z.B. Apnoe-Taucher machen). Für den Ersthelfer genügt es aber denke ich, wenn er einfach daran denkt den Tauchcomputer einzupacken - bei der Druckkammer wirds schon wen geben, der den Tauchgang dann genau rekonstruieren kann.

> Warum max. O² Flow, wenn er definitiv nicht bis zum Eintreffen des RD reicht?
Die genaue physiologische ERklärung kann ich dir leider auch nicht nennen, allerdings handelt es sich dabei um eine Empfehlung der "offiziellen" Leitlinien für Tauchunfälle. Ich denke, dass hängt damit zusammen, dass beim Tauchunfall nicht der O2-Mangel das Problem ist, sondern die Gewebe-Aufsättigung mit N2. Damit ich jedoch das N2 möglichst schnell abatmen kann, benötige ich einen möglichst hohen Gasgradienten in der Lunge. D.h. ich möchte möglichst wenig (besser gar kein N2) in der Einatemluft haben. Und da ich das N2 in der Umgebungsluft ja mit irgendwas ersetzen muss, gebe ich ihm stattdessen halt 100% O2. Theoretisch müssste es meiner Meinung nach also auch möglich sein, den Patienten ein Gasgemisch 21% O2 und 79% Edelgase atmen zu lassen. Das wäre aber wahrscheinlich recht unpraktisch und teuer ;-)
Aber vielleicht kann Ani/ Don das noch genauer erklären? Und bei der Gelegenheit auch nochmal erläutern, warum die Flüssigkeitssubstitution so wichtig bei Tauchunfällen ist?

21.03.2009, 20:20
Durch den hohen Sauerstoffflow wir nicht nur der Sauerstoffpartialdruck im Blut, sondern auch im Gewebe erhöht. Damit soll der Stickstoffpartialdruck reduziert und die Gasblasenbildung reduziert werden.

Die Flüssigkeitszufuhr dient der Gasembolievermeidung.

21.03.2009, 21:19
Ein RTH/ITH wäre bei diesem Fallbeispiel für angebracht gewesen.


In dieser Pauschalität ist diese Aussage nicht richtig. Ob ein RTH indiziert gewesen wäre, hängt von der Entfernung zur nächsten Druckkammer ab.

Übrigens wäre eine kausale Therapie, den bewußtseinsklaren Patienten einfach wieder abzutauchen. (Als ultima ratio, wenn man sich gerade auf einem einsamen Boot vor den Malediven befindet und die nächste Druckkammer Stunden entfernt ist.)

Eigentlich sollte ein Sporttaucher alle Tauchgänge als Nullzeittauchgänge planen - dann muss er sich letztlich keine Gedanken über die Auftauchzeit machen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

21.03.2009, 21:23
Original von peit
bei der Druckkammer wirds schon wen geben, der den Tauchgang dann genau rekonstruieren kann.


Naja - die Nullzeittabellen geben ja nur Durchschnittswerte an. Im Einzelfall kann es schon früher zu einer Dekompressionskrankheit kommen. Daher wird der Patient schon bei Verdacht in die Druckkammer kommen ohne dass sich jemand groß Gedanken macht über eine genaue Rekonstruktion.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

21.03.2009, 21:25
> Ein Dekompressionsunfall entsteht ja eigentlich meistens nur bei zu schnellen Auftauchen.
Ähm - sicher das du das nicht mit Überdruckunfall verwechselst? Zu einem Dekompressionsunfall kann es immer dann kommen, wenn keine (ausreichenden) Dekompressionsphasen im Tauchgang eingeplant wurden. Wenn ich also ganz schnell abtauche, dann kann ich auch ganz schnell wieder auftauchen (was z.B. Apnoe-Taucher machen). Für den Ersthelfer genügt es aber denke ich, wenn er einfach daran denkt den Tauchcomputer einzupacken - bei der Druckkammer wirds schon wen geben, der den Tauchgang dann genau rekonstruieren kann.



Der Unterschied zum Apnoetauchen besteht in d Dauer, die man auf einer bestimmten Tiefe unter bestimmtem Luft und Umgebungsdruck verbringt. Beim Apnoe wird dabei die Lunge durch den fehlenden Gasaustausch der Atmung zusammen gepresst. Beim normalen Tauchen wird die Atemluft dem Umgebungsdruck angeglichen, dadurch muss man beim auftauchen eine bestimmte Dekompressionspause einhalten. Diese gibt es beim Apnoetauchen nicht.

Somit gibt es die Tauchunfälle eigentlich nur beim Tauchen mit Gerät bei zu schnellen Auftauchen oder beim Notaufstieg, wenn danach die Dekompressionspausen auf entsprechender Tiefe nicht eingehalten werden.
Quod licet Iovi, non licet bovi.

21.03.2009, 21:44
@KruSan

Die Dekompressionskrankheit ist typisch für zu schnelles Auftauchen. Das ist richtig dargestellt.

22.03.2009, 03:45
Geht es dabei nicht eher um das nicht einhalten von Pausen als um die absolute Geschwindigkeit? D.h. ich kann zwar ein paar Meter extrem schnell nach oben schwimmen solange ich dann eine ausreichend lange Pause für den Gasaustausch einhalte? Bzw. wenn ich nur sehr kurz (z.B. wenige Sekunden) sehr tief unten war kann ich auch sehr schnell wieder auftauchen. Oder meinen wir dabei eigentlich das gleiche?

22.03.2009, 07:48
Wir meinen das gleiche...

22.03.2009, 08:57
Hier siehst Du mal eine (zugegebenermaßen alte) Nullzeittabelle.

http://www.kadi.onpw.de/decotab/usn/usnavy1.jpg

(Übrigens kann man daraus ableiten, dass Euer Taucher bei 15m maximaler Tiefe ca. 100 Minuten hätte unten bleiben können, ohne irgendwelche Dekostops einhalten zu müssen :) )

Nochmal: Freizeittaucher sollten alle Tauchgänge als Nullzeittauchgänge planen. Damit können sie jederzeit auftauchen, ohne irgendwelche Dekostops einzuhalten.

Dekostops werden interessant, wenn man an einem Tag sehr viel oder sehr tief taucht.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

22.03.2009, 13:44
http://www.vanwaasen.de/TABLES/DECO2000-700/DECO2000-700.HTML

hier mal ne neue Tabelle, mit der auch ich tauchen gehe.

selbst wenn du nur kurz tief tauchst, muss du teilweise schon Dekopausen einhalten, so zum Beispiel bei bereits mehr als 48Metern, da immer aufgerundet wird auf den nächsten Tabellenwert. Nullzeit bei mehr als 15Meter is 45 Min. Wenige Sekunden in einer Tiefe werde dann bereits zum nächst höheren Wert aufgerechnet.
Aufstieggeschwindigkeit ist festgelegt als 10m/mmin.
Quod licet Iovi, non licet bovi.

22.03.2009, 17:38
Original von peit
> Sie konnte hier zwar nicht beantwortet werden, jedoch hätte ein Blick auf den Tiefenmeter der Taucherconsole genügt, um zu sehen, auf was der Maximaltiefenzeiger steht.
Stimmt. Die Dinger hätte man schonmal für den RD "sicherstellen" können. (Lagen im Vorzelt^^)


Original von Kerstin
Einer der Sanis darf auch mal die komplette Tauchausrüstung des Mannes einsammeln (Tauchcomputer, Tiefenmesser, Flasche, whatever) und sicher verwahren.


Nach Tauchdauer und Tiefe wurde übrigens auch gefragt. ;)

Die vielen Anrufe bei der Leitstelle sind beim Schreiben wohl ein bisschen an mir vorbei gegangen... Viermal ist wirklich arg oft :rolleyes:
Insgesamt ein schönes Fallbeispiel, bei dem auch ich was dazugelernt habe, mit dem Sauerstoffflow war ich mir nämlich auch unsicher...
Spaß gemacht hat's trotzdem!
Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, sie so zu machen, dass wir sie verstehen können. (Albert Einstein)

22.03.2009, 21:18
Ok, dann habe ich das mit der Tauchausrüstung übersehen :-)

Nochmal zu den Anrufen: Gerade solche Koordinierungsprobleme lassen sich sicherlich schlecht in ein Fallbeispiel übertragen, weil es da im Forum ganz andere Schwierigkeiten als in der Realität gibt. Aber vielleicht sollte das uns alle daran errinnern, wie wichtig es ist - zumindest in der Realität - koordiniert und geordnet vorzugehen.

Mir hat's Fallbeispiel auch Spaß gemacht und die Diskussion im Anschluss schien ja auch ganz fruchtbar zu sein :-)

22.03.2009, 21:46
Dafür gibt es in der Realität keinen Moderator, der hilfreiche Tipps gibt. Machen wir uns nichts vor: in der Realität wäre die Verdachtsdiagnose "Tauchunfall" in seiner Konsequenz frühestens durch den Notarzt gestellt worden.

Ansonsten ein schönes Fallbeispiel, das diesen hierzulande eher seltenen Notfall thematisiert.

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