Grundschüler mit Atemnot [2 SanHs]

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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06.08.2014, 21:56
Nein.
Er antwortet mit einem Kopfschütteln.

06.08.2014, 22:07
Dann Frage ich ihn mal: "Hast du Schmerzen, wenn du runterschluckst?"

06.08.2014, 22:11
Er guckt nur ängstlich drein. Er zeigt dir, dass wenn er schluckt, der Speichel an den Mundwinkeln herunterläuft.

06.08.2014, 22:22
Ich nehme ihm dann mal die O2-Maske vom Kopf und halte sie ihm dann mit ein bisschen Abstand vor Mund und Nase.
Splash kann ihm dann noch eine Nierenschale unterhalten und ihn mit den Oberkörper weiter nach vorne lehnen lassen.

Okay, wo bleibt eigentlich der Rettungsdienst?^^

06.08.2014, 22:28
Die Männer in leuchtrot kommen schon angetrottet und möchten eine detaillierte Übergabe.
Wenn du möchtest kannst du schonmal mit der Eigenkritik an dir und Splash anfangen.
Du kannst gerne auch fröhlich eine Verdachtsdiagnose abgeben.
Meine Kritik/mein Lob geb ich dann nach euch ab. :)

06.08.2014, 22:41
Dann mal an die netten Herren: "Das ist der Jannis, 5 Jahre alt. Wir haben den Verdacht, dass er an einer Kehldeckelentzündung erkrankt ist. Er hatte bis vor ca. 10 eine Sauerstoffsättung von 84% im Blut, jetzt aktuell bei 92%. Wir haben 5l/min Sauerstoff über Maske gegeben. Der Jannis hat Schluckprobleme bzw. kann nicht schlucken. Körpertemperatur liegt bei 39,5 Grad.
Der Blutdruck liegt bei 115/75, Blutzucker liegt bei 84 mg/dl."

Haben die Herren noch Fragen?

06.08.2014, 22:51
Ja die Eigenkritik. Also ich muss ganz ehrlich sagen, das ich keine Ahnung hatte was der Junge den eigentlich hatte. Dann ist jedoch mein kleiner Bruder in mein Zimmer gekommen und ich hab mich irgendwie daran erinnert, dass er mal was ähnliches hatte. Laut Kinderarzt war das eine Kehldeckelentzündung. Deswegen tippe ich einfach mal darauf. Irgendwie kam mir das ganze doch recht unkoordiniert vor, das hätte natürlich noch besser laufen können;)
Allerdings bin ich persönlich doch recht zu Frieden, wenn man mal davon absieht das eine Laryngitis supraglottica (das hab ich jetzt mal nachgeschaut) eindeutig eine Nummer zu groß für einen Sanitätshelfer ist;)
LG Andreas

06.08.2014, 23:41
Ich schließe mich andreas an. Wir hätten uns ein bisschen besser koordinieren können. Ansonsten finde ich aber, dass das Fallbeispiel sehr gut abgearbeitet wurde. Wir haben. Auf die verschiedenen Symptome richtig reagiert (Niedrige SpO2, Atemnot, Speichelausfluss) und haben im Rahmen unserer Möglichkeiten alles getan.

Ich habe bezüglich der Diagnose keine Ahnung. Habe zuerst an einen Apoplex gedacht (Wegen dem Speichel) das halte ich aber doch für ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem würde es die Atmung nicht erklären. Dann habe ich an eine Bronchitis gedacht, was die Atemgeräusche und das Fieber erklären würde. Aber er hat ja nicht gehustet weshalb das ausgeschlossen wäre. Außerdem war natürlich noch die Frage nach Asthma. Das wäre aber eher schon bekannt gewesen und er hätte nen Inhalator gehabt. Von dem her habe ich keine Ahnung :D Ich finde andreas Idee klingt plausibel.
Zuletzt geändert von Splash am 07.08.2014, 00:00, insgesamt 1-mal geändert.

07.08.2014, 06:49
Richtig, es war eine Supraglottische Laryngotracheitis oder auch Epiglottitis genannt. Der Junge war zuvor im Polen Urlaub. Epiglottitis tritt vorallem in osteuropäischen Ländern auf, da die Leute dort meist nicht dagegen geimpft sind. Der Junge war ein polnischer Zuwanderer und hat im Urlaub diesen Infekt bekommen ;)
Die Epiglottitis ist eine bakterielle Infektion des Kehldeckels. Die Schwellung kann bis zur vollständigen Verlegung der Atemwege führen.
Jedoch gibt es viele Leute, die das Pseudokrupp gerne mit der Epiglottitis verwechseln. Der wohl wichtigste Unterschied ist, dass das Pseudokrupp mit Husten verbunden ist, die Epiglottitis nicht. Außerdem würde bei diesem Krankheitsbild das Pfeifen beim Ein- UND Ausatmen stattfinden. Natürlich gibts dann noch andere Symptome die sich unterscheiden.
Ihr müsst das auch gar nicht wissen. Nur eine Info am Rande.

Dieses Krankheitsbild kommt meines Wissen frühstens im Rettungsdiensthelfer dran.

Mir ging es in diesem Fallbeispiel gar nicht darum, dass ihr die richtige Diagnose stellt. Ich wollte gucken, wie ihr mit einem Krankheitsbild, dass ihr nicht kennt, klarkommt. Und ihr habt euch wirklich gut geschlagen!
Ich habe mir eine Liste erstellt, was mir wichtig war.

- Erhaltung der Atemfunktion
- schneller Notruf
- Psychische Betreuung
- Überwachung der Vitalfunktionen

Die Idee mit dem Verschlucken war gar nicht so doof, Andreas. Was ich super fande: Ihr habt NICHT in den Rachenraum geguckt. Das hätte nämlich eine vollständige Verlegung der Atemwege zufolge haben können. Auch ein Laryngospasmus hätte auftreten können. (Zu deutsch: Glottiskrampf)
Was auch gut war: Ihr habt im nichts zu Trinken gegeben. Da er starke Probleme mit dem Schlucken hatte, bestand die Gefahr der Aspiration.
Ihr habt versucht ihn zu Beruhigen, habt die Werte gemessen und die Sauerstoffgabe war auch ok. Du hättest mehr O2 geben können...aber das war nunmal dein persönliches Ermessen und es hat meiner Meinung nach gepasst.
Wertekontrolle war auch ok. Man könnte sich darüber streiten, ob ihr öfter hättet messen sollen, aber das ist meckern auf hohem Niveau.

Insgesamt: Vielen Dank für die Bearbeitung des Fallbeispieles! Ich hoffe ihr konntet wenigstens ein bisschen was lernen :)

Da ich die ersten Kommentare schon wieder sehe mit "Du bist doch gar kein RS!" oder "Erklär mir das doch mal!": Nein, ich bin Sanitätshelferin. Trotzdem kenne ich durch diverse Fortbildungen dieses Krankheitsbild. Und nein, ich kann nicht sagen wieso und warum das so ist. Das muss ich auch gar nicht.

07.08.2014, 08:18
An die Erstellerin:

- Wie kommst du darauf das Pseudokrupp einen Stridor bei in und expiration auslöst?

An die Teilnehmer:

Sehr gut gemacht! Ihr müsst keine fertige Diagnose im Kopf haben, das ist meistens mit dem Ausbildungsniveau auch nicht möglich. Aber ihr habt ein eindeutiges Symptom (Luftnot, Zyanose!), und habt früh den Rettungsdienst gerufen.

Vorschlag: Früher Sauerstoff, mehr Sauerstoff. (10lpm)
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

07.08.2014, 08:33
Fünf Liter über Maske halte ich für gefährlich...

Die Inhalationsmaske ist für höhrere Sauerstoffdosierungen vorgesehen, bei niedrigem Sauerstoffflow kann es zu einer Rückatmung kommen, gerade wenn das Atemzugvolumen relativ gering ist (Alter des Kindes!).

Der Patient atmet ja auch "verbrauchte" Luft in die Maske aus. Wird nicht genug Sauerstoff "nachgeschoben", kann das wie eine Hyperventilationsmaske wirken, und wieder vermehrt CO² eingeatmet werden. Dann erreicht ihr das genaue Gegenteil von dem, was ihr eigentlich bezwecken wolltet.

Für niedrige Sauerstoffdosierungen sollte eine Nasenbrille verwendet werden. Eine Maske würde ich erst ab einem Flow von mind. 8 l/min einsetzen. Hier wäre sie absolut indiziert gewesen: Volle Pulle Gas geben!
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

07.08.2014, 08:46
Original von M1k3
An die Erstellerin:

- Wie kommst du darauf das Pseudokrupp einen Stridor bei in und expiration auslöst?

An die Teilnehmer:

Sehr gut gemacht! Ihr müsst keine fertige Diagnose im Kopf haben, das ist meistens mit dem Ausbildungsniveau auch nicht möglich. Aber ihr habt ein eindeutiges Symptom (Luftnot, Zyanose!), und habt früh den Rettungsdienst gerufen.

Vorschlag: Früher Sauerstoff, mehr Sauerstoff. (10lpm)


Durch meinen Ausbilder sowie einen Nachschlag in meinem Buch. (Rettungsdienst RS/RH, 2. Auflage)

@Hajo Behrendt: Wir hatten es so gelernt, dass bei diesem Krankheitsbild nicht an O2 gesparrt werden darf. Also alles voll aufdrehen, wie bei einer Reanimation. Wäre das dann so richtig?
Aber vielen Dank für den Hinweis! Klingt sehr plausibel.

07.08.2014, 10:43
Danke Anja, für das doch sehr schöne Fallbeispiel, ebenfalls eine Dankeschön an Hajo Behrendt, M1k3 und selbstverständlich auch einen großen Applaus an Splash!

Eine Frage habe ich allerdings noch. Vorab muss ich sagen, dass wir bei uns im SSD keinen Sauerstoff vorhalten. So ähnlich sieht es auch bei den Maltesern aus. Auf den Rucksack der Sanitätsstreife ist kein Sauerstoff enthalten. Die einzigsten, die Sauerstoff dabei haben sind die NVT, diese Arbeiten dann allerdings auch anstatt eines Sanitätsrucksacks mit einem Notfallrucksack. Ich war bisher jedoch auch nur einmal dabei, als wirklich Sauerstoff gegeben wurde.
In der Ausbildung wurde das Thema Sauerstoff nicht gerade breitgetreten.

Wieviel Liter die Minute hätte ich denn über Maske geben müssen?

Edit: Es wurden ja jetzt diverse Angaben genannt.
Es wäre nett, wenn ihr noch einen Verweis auf eine PDF oder ähnliches anfügen könntet.

LG Andreas
Zuletzt geändert von andreas am 07.08.2014, 10:52, insgesamt 1-mal geändert.

07.08.2014, 12:55
Ich kann den Applaus nur an andreas zurück geben ;) Ich möchte mich ebenfalls bei Anja für das tolle Fallbeispiel bedanken. Außerdem ein Dankeschön an M1k3 und Hajo Behrendt für das Feedback.

07.08.2014, 13:15
Je blauer desto mehr Sauerstoff.
Traumatisierte und luftnötige Patienten ruhig mit 12-15 LPM therapieren.
Brille 2-4 LPM
Maske 6 LPM aufwärts
Reservoirmaske 8 LPM aufwärts

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