Sportunfall. (EH/San, ggf. RD)

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

04.12.2015, 21:26
Nordwind hat geschrieben: Pupillen isokor, lichtreagibel, links ca 4mm, rechts ca 3mm.

Hier schlug die Macht der Gewohnheit zu, natürlich sind die Pupillen nicht isokor, sondern die Lichtreaktion erfolgt isokor.

"Wie alt ist denn der Patient?", fragt die Leitstelle.

Eric antwortet dir recht frohen Mutes und weiterhin recht gesund aussehend, nur die Idee des Rettungsdienstes scheint ihn zu beunruhigen: "Mir gehts soweit gut, das Bluten nervt nur. Ist das eigentlich irgendwie schlimm? Wieviel Blut darf ich denn da so verlieren? Krankenwagen, muss das sein? Wisst ihr, was die am Nasenbluten machen?"
04.12.2015, 22:34
"Wir rufen dir einen Krankenwagen, weil wir nicht wissen, wann das Nasenbluten aufhört und vermeiden wollen, dass der Blutverlust ungesund groß wird. Wie alt bist du noch mal?" Dem netten Disponenten gebe ich diese Information weiter und warte auf Rückfragen.
04.12.2015, 22:45
Der gute Patient ist 15 Jahre alt. Der Disponent freut sich, "Dafür wünschen Sie sich von mir ein Rettungsmittel? So soll es sein, ich schicken jemanden zu Ihnen, Sie können jetzt auflegen."

Die Rettungswache ist nicht sooo weit weg, wie vertreibt ihr euch die restliche Zeit?
04.12.2015, 23:00
Außer Monitoring würde mir jetzt nicht mehr viel einfallen. Seine Eltern werden noch benachrichtigt und wir wechseln noch das kühlakku mal aus. Vielleicht will Nico noch was machen?
04.12.2015, 23:02
Bis der Rettungsdienst vor Ort ist, kühle ich weiter den Nacken und "lasse bluten". Also so wie bisher auch Kompresse unter die Nase und tropfen lassen.

Währenddessen können wir achon mal unser Protokoll anfangen auszufüllen, da der Patient kreislauftechnisch soweit stabil ist. Johanna betreut weiter den Patienten und ich fülle aus. Und ich schicke einen Schüler in das Sekretariat der Bescheid sagen soll, dass ein Rettungsmittel wegen unstillbarem Nasenbluten unterwegs ist. Diese sollen dann die Eltern informieren.
04.12.2015, 23:03
Oh man oh man schon wieder fast zeitgleich :lol:
Aber im großen und ganzen meinen wir wieder das selbe.
05.12.2015, 00:10
Das klingt doch garnicht so schlecht. Dann stapfen zwei attraktive junge Herren/Damen in leuchtrot herein (findet sich denn jemand, der den RD übernehmen will?) und wollen eine Übergabe.
05.12.2015, 13:54
"Hallo wIr sind Nico Johanna vom SSD. Das hier ist Eric, er ist vor ca 30 min beim Kastenspringen auf die Nase gefallen und seitdem blutet diese relativ gleichmäßig. Wir wurden vor Ca 15 min ausgerufen und haben dann angefangen seinen Nacken zu kühlen, ohne dass sich viel getan hat. Hier ist unser Protokoll mit seinen Vitalwerten. Noch Fragen?"
05.12.2015, 14:15
Ergänzung zur Übergabe: "Außerdem war ein abtasten seiner Nase nur unter massiven Schmerzen möglich.
Eventuell hat er sich auch eine Gehirneeschütterung zugezogen oder hatte früher schonmal eine, weil seine Pupillen unterschiedlich groß sind."
06.12.2015, 15:25
Gut, kein RD.

Vielen Dank, damit hat sind wir am Ende. Erzählt doch ein wenig dazu, was eure Arbeitsdiagnose war, wie ihr eure Versorgung einschätzt, was ihr hättet verbessern können!
06.12.2015, 19:13
Also erst mal danke für das gute Fallbeispiel an Nordwind! :)
Also bei der ersten Befragung bin ich nach dem SAMPLE Schema vorgegangen, was ja keine herausragenden Erkenntnisse hervorbrachte. Deswegen habe ich auch keinen Bodycheck durchgeführt, da er ja über keine anderen Schmerzen klagte (weiß nicht ob das nötig war, er schien ja ziemlich wach und beurteilungsfähig) Dann Monitoring, Wärmeerhalt (also zumindest gefragt) und die Maßnahmen bei Nasenbluten durchgeführt. Da das keinen Effekt hatte und er da schon Ca 20 min geblutet hat, habe ich vl etwas überstürzt den Notruf abgesetzt. Das hätte ich mit Eric vorher abstimmen sollen und vorher mal nach dem Alter zu fragen habe ich auch vergessen. Ansonsten wurden von mir die allerwichtigsten Infos bei Notfruf und Übergabe gebracht. Mit Pupillenreaktion kann ich nicht besonders viel anfangen, zumindest nicht beurteilen ob 1mm Indifferenz Gehirnerschütterung bedeutet oder im Rahmen liegt.. Also mir würde jetzt nichts einfallen, was wir total vergeigt hätten.
06.12.2015, 20:25
Auch von mir geht ein großes Dankeschön an Nordwind für das super Fallbeispiel.
Ich finde wir haben das Fallbeispiel recht gut gelöst. Auch fand ich unsere Maßnahmen so wie sie sein hätten sollen. Ich persönlich konnte jetzt keine großartigen Fehler entdecken. Das mit den Pupillen hat mir mal jemand erklärt; bei mir ist es zum Beispiel so, eine Pupille ist etwas kleiner als die andere -> ist die Folge einer Gehirnerschütterung.

Ich wünsche euch noch einen schönen Nikolaustag :)
07.12.2015, 10:23
Ein schönes Fallbeispiel mit einem für den SSD durchaus typischen Szenario. Oft bluten Frakturen im Bereich der Nase nicht allzu heftig und lassen sich spätestens durch EH-Maßnahmen stoppen. Beim atraumatischen Nasenbluten würde ich bei einem jungen, sonst gesunden Menschen wohl ein wenig zuwarten und probieren. Bei einer fraglichen Nasenbein-Fraktur macht man als Sanitätsdienst sicher nix falsch, wenn man rasch den Notruf wählt. Das Alter ist hierbei nice to know, wird aber bezüglich der Entsendung des Rettungsmittels bei einem Anruf aus der Schule mit diesem Meldebild keine Konsequenzen haben. Wenn der Patient soweit orientiert ist muss seitens des SSD auch keine weitere Diagnostik oder Suche nach Begleitverletzungen durchgeführt werden.

Bezüglich der Pupillen-Geschichte: Ich würde bei einem bewusstseinsklaren, vollständig orientierten Patienten ohne neurologische Ausfälle der hier beschriebenen Seitendifferenz wenig Beachtung schenken. Viele Menschen haben eine vollkommen physiologische Anisokorie in einem Bereich bis zu 0,5mm, auch bei ~1mm gibt es häufig keinen Grund zur Sorge. Bei auffälligeren Differenzen sollte gefragt werden, ob dieser Zustand normal ist.

Sollte ein neurologisch auffälliger Patient zudem eine relevante Anisokorie zeigen, würde ich mir Sorgen machen und diesem Befund mehr Beachtung schenken.

Bei der Pupillenkontrolle gilt - wie bei allen anderen diagnostischen Maßnahmen - dass ein grundlegendes Verständnis der Anatomie und der möglichen pathologischen Befunde nötig ist. Ich würde auch hier von keinem Schulsanitäter, Sanitäter oder RH/RS verlangen, dass dieser eine Pupillenkontrolle durchführt, geschweige denn, dass er einen entsprechenden Befund interpretieren kann. Häufig sieht man neben einer gestörten Pupillenreaktion auch Ausfälle weiterer Hirnnerven.
07.12.2015, 11:49
Und damit es nach Trauma zu einer Pupillendifferenz kommt, muss so viel im Argen liegen, dass der Patient wohl nicht GCS15, wach und adäquat ist. Mit Ausnahme einer isolierten Verletzung des N. Occulomotorius vielleicht, was nicht so häufig ist.

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