Knieverletzung

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

02.05.2008, 19:55
Sry, zuerst ins Alte Froum gepostet

Die Pause ist gerade zu Ende...
da siehst du einen weinenden Schüler (10-11 Jahre alt) der auf einem Mauervorsprung sitzt; nachdem du per Handzeichen einen anderen auf dem Schulhof herumstehenden Schulsani gerufene hast, stellt sich nach absprache mit dem Verletzten und einer serh hilfsbereiten Lehrerin heraus, das ein anderer Schüler ihm das Bein gestellt hat und er auf's Knie gefallen ist, welches ihm ziemlich weh tut.

Zur Verfügung stehen: Kühlpacks, Trage, Wolldecke, diverse Verbände, ein Schulsani der sich auf Grund diverser eigener Knie verletzung sehr gut mit dem Knie auskennt Guedeltuben, Maske + Beutel, Wundschnellverbände.
Zuletzt geändert von Jonas am 02.05.2008, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.

03.05.2008, 12:12
Ich mach dann mal hier ;)

Zuerst würd ich mich kurz vorstellen, wer ich bin und was ich hier mache.

Kann der Schüler noch laufen?

Wie sieht die Verletzung aus? Blutet das Knie? Wo genau hat er Schmerzen? Können Freunde oder er selber sagen ob er noch auf eine andere Körperstelle wie z.b. dem Kopf gefallen ist?

03.05.2008, 12:26
Sein komplettes Knie tut weh, er ist sonst nirgendwo drauf gefallen, keinerlei offenen Wunden sicht bar,im Vergleich zum anderen Knie ein wenig dick.
Er kann nicht mehr laufen.

03.05.2008, 13:59
Gut..

Da er nicht mehr laufen kann, und die Diagnose im SaniRaum mit einer Trage einfacher ist, nehm ich mit meinem Kollegen die Trage,legen ihn gemeinsam drauf und trasportieren ihn in den Sani-Raum.

Dort angekommen geb ich ihm ein Kühlpack für die Schwellung mit jeweils einer Kompresse oben und unten damit es nicht zu kalt für das das Knie/der Hand wird. Ich hoffe mal dass nach einer Zeit die Schmerzen besser werden ;)

Sobald er sich beruhigt hat, nehm ich sein Bein in die Hand und beweg den Unterschenkel um mögliche Inneren Verletzungen auszuschließen.Wie siehts aus, hört man Krepitationsgeräusche/ sind abnormale Bewegungen sichtbar? Tuts ihm bei bestimmten Bewegungen besonders weh?
Klagt er sonst noch über Unwohlsein etc.?

(Dannach gehts weiter, dass ist nur noch für mich interssant :P)
Zuletzt geändert von Dr.Kongo am 03.05.2008, 14:02, insgesamt 2-mal geändert.

04.05.2008, 09:42
Es sind keine Abnormale Bewegungen sichtbar, es sind keine Krepirationsgeräuche hörbar. Er sagt zwar nicht, das die Bewegungen im Weh tun, er verzieht sein Gesicht aber extrem, egal was du machst.
Er ist bei vollem Bewusstsein.

Kleiner, aber für den weiteren Verlauf uninteressanter Fehler: Du hättest per Funk 2 weitere Schulsanis rufen müssen, die dann die Trage holen und bei Tragen helfen, denn eine Trage alleine holen ist schwierig, weil man ja auch noch Wolldecken braucht und den Verletzten alleine lassen ist gar nicht gut.

04.05.2008, 13:26
OT : Stimmt, bin fälschlicherweise davon ausgegangen das die Trage bereits am Mann ist :D

Wenn alles so ist, würde ich ihn die Stelle für 5-10 Minuten kühen lassen und mit ihm ein bissel Reden.Dannach frag ich ihn, wie viele Stunden und ob er dannach abgeholt werden würde.Dann frag ich ihn , ob er aufstehen könnte und mal ein paar Schritte laufen kann.

04.05.2008, 13:55
Er würde dir erzählen, das er beim Fall, erst einen Widerstand gespürt hat, der dann plötzlich weg war.Er hat jetzt noch eine Stunde und wird nicht abgeholt. Sicher das du ihn aufstehen lassen würdest? Patienten überschätzen sich gern; er wäre aber nicht aufgestanden.

Edit: Klar, ich hab wenn ich auf dem Schulhof dienst mache immer eine Trage in der Hosentasche...wer nicht?
Zuletzt geändert von Jonas am 04.05.2008, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.

04.05.2008, 16:39
Da erzählt der Patient das aber ganz schön spät ("Können Freunde oder er selber sagen ob er noch auf eine andere Körperstelle wie z.b. dem Kopf gefallen ist?"):P

Kann er erzählen was für einen und wo er diesen Gegenstand gespürt hat?

04.05.2008, 16:45
Es hat in ja niemand danach gefragt^^
Nein, er ist sonst nirgendwo drauf gefallen (nachzulesen in meinem 2.Post :P )
Es war ein Gegenstand im Knie drin.

Edit, Widerstand, nicht Gegenstand
Zuletzt geändert von Jonas am 04.05.2008, 16:49, insgesamt 1-mal geändert.

04.05.2008, 18:33
Wiederstand im Knie?

Okay..gut zu wissen, jedoch kann ich da leider nichts röntgen um zu schauen was da ist/war :D [Ggf. hatte sich da vllt was verschoben (Kniescheibe usw.) ]

Meine Idee wäre nun , weiter zu kühlen um die Schmerzen zu lindern und meinen Sani Partner zur Sekretärin zu schicken, welche dann gebeten wird die Eltern anzurufen , damit sie ihren Sohn jetzt oder wenigstens nach der 6. Std abholen. Ich empfehle ihm zum Arzt zu gehen, da es 1. bei Verletzungen immer gut ist und 2. nicht genau klar ist, ob ggf. eine Innere Verletzung vorliegt!

In dem Fall ,dass sie ihn nicht vor der 6. Std abholen kann, würd ich ihm noch einen netten Verband um das Kühlpack (falls es nicht mehr kalt ist ein neues) machen, damit es an Ort und Stelle bleibt und er nicht wie so ein Affe das Kühlpack halten muss (natürlich Hose hochgekrämpelt,macht ja bei so harten Kerlen nix ;) ) , und ihn mit meinem Kollegen in den Klassenraum mit Unterstützung bringen.

(Ich weiß, ist fraglich, jedoch war es bei einem schmerzendem Knie bei mir im SSD immer eine gute Lösung, da auch ein Aufzug verhanden ist und viele nette Freunde ihn auch noch zu Auto begleiten könnten ;) )

Käme die Mutter sofort, würden wir ihn zur Sekretärin (wenige Meter vom Raum entfernt// Gute Sitzmöglichkeiten) bringen, welche ihn soweit betreuen kann bis ein Angehöriger kommt. Ich würde ihm noch eine gute Besserung wünschen und zum Unterricht zurück gehen. Somit wäre der Fall nach meinen Vorstellungen für mich Erledigt!

So hätt ichs erstmal gemacht , Kritik natürlich gern
:P

05.05.2008, 14:27
Ich hab ein wenig Kritik...
Der Beschreibung des Jungen zu folge (Widerstand...) ist es gut Möglich, das I_welche Bänder gerissen sind, dies kann daher kommen, das wie du ja schon gesagt hast das die Kniescheibe rausgesprungen ist.
Wir hatte diesen Fall wirklich an der Schule...
und sind auf Nummer sicher gegangen, gekühlt haben wir gar nicht, das schien bei der kleinen Schwellung nicht nötig, aber viel wichtiger, wir haben mit einem Kreuzverband über dem Knie die Kniescheibe fixiert, damit diese an Ort und stelle bleibt, denn wenn die einmal raus (und auch wieder rein ist) dann leiert die Halterung aus, sodass sie dann immer wieder raus und rein rutschen kann, und dabei verdammt viel kaputt macht.
Wir haben dann einen KTW gerufen, der ihn ins Krankenhaus verfrachtet hat, die Eltern sind dort hin gekommen. (Lieber einmal zu oft als zu selten gerufen, denn warum über den Schulhof humpeln und sich dann ins viel zu kleine Auto quetschen als schön getragen zu werden?)
Im Endeffekt, hättest du sogar richtig gehandelt, denn es war nur eine Prellung...
Wir gehen aber lieber immer auf nummer sicher...

06.05.2008, 01:56
Denke auch, dass in diesem Fall ein Notruf in jedem Fall indiziert gewesen wäre. Ein Patient der nicht mehr selber laufen kann, sollte meiner Meinung nach so schnell wie möglich einen Arzt sehen und nicht nach ner Stunden im Mini-Cooper von den Eltern hin- und hergekurvt werden.

"Sobald er sich beruhigt hat, nehm ich sein Bein in die Hand und beweg den Unterschenkel um mögliche Inneren Verletzungen auszuschließen.Wie siehts aus, hört man Krepitationsgeräusche/ sind abnormale Bewegungen sichtbar?"
Damit habe ich auch ein paar Bauchschmerzen. Erstmal: Bei "inneren Verletzungen" denke ich primär an Schäden z.B. der Bauchorgane - eine kaputte Kniescheibe ist in dem Sinne keine innere Verletzung (gehört ja auch zum Bewegungsapparat). Vorsichtig Bewegen und Abtasten des Beines ist sicherlich auch noch in Ordnung. Aber komplett durchbewegen oder sogar Suchen nach Krepitationsgeräuschen ist afaik absolut obsolet. Hätte er sich tatsächlich z.B. den Unterschenkel gebrochen, würde er dir sicherlich an den Hals gehen vor Schmerz.
Wenn ich den Verdacht habe, dass ein Knochenbruch vorliegt, dann gehört der Patient zum Arzt und dort zum Röntgen bevor man weiter an seinem Bein rumdoktort. Diesen Verdacht habe ich aber in diesem Fall unabhängig von etwaigen Krepitationsgeräuschen oder abnormer Beweglichkeit auch schon vorher - allein aufgrund der Beschwerden (Schmerzen, kann nicht mehr laufen) und des Unfallhergangs. Die Untersuchung würde also sowieso keine neuen Handlungen erfordlich machen.
Erspart euren Patienten sowas - sie werden es euch danken.

06.05.2008, 10:05
Gut , danke für die Antworten.

Es stimmt schon das es hart gewesen wäre, wenn der Unterschenkel gebrochen wäre, da rumzuwerkeln, jedoch ist es doch unmöglich in der Schule ohne ein sicheres Zeichen einen RTW zu rufen wegen einem Verdacht auf einen Knochenbruch!

Unsere Sekretärin würde uns als verrückt bezeichnen!

Klar, lieber einmal zu viel als zu wenig, jedoch wenn jmd auf sein Knie gefallen ist was wirklich häufig auch passiert und dass dann später anschwillt und er nicht mehr so richtig laufen kann...da kommt man doch nicht dadrauf dass das Bein gebrochen ist Oo Ginge auch davon aus, dass er das Knie nicht mehr richtig bewegen kann, nicht, dass er seinen Knochen der da grad nen Abflug macht spürt! Ich denke ihr kennt den Unterschied der Schmerzen selbst... Also eine kleine Überprüfung gehört für mich dann schon dazu im Sinne vom abtasten etc.

Aber ich werd in Zukunft dran denken ;) Hilft ja trotzdem immer !
Zuletzt geändert von Dr.Kongo am 06.05.2008, 10:09, insgesamt 1-mal geändert.

06.05.2008, 14:10
Sichere Knochenbruchzeichen sind gerade mal eine Hand voll (Sichtbare Knochenenden, abnorme Beweglichkeit, Krepitationen, Stufenbildung...). Diese sicheren Knochenbruchzeichen kommen jedoch nur bei einem geringen Anteil aller Knochenbrüche vor. Deshalb gehört jeder Patient mit Verdacht auf einen Bruch ins Krankenhaus - egal was die Sekretärin dazu sagt. Ansonsten müsst ihr eure Schule halt überzeugen, ein Röntgengerät anzuschaffen - dann könnt ihr Brüche in Zukunft sicher ausschließen ;-)

06.05.2008, 21:06
Interessante Fragestellung:

Muss ein Patient mit einem Verdacht auf eine Fraktur im Bereich des Ringfingers mit dem RTW ins KH?
-Ich denke nicht - auch der hier beschriebene "Kniefall" ist nicht ganz eindeutig eine Indikation für den RD.
Allerdings sehe ich die Schule in diesem Fall auch als "Arbeitgeber", ein Patient mit einer Verletzung der unteren Extremitäten kann nicht unbedingt gut privat transportiert werden, und zu guter letzt:
Warum soll man da keinen RTW dafür rufen? Die Entscheidung den Rettungsdienst zu bemühen trifft mit SIcherheit nicht die Sekretärin allein...
Zuletzt geändert von leuchtreklamefahrer am 06.05.2008, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.

Nächste

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

Zurück zu Fallbeispiele