Jungen SSD'lern die Angst nehmen.

Alle Themen die ihr nicht unter bekommt, könnt ihr hier posten! Bitte schaut aber vorher nochmal im Forum, ob es nicht vielleicht doch besser woanders hinpassen könnte.

Foren-Übersicht Schulsanitätsdienst Allgemeines und Sonstiges

15.06.2009, 18:10
Guten Abend Forengemeinde.
Ich brauche mal euren Rat.

Ich bin Mit-Leiter meines SSDs. Wir haben seit einiger Zeit neue, mitlerweile EH'ler, im aktiven Dienst. Einer hat mich jetzt angesprochen, er meinte, dass seine Hände und Knie immer anfangen zu Zittern während des Einsatzes. Er hat jetzt ~ 10-15 Einsätze.
Ich meinte auch zu ihm, dass das seine Anspannung ist und es sich mit der Zeit legen wird.
Mehr wusste ich auch nicht, was ich ihm sagen kann.
Hat jmd. vllt. ein bisschen mehr Erfahrung in "Angst nehmen"? ;-) Weil, langsam ist es unberechtigte Unsicherheit bei einem Pflaster kleben. Sogar da, meinte er, hätte er "Angst".

Freue mich auf eure Antworten.
lg SSDboy

/edit: Rechtschreibfehler!
Zuletzt geändert von SSDboy am 15.06.2009, 18:11, insgesamt 1-mal geändert.
17 Jahre | SanC | Schulsanitäter | Leiter SSD | Bereitschaft'ler | RUD A&B | RHS'ler | Ausbildung in 1 Monat folgend ... Rettungshelfer |
15.06.2009, 18:17
Original von SSDboy
Hat jmd. vllt. ein bisschen mehr Erfahrung in "Angst nehmen"?


Da könnte man mehrere Maßnahmen durchführen:

1. Gespräch (aufzeigen, daß das doch alles i.O. ist)

2. Gute Aus- und Fortbildung (wer gut Ausgebildet ist braucht keine Angst haben)

3. Realistische Übungen (=RUD)

Sollte alles nicht in einem überschaubaren Zeitraum greifen, dann muß man sich über die allgemeine Eignung der Person Gedanken machen.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

15.06.2009, 18:21
Er hat ja mit mir gesprochen.
Er meinte, dass es halt bei ihm so ist, dass er weiß was er tun muss, aber das ihm trz. während den Einsätzen zittrig und schlecht wird.

lg
17 Jahre | SanC | Schulsanitäter | Leiter SSD | Bereitschaft'ler | RUD A&B | RHS'ler | Ausbildung in 1 Monat folgend ... Rettungshelfer |

15.06.2009, 18:23
Dann hilft jetzt erstmal nur üben, üben, üben. Je realistischer desto besser.

Und wenn das alles nicht hilft, dann... naja dann dann halt nicht.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

15.06.2009, 18:28
Okay, sehe ich auch so. Haben am FR wieder unseren Fallbeispiel-Tag. Der werde ich ihn auch mal mehr beobachten. ;-)
danke und liebe grüsse
ssdboy
17 Jahre | SanC | Schulsanitäter | Leiter SSD | Bereitschaft'ler | RUD A&B | RHS'ler | Ausbildung in 1 Monat folgend ... Rettungshelfer |

15.06.2009, 18:29
Wie gestaltet ihr denn die Fallbeispiele (Umfang/Realität) und deren Abarbeitung (Team/ Einzeln)?
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

15.06.2009, 18:42
In meiner ANfangszeit war ich auch lange bei jedem Alarm total zittrig. Klar waren das in der Schule eigentlich nur Pflaster und umgeknickte Sprunggelenke, Situationen, die in der Ausbildung ausführlich behandelt worden waren. Aber irgendwie war immer doch der Hintergedanke dabei, dass ja mal was ernstes sein könnte. Und so schnell konnte ich dann auch nicht von "oh je, das könnte was Ernstes sein" auf "wieder nur ne Standardsituation" umschalten. Das war auch nicht nach 10-15 Einsätzen gegessen.

Ich denke, dass eine wichtige Maßnahme zur Stärkung der Neuen ist, dass man die Einsätze nachbespricht und vor allem lobt! Irgendwas positives wird ja wohl dran gewesen sein. Egal ob jetzt die Kommunikation mit dem Patienten, das zügige Blutdruckmessen oder die vollständige Anamneseerhebung.


Wie laufen denn die Fallbeispiele (insbesondere die Nachbesprechung) bei euren Übungen ab?
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

15.06.2009, 18:43
Also, unsere Fallbeispiele werden im Team von 2 Sanis gelöst.

Wir stellen die FBs so real wie möglich. D.h.u.a.:
- Die FBs sind während der Schulzeit (mit Schulleitung abgesprochen).
- Die FBs sind mit Wunden (RUD) geschminkt.
- Übungsmaterial wird angewand.
- Pro FB ist eine Zeit von 45-60min. angesetzt, inkl. Nachbesprechung
- Als Patienten werden andere Schüler oder Lehrer genommen.

Weitere Fragen werden gerne beantwortet.
lg

/edit: Rechtschreibfehler!
Zuletzt geändert von SSDboy am 15.06.2009, 18:43, insgesamt 1-mal geändert.
17 Jahre | SanC | Schulsanitäter | Leiter SSD | Bereitschaft'ler | RUD A&B | RHS'ler | Ausbildung in 1 Monat folgend ... Rettungshelfer |

15.06.2009, 19:20
- Die FBs sind während der Schulzeit (mit Schulleitung abgesprochen).
- Die FBs sind mit Wunden (RUD) geschminkt.
- Übungsmaterial wird angewand.
- Pro FB ist eine Zeit von 45-60min. angesetzt, inkl. Nachbesprechung
- Als Patienten werden andere Schüler oder Lehrer genommen.


Die Zeit pro FB hört sich mE etwas zu lange an. Zwar ist es schön ausreichend Zeit für alles (einschl. Nachbesprechung) zu haben, jedoch geht das dann ein wenig zu Lasten der Quantität. Und genau da kann man halt Handlungssicherheit erreichen.


Hinsichtlich der FB hab ich mir folgendes angewöhnt:

- 2er Teams (in Ausnahmen 3er)
- Teams regelmäßig durchmischen
- FB auf max. 30 Minuten einrichten (15 Arbeit, 5 Wegräumen, 10 Nachbesprechung - parallel das nächste vorbereiten lassen)
- Einen Großteil der Fallbeispiele lösbar gestalten (Erfolgserlebnis!)
- Auch einige sehr knifflige (weniger medizinsich sondern eher wg. Gesamtsituation) bzw. schwer lösbare Fälle einbauen. Bei positiver Nachbesprechung auch Lerneffekt und führt zudem weg von dem Perfektionismus (Erfolgsdruck nehmen)
- Viel Realismus (Störer, nasse Kleidung, Schmutz, ....)
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

15.06.2009, 19:51
Original von Bine
Wie laufen denn die Fallbeispiele (insbesondere die Nachbesprechung) bei euren Übungen ab?
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

15.06.2009, 20:19
Also, die FBs laufen ab wie folgt:
Sanis werden via Lautsprecheranlage gerufen.
Wir haben dann den Patienten geschminkt und erklärt, was er machen soll.
Dann kamen die Sanis und müssen das FB lösen und wir achten darauf, was sie machen. (Wir und unsere Ansprechpartnerin von der HiOrg)
Danach hören wir seine Meinung an, dann die vom Patienten und dann unsere.

lg
17 Jahre | SanC | Schulsanitäter | Leiter SSD | Bereitschaft'ler | RUD A&B | RHS'ler | Ausbildung in 1 Monat folgend ... Rettungshelfer |

15.06.2009, 20:38
Da ich jetzt keine Lust habe die Frage nochmal zu stellen bzw. umzuformulieren, hier mal ein paar Dinge, die ich mal zur Besprechung von Fallbeispielen gelernt habe:
Jeder darf ausreden.
Jeder hat seinen Zeitpunkt, an dem er mit Kommentaren dran ist.
Es gibt keine Rechtfertigungen (besonders für die Helfer, die das Fallbeispiel abgearbeitet haben).
Jeder Beitrag fängt mit einer positiven Rückmeldung an.

Zuerst ist der Darsteller dran. Er sagt, wie er sich in der Situation gefühlt hat. Ja, das hört sich jetzt n bissle nach Soz-Päd-Methoden an, ist aber wirklich gut! Hier wird noch keine "medizinische" Kritik geübt, sondern rein, Dinge gesagt wie "Gute Information über die durchgeführten Maßnahmen" o.ä.

Im zweiten Schritt sind die Helfer dran. Auch hier kann man erstmal ein allgemeines Stimmungsbild abfragen à la "Wie war die Situation für euch?" Danach kommt dann die fachliche Selbsteinschätzung. Besonders hier muss man manchmal als Moderator darauf achten, dass wirklich mit positiven Dingen angefangen wird. Nur, wer erkennt, was er selber gut gemacht hat und das auch ausspricht, kann auch Vertrauen in seine Maßnahmen aufbauen.
Es geht wirklich rein um Aussagen zu dem Fallbeispiel, Fragen werden am Ende gestellt.

Wenn es weitere Zuschauer gibt (z.B. wenn das Fallbeispiel in der Gruppenstunde im Plenum abgearbeitet wird) sind jetzt die dran. Jeder darf was sagen, keiner muss. Aber wie immer gilt: Erst was positives!

Nun ist der Moderator dran. Erst was positives, dann kann negative Kritik geäußert werden und abschließend sollte wieder ein positiver Kommentar erfolgen.

Wenn bis jetzt noch Fragen offen geblieben sein sollen, können die jetzt noch gestellt werden. Meistens erledigen die sich aber durch die Erklärungen des Moderators, warum man die einzelnen Maßnahmen gut/ nicht so gut fand.


Vom Ablauf her ist es auch gut, wenn direkt nach dem Fallbeispiel (also vor dem Aufräumen) die Nachbesprechung gemacht wird, da die Situation noch viel präsenter ist und noch nicht durch die eigenen Nerven schlechtgeredet wurde.

Dass man als Moderator nur diese Funktion übernehmen sollte und nicht gleichzeitig noch Verletztendarsteller, nerviger Passant oder sonstwas sein sollte versteht sich genau wie das Notizen machen über ALLE Maßnahmen von selbst.


Durch diese Art, Fallbeispiele abzuarbeiten habe ich bei einigen Helfern schon große Fortschritte gesehen, was ihr Selbstbewusstsein und die Selbseinschätzung angeht.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

15.06.2009, 20:54
Original von SSDboy
Sanis werden via Lautsprecheranlage gerufen. (...)


Also eine Alarmübung. Macht ihr auch noch anderweitig Fallbeispiele?


Original von BineJeder hat seinen Zeitpunkt, an dem er mit Kommentaren dran ist.


Wir machen es ähnlich wie ihr.

Erst die Helfer (Ziel: Selbsterkenntnis vor Kritik durch Dritte) , dann der Patient, dann ggf. Zuschauer und dann der Ausbilder.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

15.06.2009, 21:07
Also, wir haben 1x im Monat so einen FB-Tag.
Dann haben wir noch bei unseren regelmäßigen Treffen Übungen. Die sind aber zu 60% Theorie und die anderen 40% werden "Verbände angelegt", Umgang mit dem Stifneck und SamSplint geübt.

lg
17 Jahre | SanC | Schulsanitäter | Leiter SSD | Bereitschaft'ler | RUD A&B | RHS'ler | Ausbildung in 1 Monat folgend ... Rettungshelfer |

15.06.2009, 21:21
Wir haben wöchentlich ein AG-Treffen von 80 Minuten.

Neben einigen theoretischen Themen und Organisatorischem wird versucht meherer kleine Fallbeispiele (ohne groß Geschminke) reinzubringen. Ab und an wird die Zahl der FB dann verringert, der Realismus jedoch gesteigert.

Theorie ist zwar eine ganz tolle Sache, ihr wollt aber nicht Ärzte werden, sondern handlungsorientiert helfen. Daher ist der Praxis immer Vorzug vor Theorie zu geben.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

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