First Responder [San]

Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

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13.08.2012, 20:33
"Hallo, das ist die Amelie, 17 Jahre. Sie hat heute Nachmittag eine Aspirin wegen Kopfschmerzen genommen, bekam kurz darauf eine Atemnot, nun seit XY Minuten. Im Schulterbereich sind Quaddeln erkennbar. Expiratorischer Stridor ist hörbar.
HF um 120, RR konstant bei 85/40 mmHg, Sp02 initial 86% unter 12 l/min O2 90%. Bz 100 mg/dl.
Allergien oder Vorerkrankungen sind keine bekannt, Medikamente nimmt sie auch nicht."
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

14.08.2012, 20:36
So, NA übernimmt.

Eigenkritik?

15.08.2012, 08:50
Ich bin mit der Versorgung zufrieden, spontan fällt mir auch kein Fehler auf.
Die Aspirin als Ursache ist natürlich nur eine Spekulation meinerseits.

Schönes FB!

Danke dir!
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

15.08.2012, 19:40
Mir ist auch nichts aufgefallen, Versorgung war gut.

Man hätte den Bronchospasmus mit Berotec behandeln und mit Supra den Kreislauf aufrechterhalten können, sagt zumindest mein schlaues Buch. Fällt allerdings ehr ins Aufgabenfeld RA/NA.

Zur Kritik freigegeben.

PS: Wie schon richtig vermutet kam es durch die Einnahme von Acetylsalicylsäure, besser bekannt als ASS oder Aspirin zu einem anaphylaktischen Schock.
Zuletzt geändert von Maxi am 15.08.2012, 22:37, insgesamt 1-mal geändert.

15.08.2012, 20:20
Original von Maxi
Mir ist auch nichts aufgefallen [...] Man hätte den Bronchospasmus mit Berotec behandeln und mit Supra den Kreislauf aufrechterhalten können, sagt zumindest mein schlaues Buch.


Ich finde es nach wie vor bedenklich, solche Äußerungen hier auf Grund eines "schlauen Buches" zu schreiben. Weshalb hättest du hier konkret Adrenalin geben wollen und wie/wie viel etc.?

Original von Maxi
PS: Wie schon richtig vermutet kam es durch die Einnahme von Acetylsalicylsäure, besser bekannt als ASS oder Aspirin zu einem Anaphylaktischen Schock.


...jetzt wissen wir immerhin, dass du einige Namen für dieses Medikament kennst.
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

15.08.2012, 22:56
Ich habe mich in meinem "schlauen Buch (Notfallmedikamente XXS pocket)" ledeglich vergewissert, dass hier in dem Fall keine Kontraindikation vorliegt. Die Wirkung von Adrenalin und Fenoterol ist mir durchaus bekannt.

Vom Berotec wird ein Hub a' 0,1 mg Wirkstoff appliziert, vom Supra gibt's 0,1 mg alle 1-5 Minuten, je nach Wirkung intravenös.

Da hier in dem Beispiel der Blutdruck noch vertretbar war, würde hier sicherlich eine Volumentherapie mit kristalloider und eventuell kolloidaler Infusionslösung ausreichen. Meine Aussage bzgl. des Adrenalins war mehr allgemein auf den anaphylaktischen Schock bezogen.

16.08.2012, 09:34
Owh, jetzt startet der Big-Talk;)
1. Berotec: Ist eigentlich nicht mehr State of the art da sehr unselektiv. Salbutamol ist weiaus indizierter.
2. Kolloide sind aufgrund der Tatsache das sie selber ein allergenes Potential haben nicht unumstritten.

Generell klingt der Fall eher wie eine Vermischung des "aspirin induced asthma" mit einer Aspirin induzierten Anaphylaxie. Selbiges tritt aber nur äußerst selten auf.
Praktisch sind Anaphylaxien auf Aspirin eher selten, dann aber "vollausgeprägte" Anaphylaxien mit dramatischem Verlauf.

Das davon zu unterscheidende Aspirin induced Asthma hat dagegen andere Wirkmechanismen und ist tendenziell eher bei etablierten Asthmatikern zu finden...

16.08.2012, 13:15
Original von Maxi

Vom Berotec wird ein Hub a' 0,1 mg Wirkstoff appliziert, vom Supra gibt's 0,1 mg alle 1-5 Minuten, je nach Wirkung intravenös.


Zu Fenoterol hat krumel ja schon was gesagt, und das Supra finde ich persönlich zu heftig dosiert. Wahlweise 0,5mg intramuskulär oder in geringerer Dosis (ich denke an 0,02-0,05mg) intravenös. Auf jeden Fall würde ich der Dame erst mal nen Liter Wasser verpassen - vielleicht reicht das schon.
Wenn wir wirklich von einer anaphylaktischen Problematik ausgehen: H1+H2-Blocker-Kortison!

Allgemein ist das Aspirin-induzierte Asthma gar nicht so selten und sollte im Rahmen der Anamnese enttarnt werden!
Zuletzt geändert von leuchtreklamefahrer am 16.08.2012, 13:25, insgesamt 1-mal geändert.

16.08.2012, 13:57
Beim Supra sehe ich´s ähnlich wie leuchtreklamefahrer. 0,1mg i.v.ist zwar die in den meisten Algorithmen empfohlene Dosierung beim Erwachsenen -eine normal konstituierte 17 Jährige würde ich hierzu zählen, allerdings macht es in dieser Dosierung beim noch Lebenden mitunter heftigste, lebensbedrohliche Tachykardien. Ohne EKG-Überwachung hätte ich hier Bauchschmerzen. Gebe ich das Supra intramuskulär tritt zwar die Wirkung verzögert ein, ist dafür aber längst nicht so heftig ausgeprägt. Ich hätte in dieser Konstellation also wenn überhaupt zum intramuskulären Supra gegriffen. Zumal ich nicht den Eindruck hatte die Dame ist höchstgradig instabil und die sofortige systemische Adrenalinwirkung ist von Nöten.

Eine kleine Anmerkung am Rande: Adrenalin wirkt sowohl auf Alpha als auch auf Betarezeptoren. Beide kommen auch im peripheren Gefäßsystem vor, wobei Alpharezeptoren eine Vasokonstriktion, Betarezeptoren hingegen eine Vasodilatation bewirken. Da Betarezeptoren deutlich sensibler als Alpharezeptoren sind, überwiegt in niedriger Dosierung die Betavermittelte Vasodilatation. Da dieser beim anaphylaktischen Schock sowieso eine zentrale Bedeutung zu kommt, würde ich die Dosierung von Supra nicht zuweit runter setzen.

16.08.2012, 16:17
Der verzögerte Wirkungseintritt von Adrenalin bei intramuskulärer Applikation scheint mir vernachlässigbar. Zudem gewinnt man umgekehrt massiv an Zeit, da weder eine Vene gesucht und erfolgreich punktiert werden muss, noch eine für den ein oder anderen Kollegen komplex anwirkende Verdünnungsaktion gestartet werden muss.

Zur angesprochenen Wirkung des schwach dosierten Adrenalins wäre ich für eine physiologisch fundierte Erklärung dankbar. Ich habe mit 0,025-0,05mg als Bolus gute Erfahrungen gemacht, or eben analog als Adrenalinperfusor...

16.08.2012, 18:24
Steht doch schon da, ß-Rezeptoren sind sensibler, das heißt sie reagieren bereits auf wesentlich geringere Plasmakonzentrationen als Alpharezeptoren. Damit setzt natürlich auch der Effekt den die ß-Rezeptoren vermitteln früher ein, erst bei steigender Plasmakonzentration kommt die alpha vermittelte Vasokonstriktion hinzu und überwiegt irgendwann. Oder was meinst du? Wenn du damit gute Erfahrungen gemacht hast ist doch ok, die von dir vorgeschlagene Dosierung war auch nicht gemeint. Ich wollte lediglich verhindern das wer auf die Idee kommt das Adrenalin ins Unendliche zu verdünnen.

Zum verzögerten Wirkungseintritt, hab ich etwas anderes behauptet?
Zuletzt geändert von Blinki am 16.08.2012, 18:26, insgesamt 2-mal geändert.

16.08.2012, 21:42
Original von Blinki
Da dieser beim anaphylaktischen Schock sowieso eine zentrale Bedeutung zu kommt, würde ich die Dosierung von Supra nicht zuweit runter setzen.


Da bist du dann aber so im Bereich von wenigen Mikro- oder Nanogramm, ich glaube nicht, dass jemand auf die Idee kommt, so weit zu verdünnen und wenn doch, stoppt ihn hoffentlich jemand, der mit ihm arbeitet.;)
Bei der da angesprochenen Wirkung geht es vor allem um physiologische Bedeutung im Körper und nicht als Medikament appliziert. Ansonsten Noradrenalin nehmen. ;)

Danke an Leuchtreklamefahrer und Co, genau darauf wollte ich hinaus mit meiner kritischen Frage zu den angesprochenen Medikamenten.
LSM 199?, EHK 2002 ... ;-)

16.08.2012, 23:09
Spannendes Thema, allerdings findet sich beim schnellen Blick in die üblichen Physiologie-Schinken nicht unbedingt das erhoffte Ergebnis. Ich werde in den kommenden Tagen vll mal suchen...

An sich auf jeden Fall ein spannendes Fallbeispiel mit viel Potential:)

17.08.2012, 00:05
Original von Wie Da bist du dann aber so im Bereich von wenigen Mikro- oder Nanogramm, ich glaube nicht, dass jemand auf die Idee kommt, so weit zu verdünnen und wenn doch, stoppt ihn hoffentlich jemand, der mit ihm arbeitet.;) Bei der da angesprochenen Wirkung geht es vor allem um physiologische Bedeutung im Körper und nicht als Medikament appliziert. Ansonsten Noradrenalin nehmen. ;) [...]
Vermutest oder weißt du Das? Zumal im Bereich von wenigen Mikro- oder Nanogramm bei einem Umrechnungsfaktor von 1000 schon ein gewaltiger Unterschied ist. Ich habe gerade mal im Pharmaschinken nachgelesen, beim Erwachsenen kann man folgendes als ungefähren Anhaltspunkt nehmen:
  • 1-2müg/min primär beta Stimulation
  • 2-10 müg/min gemischte alpha und beta Stimulation
  • 10-20 oder mehr müg/min überwiegend alpha Stimulation
Bei der von leuchtreklamefahrer genannten Dosierung liegen wir im Bereich von 20-50 Mikrogramm, aber nicht pro Minute sondern alle 1-5 Minuten. Liegt zwar noch im mittleren Bereich, allerdings ist da auch nicht mehr so viel Platz das es völlig undenkbar wäre. Das mit dem Noradrenalin ist hoffentlich als Scherz gemeint!? @leuchtreklamefahrer Was wäre denn für dich ein befriedigendes Ergebnis?
Zuletzt geändert von Blinki am 17.08.2012, 00:12, insgesamt 1-mal geändert.

19.08.2012, 16:22
@Blinki: Du darfst nich vergessen, die körpereigene Produktion mit einzurechnen - somit sollten wir mit der Dosierung in einem brauchbaren Bereich sein

Befriedigend wäre eine schnelle Recherche duch Silbernagel, Schmidt-Lang-... etc., wobei ich da spontan nicht mit exakter Angabe von Konzentrationen rechnen würde...
Ich hab nur leider grad keine Zeit :(

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