Alles klar - dann wie angedroht meine Anmerkungen:
Gut fand ich die Aufteilung des Personals und des Materials, so hätte ich unter den angegebenen Umständen auch gehandelt. Nach der Vorstellung würde ich mir in diesem Fall eine etwas genauere Anamnese wünschen, wobei in diesem Fall ja recht eindeutig erkennbar ist, dass sie wohl nicht polytraumatisiert oder in sonstiger Form kritisch erkrankt ist.
Nach einer genauen Befragung zur Unfallkinematik ("Sie haben sich also nur den Knöchel verdreht und sind dann langsam zu Boden gerutscht...") würde ich bei einer vollständig orientierten Patienten mit dieser einen Ausflug auf die Trage machen und auf eine groß angelegte Immobilisation verzichten.
Die Patienten für einen Bodycheck inmitten der Menschentraube auf den Boden liegen zu lassen ist für mich persönlich bei dieser leichten Verletzung nicht der Hit. Hinzu kommt, dass man dann bitte entweder ein "Bodycheckchen" macht und das auch so übergibt, oder wirklich eine gründliche Untersuchung. Dazu gehört beispielsweise die Beurteilung der Pupillenreaktion, die Inspektion von Thorax und Abdomen, und die Auskultation der Lunge (...).
Sehr angebracht war die Untersuchung des Fußes: Durchblutung (Rekap-Zeit, ggf. Tasten der distalen Pulse), Sensibilität ( sehr gut gemacht, ggf. im Seitenvergleich, was auch für die Inspektion oft von Vorteil ist) und Motorik ("Bewegen lassen", wenn ohne große Schmerzen möglich). Wofür ist die DMS-KOntrolle denn interessant, und welche Konsequenzen hätten sich ergeben, wenn hier Auffälligkeiten festgestellt werden?
Sam-Splint zur Immobilisation ist okay, ich nehme diese am liebsten "doppelt" und knicke sie leicht in der Mitte - komplett als "U" gebogen kann ich mir nicht viel Stabilitätsgewinn dabei vorstellen. Mehr muss es auch sicher nicht sein, da weitere Untersuchungen zunächst wenig Konsequenz haben. Die meisten Rettungsdienstler werden sich den Fuß sowieso nochmal anschauen, und der Weg auf eine unfallchirurgische Notaufnahme ist ja schon gebahnt. Richtige Diagnostik wird hier sowieso erst im Krankenhaus mit verschiedenen bildgebenden Verfahren möglich sein; Zudem ist der Bereich "da unten" nicht ganz so einfach zusammengebaut...
Kühlen ist ebenfalls gut - was erhoffen wir uns davon, ?
Weiterhin hätte man den Fuß hochlagern können, was ich für den Transport aber wahrscheinlich auch nicht gemacht hätte. Ein aufrechter Oberkörper ist der Patientin sicher angenehmer, den Fuß kann man mit einem Kissen unterpolstern, und nachher in der ruhigen "UHS" eine entsprechende Hochlagerung anstreben.
Soweit also im Rahmen der ergriffenen Maßnahmen alles top. Was mir persönlich absolut gefehlt hat - deswegen hatte ich auch so nach dem Protokoll gefragt - war eine anständige Anamnese, und halbwegs grundlegende Untersuchung der Vitalparameter.
Konkret:
SAMPLE, die Frage nach der genauen Sturzrsache (warum das Gleichgewicht verloren..?). Gut war, dass du nach dem Gefühl im Fuß gefragt hast.
Bezüglich der Schmerzanamnese reicht mir im SAN-Bereich die Frage, ob die Schmerzen einer akuten Behandlung durch einen Notarzt bedürfen, oder ob der Patient es bis in die Klinik aushält. Die NRS wird nicht von allen Patienten und Helfern vollkommen gerafft, vor allem in der Akut-Situation...
Und - auch wichtig für die Übergabe und das Protokoll:
Zumindest Name, Alter, ggf. Adresse und Telefonnummer - und ein paar Vitalparameter, worunter ich hier mindestens Puls, Blutdruck, und ggf noch die AF und den BZ verstehen würde.
Mit der Kenntnis, dass die Dame zuckerkrank ist, an einer Lungenerkrankung und einem Bluthochdruck leidet und vor 4 Jahren einen Infakrt hatte, ist man dann doch vielleicht etwas gründlicher.
Abschließend biete ich den Patienten in aller Regel an, dass sie in die Klinik gebracht werden. Aussagen, wie das alle privaten Krankenversicherungen in Deutschland die Transportkosten übernehmen, würde ich unterlassen. Wenn sie lieber vom Ehemann gefahren werden möchte und uns das unterschreibt, bitte - alt genug war sie ja:) Wir sind in aller Regel Dienstleister nd sollten eher in Richtung "Shared-Decision-Making" tendieren, als uns (ich sag das jetzt mal ganz provokant) als blutjunge Sanitäter oder Rettungsdienstler eine patriarchalische Entscheidung über die weitere gesundheitliche Versorgung eines mitten im Leben stehenden Patienten anzumaßen. In dieser Situation ist Frau Amberger sicher selbst in der Lage, nach entsprechender Beratung die für sich am besten klingende Entscheidung zu treffen.
Fazit: Gute Versorgung und Diagnostik des eigentlichen Problems, die Anamnese und Basis-Diagnostik kann noch verfeinert werden. Viel Spaß auf dem nächsten Stadtfest:)