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Notfallszenarien für Ersthelfer bis Rettungsdienstmitarbeiter.

Foren-Übersicht Erste Hilfe, Rettung und Medizin Fallbeispiele

23.05.2017, 14:43
Hallo zusammen,

ich möchte mal wieder ein Fallbeispiel anbieten. Anlässlich der letzten Fallbeispiele geht es darum, mit möglichst wenig Material auszukommen und sich auf die Basics bei der Behandlung zu konzentrieren.

Setting
Ihr kommt abends mit der letzten S-Bahn an einem kleinem Vorstadtbahnhof an. Beim Heruntergehen der Treppe Richtung Ausgang seht ihr eine Person am Ende der Treppe liegen. Außer euch ist niemand in der Nähe.

Ausrüstung
Ihr habt ein paar Einmalhandschuhe in eurer Hosentasche.

Falls jemand Lust hat, kann er direkt loslegen.
BeitragDieser Beitrag wurde gelöscht durch gorld am 23.05.2017, 17:57.
Grund: dp
23.05.2017, 15:20
Ich würde gerne in die Rolle des Ersthelfers schlüpfen :)
Ich habe eine San-Ausbildung, hoffe, dass das in Ordnung ist.

Zuallererst: Ist die Einsatzstelle sicher? Liegen Scherben herum o.ä.?

Danach werden schon mal die Handschuhe herausgekramt und angezogen.

Dann mal zum Patienten: Was ist mein erster Eindruck? Wie alt ist die Person ungefähr? Männlich/Weiblich? Alkohopgeruch? Sehe ich auf Anhieb irgendetwas auffälliges (spritzende Blutung oder so)? Liegt der Patient in Rückenlage, auf dem Bauch oder auf der Seite?

Dann spreche ich den Herrn (oder die Dame) mal an: "Hallo, alles in Ordnung?"
23.05.2017, 15:51
Na klar ist das in Ordnung ;) .

Die Einsatzstelle ist scheinbar soweit sicher und adäquat ausgeleuchtet. Die Person ist weiblich und du schätzt sie auf Ende 50 / Anfang 60. Sie liegt auf dem Rücken.

Scherben siehst du keine, allerdings bildet sich unter dem Kopf des Patienten eine kleinere Blutlache. Auf Ansprache reagiert die Patientin nicht. Du hörst ein schnarchendes Geräusch. Alkoholgeruch kannst du spontan keinen wahrnehmen.
23.05.2017, 15:56
Dann rüttele ich leicht an ihrer Schulter und setze einen Schmerzreiz. Wie reagiert sie darauf?
Dann schaue ich kurz, ob sich im Mund Erbrochenes oder ein Fremdkörper befindet. Wenn ja, wird die Dame auf die Seite gedreht und der Mund mit dem Finger ausgeräumt.
Anschließend wird der Kopf überstreckt und die Atmung kontrolliert.
23.05.2017, 16:06
Auf den Schmerzreiz öffnet die Dame kurz ihre Augen und stößt einen unverständlichen Laut aus. Der Mundraum ist frei. Bei der Atemkontrolle fällt dir eine bläuliche Verfärbung der Lippen auf. Die Atmung ist vorhanden. Mit dem Überstrecken verschwindet das schnarchende Geräusch.
23.05.2017, 16:16
Ok, also GCS 5.

Die Patientin kommt erstmal in die SSL (Wichtig: Am Ende Kopf überstrecken!).

Dann rufe ich die 112 an: "Hallo, hier ist Ben xxx. Ich bin am Ausgang der S-Bahn-Station xxx. Ich habe gerade eine nicht ansprechbare Frau aufgefunden, Atmung vorhanden. Noch Fragen?"

Ist die Atmung denn suffizient? (Atemzüge tief genug? AF im Normalbereich?)

Der Radialispuls wird getastet und ausgezählt. Ist er rhythmisch? Gut oder schlecht tastbar?
23.05.2017, 16:29
Du drehst die Patientin in die stabile Seitenlage. Der Disponent schickt dir einen RTW und ein NEF. Es wird aber voraussichtlich ein wenig dauern, bis diese eintreffen.

Die Atemfrequenz beträgt 11 min^-1. Der Radialispuls ist rythmisch und tastbar. Du zählst 94 Schläge die Minute.

Wie möchtest du kontrollieren, ob die Atmung suffizient ist? Welche Konsequenz ziehst du aus deiner errechneten GCS? Ist diese momentan relevant?
23.05.2017, 16:40
Ich schaue, ob die Atemzüge tief genug erscheinen (anhand der Thoraxhebungen). Nein, die GCS ist gerade eigentlich nicht relevant, ich habe nur meinen Gedanken aufgeschrieben :)

Ich mache einen Bodycheck. Zuerst wird der Schädel abgetastet und auf Blut an meinen Handschuhen geachtet. Die Pupillen schaue ich mir dabei auch mal an, aber die Lichtreaktionen überprüfe ich jetzt nicht, wäre ein bisschen zu brutal mit der Handytaschenlampe :D Dann wird das Gesicht abgetastet. Als nächstes wird die HWS vorsichtig abgetastet und auf gestaute Halsvenen geachtet. Dann geht es weiter mit den Schulter, diese überprüfe auf 2 Ebenen. Den Thorax genauso, aber bitte nicht zu fest. Das Abdomen teile ich gedanklich in vier Viertel ein und taste diese nacheinander ab. Nun wird das Becken auf 2 Ebenen überprüft. Schließlich streiche ich an Beinen und Armen entlang und achte auf Wunden, Schwellungen oder Fehlstellungen.

Habe ich einen Jacke dabei? Wenn ja (und ich ohne sie nicht dramatisch unterkühle :D), wickele ich die Dame mal so gut es geht darin ein.
23.05.2017, 17:02
Die Thoraxhebungen sind für dich schlecht sichtbar, da die Patientin ja in der stabilen Seitenlage liegt. Auch der Bodycheck ist aus diesem Grund schwierig. Am Schädel stellst du eine Platzwunde fest, die weiterhin blutet. Die Pupillen sind mittelweit.
Wie möchtest du die HWS abtasten? Was erwartest du oder würde dich stutzig machen? Die Halsvene die du sehen kannst ist unauffällig. Auf was würde eine gestaute Halsvene denn hinweisen?

Der restliche Bodycheck ist, soweit du ihn wegen der Lagerung durchführen kannst, unauffällig.

Du hast eine Jacke mit der du die Patientin zudecken kannst.
23.05.2017, 17:31
Die Platzwunde wird notdürftig mit einem Taschentuch o.ä. abgedeckt.

Ich taste den Nacken und die Halswirbel soweit es geht ab und achte dabei auf Deformierungen und Verhärtungen. Wenn die Halsvene gestaut ist, könnte eine Rechtsherzinsuffizienz (Rechte Herzkammer pumpt sauerstoffarmes Blut aus dem Körper in die Lunge -> Vene staut sich, wenn sie nicht mehr richtig arbeitet) oder erhöhter Druck im Thorax (z.B. ein Pneumothorax) vorliegen.

Dann hätte ich gerne noch eine Rekap-Zeit und den Geruch der Ausatemluft (Azetongeruch?).
24.05.2017, 08:28
Recap-Zeit ist deutlich unter 2 Sekunden und Azeton kannst du nicht riechen. Beim Abtasten der Wirbelsäule kannst du auch nichts besonderes festzustellen. Die Dame scheint allerdings langsam zu Bewusststein zu kommen und bewegt leicht ihren Kopf. Was den passiert sei, möchte sie gerne wissen.
24.05.2017, 12:31
"Hallo, ich bin Ben xxx. Sie waren bewusstlos am Boden gelegen, ich habe sie gefunden. Wissen sie, was passiert ist? Haben sie irgendwo Schmerzen?"
25.05.2017, 10:15
"Nein. Oh, mein Kopf..." hörst du die Dame murmeln. Möchtest du noch irgendwelche Maßnahmen einleiten oder die Dame etwas fragen?
25.05.2017, 11:58
Zuerst einmal: Wie heisst sie denn überhaupt?
"Haben sie Kopfschmerzen? Tut ihnen sonst noch etwas weh oder ist ihnen schwindelig oder übel? Haben sie Vorerkrankungen und nehmen sie Medikamente? Wann haben sie heute das letzte Mal etwas gegessen und getrunken? Was ist das letzte, an das sie sich erinnern können? Wissen sie, was heute für ein Wochentag ist und wo sie sind?"

Außerdem wird das FAST-Schema durchgeführt, also:
- Gesicht halbseitig gelähmt? Die Dame soll mal bitte lächeln, damit ich das besser erkennen kann.
- Sie soll bitte mal die Augen schließen und die beiden Armen auf die selbe Höhe geben. Sinkt einer ab?
- Klingt die Sprache verwaschen? Aphasie?

Wie sieht denn eigentlich ihre Haut aus (rot, blass,...)? Schweiß? Wenn ja, kalt oder normal? Fühlt sich die Haut warm an?

Die Dame wird erstmal mit dem Oberkörper hoch gelagert, bis ich weiteres weiß.

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