Psyche?

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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15.05.2012, 17:54
Ich hatte heute einen komischen Einsatz in der Schule. Den Einsatz musste Ich alleine machen, da meine Kollegen alle wichtige Arbeiten geschrieben haben.

Ich wurde also zu einem Einsatz gerufen und als ich im Sekreteriat angekommen bin wartete dort eine Freundin der Patientin auf mich und erzähle mir was passiert ist: "Meine Freundin hat im Unterricht ihr Handy abgenommen bekommen weil es geklingelt hatte, sie gab ihr Handy ab und atmete dann einmal durch und fing dann sehr dolle an zu weinen, Sie zitterte und sagte sie spüre ihre Hände und ihre Beine nicht mehr."
Als ich bei der Patientin eingetroffen bin lag sie schon auf der einer Liege und zitterte immer noch außerdem bekahm sie schwer Luft, Ich stellte mich vor und fragte sie wie sie hieß und was genau paßiert sei usw.., sie sagte ihren Vornamen aber die zweite Frage beantwortete sie nicht ich wiederholte sie und bekam keine genaue Antwort. Allgemein wenn ich sie was fragte reagierte sie nicht, man musste festen Augenkontakt haben und die Frage wiederholen bis sie ansatzweise reagierte.Nach mehrfachem fragen sagte sie das sie ihre Beine und Arme wieder spürte ihr aber sehr kalt sei. Ich fragte sie ob sie irgendwelche Krankheiten hatte oder Medikamente nahm, Negativ. Auf die Frage hin ob in der letzten Zeit was paßiert ist was sie belastete fing sie wieder an zu weinen und zitterte stärker, behruigte sich nach ungefähr 10min und sagte sie wollte dazu nichts sagen, zitterte aber weiter und regaierte auf weitere Fragen nicht.Auch die Klassenlehrerin wusste nicht was los sein könnte. Da sich ihr Zustand nicht besserte und sie so Abwesend war und kaum auf ansprache reagierte hab ich einen RTW gerufen.

War das richtig? Wie hättet ihr gehandelt?

15.05.2012, 18:11
Habe bei einer guten Freundin jetzt schon zweimal in der Schule mit ihrer psychischen Krankheit zu tun bekommen:
Einmal hatte sie das Gefühl die "große Flut" kommt, beim zweiten mal war sie für mehrere Minuten wie erstarrt.

Das Problem ist, dass man auf pychische Krankheiten (die echt keine Seltenheit sind) auch bei Kenntnis von Krankheit und Medikamenten keine Chance hat dies selbst zu lösen.
Auch die RDler sind meist zur Untätigkeit verdammt, da hier RR-Messung oder Verbände wohl eher selten zur Besserung führen.

Eine gute Freundin an die Seite bringen, die Benachrichtigung der Eltern und das Abschirmen von anderen Klassenkameraden sind vielleicht das einzige was Sinn macht.

Ich will deiner Patientin keine psychische Krankheit andichten, aber auch die erste (unerwiederte) Liebe, der Tod vom Haustier oder Mobbing (Vergewaltigung und und und)können zu solchen psychischen Ausnahmezuständen führen die dann aus den Menschen herausbrechen.

Du als Sani wirst diese Probleme so gut wie nie lösen können und auch das Anvertrauen über die Ursachen des jetzigen Zustands wird eher die Ausnahme sein.
Rettungsassistent in München, 23 Jahre

15.05.2012, 18:34
Ihre Freundinnen meinten sie hätten das bei ihr noch nie erlebt.
Und die Mutter (die in Frankfurt war) meinte auch wir sollten einen RTW rufen.

15.05.2012, 18:41
Ich hatte damals auch einmal den RTW auf dem Hof, einfach weil ich mir nicht sicher war.

Wenn das sogar Freunde und Familie nicht kennen und die Mutter sogar wünscht, dass der RTW bestellt wird warum machst du dir dann Sorgen etwas falsch gemacht zu haben?

Man neigt schnell dazu die Situation als schlimmer einzuschätzen als sie ist, wenn man das dann kennt kann man es auch aussitzen, sonst schiebt man eben den RDlern den Schwarzen Peter zu. ;)
Rettungsassistent in München, 23 Jahre

15.05.2012, 18:44
Ich wusste einfach nicht genau was ich machen sollte.
Und auch nicht ob es nicht übertrieben war einen RTW zu rufen.
Das klingt gut

15.05.2012, 18:51
Das man mal nichts tun kann, diese Erfahrung muss man wohl früher oder später auch machen, wird dann schwieriger die Contenace zu bewahren.

Ich habe damals vor Aufregung meinen wohl schlechtesten Notruf aller Zeiten abgesetzt... :D

Kann man nix machen, beim nächsten Mal war ich schon sehr viel ruhiger. 8)
Rettungsassistent in München, 23 Jahre

15.05.2012, 19:30
Och ich glaub der Notruf war ganz ok...hoffe ich :D
Naja aber danke :)

16.05.2012, 10:19
Ferndiagnostisch hört sich das sehr nach einer (erregungsbedingten) Hyperventilation an. Also in der Tat psychisch.

Natürlich kann man das aber nicht genau diagnostizieren, wenn man keinen direkten Kontakt mit der Patientin hatte.

Hier hast du zwei Möglichkeiten:
A.) Den Rettungsdienst rufen. Dieser wird eine medikamentöse Therapie mit Benzos und ggf. Psychopharmaka anstreben.

B.) Aggressives Zuwarten. Wenn man die Person aus der sie erregenden Umgebunbg herausnimmt und versucht, sie zu beruhigen, kann sich der Zustand evtl. bessern. Hilfreich wäre hier dann auch eine Rückatmung (Hyperventilationsmaske etc.).
Wenn sich dadurch der Zustand nicht bessert, tritt oft eine Selbstregulation in Kraft: Die Personen hyperventilieren so lange, bis sie kollabieren, kurz bewusstlos werden und danach der Körper im Idealfall wieder "resettet" ist. Allerdings kann von jüngeren Helfern noch nicht erwartet werden, dass sie angesichts der auf sie bedrohlich wirkenden Situation so "cool" bleiben. Daher war es aus meiner Sicht in Ordnung, im Zweifelfall den Rettungsdienst zu alarmieren.

Und wieseo schlechter Notruf? Es gibt keine schlechten Notrufe, es gibt nur schlecht eingeführte Abfrageprotokolle... Die sind eindeutig ein Leitstellenproblem, nicht das des Anrufers!
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

17.05.2012, 10:38
Sie machte auf mich nicht wirklich den Eindruck als ob sie Hyperventilieren würde, sie bekahm zwar schwerer Luft aber ich denke eher durch das weinen, die aufregung ect...

Ich denke dieses Aggressives Zuwarten hätte ich mir nicht zugetraut da ich davon noch nie gehört habe.
03.03.2016, 11:49
Ich kann in diesem Fall nur für unsere Schule sprechen...
Wir hatten (leider) im Jahr 2016 schon 4 RTWs wegen Psy da. Drei Panikattaken und einen bei psychosomatischentischen Symptomen. Die RD´ler bei uns in der Stadt sind leider Faul und handeln leider nicht immer Ordnungsgemäß aufgrund dieser Erfahrung telefonieren wir noch bevor wir den RD rufen wir in der zuständigen Kinder- und Jugendpsychiatrie an und melden den Pat. an dann müssen die RDs mal in die Nachbarstadt gurken... Nun wieder zur Sache teilweise finden wir unsere "Pappenhaimer" im Hyperventilationszustand auf die teilweise sogar in eine Atemdepression fällt, gleichzeitig müssen wir bei auch eine Wundversorgung bei selbstverletzenem Verhalten leisten.
Gerade bei so zuständen ist es wichtig den Rettungsdienst zu alarmieren. Bei weniger "dramatischen" Einsätzen bieten wir den Pat. an mit dem diensthabenden Arzt der KJP zu telefonieren. So kommen wir über die runden...
Tanzen und Turnen füllt Gräber und Urnen
03.03.2016, 15:40
Nun denn - immerhin ist dieser Thread nun 3,5 Jahre alt....

Ich kenne eure Qualifikation nun zwar nicht en detail, allerdings halte ich es für begrenzt sinnvoll eure "Patienten" selbstständig in einem Krankenhaus anzumelden. Eine normale (erstmalig) aufgetretene Hyperventilation erfordert sicherlich nicht die Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung, oftmals ist nicht mal ein Transport in die Klinik nötig.

Wenn die Faulheit der Mitarbeiter des Rettungsdienstes ungefähr mit deiner Groß-und Kleinschreibung und deinem Gebrauch von Satzzeichen korreliert ist es allerdings ein Wunder, dass noch keiner eurer Patienten an einer Hyperventilation verstorben ist....
04.03.2016, 20:48
Sorry für das Wort "anmelden". Im Prinzip lassen wir (sofern es möglich ist) den Patienten mit dem AvD sprechen, dieses Vorgehen machen wir auch nur bei unseren "Pappenhaimer", in ihrer ambulanten Therapie diese Absprache getroffen haben.
Tanzen und Turnen füllt Gräber und Urnen
24.03.2016, 15:19
fabisan hat geschrieben:Wir hatten (leider) im Jahr 2016 schon 4 RTWs wegen Psy da. Drei Panikattaken und einen bei psychosomatischentischen Symptomen. Die RD´ler bei uns in der Stadt sind leider Faul und handeln leider nicht immer Ordnungsgemäß


Wenn der Rettungsdienst falsch oder unzureichend handelt, ist es in eurer Verantwortung, dieses zu melden. Am Besten an den ÄLRD wenden. Konkrete Beschwerden führen zu einer Veränderung. Lästereien im Forum führen zu nix.
05.04.2016, 22:48
Da ist wieder das bei uns Sani leider weit verbreitete Problem der Verallgemeinerung: Die RDler in unserer Stadt sind alle faul und doof...

Wenn ich eine solche Aussage lese, muss ich leider schon mit den Augen rollen.

Mit Sicherheit gibt es motiviertere und weniger motivierte Kollegen, es gibt auch Kollegen, die fachlich mehr oder weniger versiert sind (der Punkt "Erfahrung" ist hier noch nicht mal angesprochen).

Glaubst du, als SSDler "auf dem Weg zum RH" das Verhalten der Kollegen fachlich abschließend beurteilen zu können? Das finde ich mutig...

Vielleicht verfügen die beteiligten Beschäftigen des RDs deiner Stadt auch über mehr Routine, kritische Patienten von nicht kritischen zu unterscheiden.

Zunächst würde ich da im Konfliktfall das direkte Gespräch mit den Rettungsdienstlern suchen, wenn du das Gefühl hast, dass eine Versorgung nicht optimal gelaufen ist. Das würde ich im Nachhinein machen und keinesfalls direkt vor dem Patienten. Da gilt: Der Rettungsdienst hat nach der Übergabe den Hut auf (und die Verantwortung für den Patienten). Auch das Anmelden von Patienten ist alleinige Aufgabe des Rettungsfachpersonals. Schließlich legen die die Zielklinik fest...

An den ÄLRD würde ich mich erst wenden, wenn die Situation auf anderen Wegen nicht zu lösen ist oder eine massive Gefährdung zukünftiger Patienten wahrscheinlich ist, welche durch Fortbildungsmaßnahmen reduzuert werden muss.
11.04.2016, 13:16
Hajo Behrendt hat geschrieben:An den ÄLRD würde ich mich erst wenden, wenn die Situation auf anderen Wegen nicht zu lösen ist oder eine massive Gefährdung zukünftiger Patienten wahrscheinlich ist, welche durch Fortbildungsmaßnahmen reduzuert werden muss.


Warum sollte man sein Anliegen nicht gleich mit dem ÄLRD thematisieren? Entweder der Punkt ist falsch eingeschätzt worden vom Meldenden, oder vom Retter. Im letzteren Fall, tut es gut, wenn der ÄLRD interveniert.

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