War das eine Falscheinschätzung des Lehrers?

Hier könnt ihr erlebte Einsätze schildern und sie können von uns gemeinsam besprochen werden.

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15.05.2012, 19:39
Hey Leute,

hab vor einem Jahr mal meine Erste Hilfe Kenntnisse einsetzen dürfen, so rein zufällig. Wollt nämlich gerade mal kurz die Toilette besuchen, als ich bei einem jüngeren Mädchen aufmerksam geworden bin. Sie hat sich den Arm gekühlt und ich habe gefragt was den los ist und ob ich ihr irgendwie helfen kann. Sie hatte nämlich gerade bei einer ehemaligen Lehrerin Sport und ist dann gestürzt, die Lehrerin hat nichts gemacht, das Mädchen ist in den letzten beiden Stunden zum Kühlen in die Toilette gegangen. Beim genauen Anschauen hat man eine deutlich blaue Schwellung am Unterarm gesehen sie hatte ja auch starke Schmerzen. Als ich sie fragte ob sie jemand abholen könnte, sagte sie mir das es nicht gehen würde, da sie keine Eltern hat und im Heim lebt, Betreuer wären anscheinend gerade nicht erreichbar. Ich hab sie gefragt ob es in Ordnung ginge,
wenn ich erstmal mit unseren Direktor spreche (Notruf geht immer vom Direktor aus) dem ich die Sachlage erklärt habe, und im geraten habe das eine Fahrt zum Anschauen ins Krankenhaus nötig wäre da kein Mensch von den Betreuern erreichbar ist. Er hat mich nach meiner Meinung gefragt und dann den Notruf abgesetzt. Ich hab mit dem Mädchen gewartet als dann die Sportlehrerin gekommen ist und mich richtig böse angesehen hat, und das Mädchen in einen giftigen Ton gefragt hat ob sie wirklich soooo große Schmerzen hätte.
Die Sportlehrerin hat mich dann einfach wieder zurück in die Klasse geschickt mehr als Sirenen hab ich dann nicht mehr gehört. Am nächsten Tag habe ich erfahren, dass sie sich den Arm angebrochen hat.

Meine Frage an euch, hätte mich diese "egoistische" Sportlehrerin überhaupt wegschicken dürfen, oder wie seht ihr das ganze? War darüber ziemlich wütend.
(Korinther Hohelied)"Die Liebe ist langmütig und freundlich; Die Liebe eifert nicht, sie treibt nicht Mutwillen, sie erfreut sich nicht von der Ungerechtigkeit sondern erfreut sich von der Wahrheit.." (Korinther Hohelied)

15.05.2012, 20:04
Hi,

du hast richtig gehandelt, aber deine Lehrerin war auch durchaus im Recht als sie dich in den Unterricht geschickt hat. Der RD war auf dem Weg und die Schülerin bis zu dessen Eintreffen zu betreuen kann sie selbst (mehr oder weniger gut) auch.
Mitglied bei *dem* BRK und bei den Brandpatschen

16.05.2012, 05:56
Das Schlimme war ja das, dass die Schülerin trotzdem weiter Sport machen musste und es ist ja nicht nur dieser Fall gewesen, ich hab mich mal umgehört und sie scheint bei den Schülern nicht sehr beliebt zu sein, also deswegen.
(Korinther Hohelied)"Die Liebe ist langmütig und freundlich; Die Liebe eifert nicht, sie treibt nicht Mutwillen, sie erfreut sich nicht von der Ungerechtigkeit sondern erfreut sich von der Wahrheit.." (Korinther Hohelied)

16.05.2012, 09:59
Vor Fehleinschätzungen ist niemand gefeit, auch ich habe (natürlich) im Laufe meiner sanitäts- und rettungsdienstlichen Karriere die ein oder andere Entscheidung getroffen, die sich im Nachhinein als wahrscheinlich falsch herausgestellt hat.

Das kommt (naturgemäß) vor und wird auch dir früher oder später passieren. Daher ist es wichtig, Personen, die Fehlentscheidungen treffen, nicht pauschal zu verurteilen, sondern gemeinsam Wege zu suchen, solche Fehler zukünftig zu vermeiden.

Gerade Sportlehrer haben die schwierige Aufgabe zu entscheiden, wer nun nicht mehr sportfähig ist. Hierbei musst du ehrlich zugeben, dass es hier eine Menge Simulanten gibt, die sich vor dem Sportunterricht drücken wollen. Auch mir sind natürlich Sportlehrer bekannt, die (möglicherweise bedingt durch den hundertfachen Kontakt mit Simulanten) nun als "harte Hunde" gelten.

Aber trotzdem ist es immer Ermessenssache, zu entscheiden, ob eine angebliche Verletzung nun so schwerwiegend ist, dass eine weitere Teilnahme am Unterricht nicht mehr möglich ist. Hierbei kann es zu Fehleinschätzungen kommen.

Wenn man nun bei so einer Fehlentscheidung "ertappt" wurde, ist es menschlich, diese erst einmal verbergen zu wollen. So hat es auch deine Sportlehrerin versucht, als sie dich weggeschickt hat. Vermutlich war ihr die ganze Situation (verständlicherweise) peinlich.

Man muss jedoch wissen, dass es nur zu einer Qualitätsverbesserung kommen kann, wenn Fehler offen kommuniziert werden und im Anschluss Möglichkeiten gefunden werden, diese Fehler zukünftig möglichst zu vermeiden.

Bild


Warum ladet ihr die Sportlehrkräfte nicht mal zu einer gemeinsamen Fortbildung über den Umgang mit Sportverletzungen ein?

Quelle Bild:
http://u1.ipernity.com/4/25/96/1512596.7b84b74d.560.jpg
Zuletzt geändert von Hajo Behrendt am 16.05.2012, 10:05, insgesamt 2-mal geändert.
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

16.05.2012, 11:45
Stimmt, das wäre mal gar keine schlechte Idee. Es sind aber schon krasse Sachen vorgekommen: Ein 14-jähriges Mädchen ist schwanger, und musste mit zum Sportunterricht, also in die Turnhalle. Die haben dort gerade Basketball gespielt und wie du ja vielleicht weißt erzeugt das in einem Raum Schallwellen die durch den Boden noch verstärkt werden. Man hat ja gemerkt, das Kind hat das ja nicht ausgehalten, und die "Mutter" hat halt starke Tritte abbekommen, bei der Frage ob sie sich draußen hinsetzen könnte: "Nööö du bleibst jetzt da in der Turnhalle sitzen, wenn du schon keinen Sport machen möchtest".
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16.05.2012, 12:53
Merkwürdigerweise sind das meist die Schülerinnen, die sich auch hochschwanger in der Techno-Disco aufhalten können, ohne das das dem Kind schadet...

Dass ein Kind in der Phase der Spätschwangerschaft (mehr oder weniger heftig) tritt, ist völlig normal und nicht unbedingt der Umgebungslautstärke geschuldet.

Ich kenne wohl hunderte von Orten, an denen es lauter zugeht als in einer Sporthalle, und die dennoch von Schwangeren komplikationslos aufgesucht werden.

Ich hasse es, wenn sich Schwangere nur aufgrund ihres augenblicklichen Zustandes Vorteile verschaffen wollen (schließlich ist der Zustand ja selbst verschuldet).

Da hat die Sportlehrerin mein volles Verständnis, ich hätte wahrscheinlich als Lehrkraft ebenso entschieden.

Ausserdem ist mir nicht klar, warum die Dame nicht am Sport teilnehmen kann (Nur, weil sie schwanger ist???):

http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/sport-in-der-schwangerschaft-kraft-fuer-zwei-herzen-1.1085435
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16.05.2012, 13:04
Naja hast ja Recht :) Fazit ist das mich die Lehrerin seit dem Vorfall hast.
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16.05.2012, 13:36
Beruht das vielleicht auf Gegenseitigkeit? ;)

Was könntest DU tun, um das Verhältnis wieder zu verbessern???
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16.05.2012, 14:39
Mmmhh vielleicht. Nee schmarrn ich find jeder Lehrer hat sich selbst zuzuschreiben wie er bei den Schülern ankommt und ich glaube das beruht bei Lehrer-Schüler-Verhältnis Gegenseitigkeit. Ich hab mir immer vorgenommen, schon als kleines Kind höflich zu sein und das werde ich auch akribisch durchziehen, allerdings brauchen sie sich nicht wundern, wenn ich mir darüber ein Teil denke. Das ist ja eig. ganz normal bei uns Menschen (übrigens Unterscheiden wir uns genau deswegen oder auch von unseren Urahnen, die bei uns in den deutschen Zoo`s zu finden sind) ;))

Und schon hab ich wieder ein bisschen etwas für den Quali in PCB gelernt, danke Leute :)
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