Ehrenamt ./. Professionalisierung

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10.10.2011, 16:19
Original von Don Spekulatius
1. Nenne mir eine "gewinnorientierte" HiOrg. Nein, DRK, JUH, ASB, DLRG, MHD gelten nicht als "gewinnorientiert". Diese Orgenisationen laufen alle als gemeinnützige Vereine, das heist es DARF kein immenses Plus erwirtschaftet werden. Eine +/- Null Rechnung muss betrieben werden. (Ansparungen für Neuanschaffungen sind natürlich erlaubt).

Nette Vorstellung. Eventuelle Überschüsse werden eben an die obere Heeresleitung ausgeschüttet und schon steht die Firma wieder auf Null und hat keine Gewinne erwirtschaftet. Wenn Hilfsorganisationen nicht gewinnbringend operieren wollen, warum gibt es dann kaum unbefristete Verträge für RAs?

Das sind gGmbHs. Firmen die die Symbole nutzen (mMn Missbrauchen), diese dürfen auch Geld verdienen.

In dem Kreis wo ich momentan tätig bin gibt es mit zwei Ausnahmen AUSSCHLIEßLICH unbefristete RettAss Verträge. Ja, dort ist das Rote Plus als einzige HiOrg tätig, die Verträge sind nach TVöD. Grade in den neuen Bundesländern kenn ich die Aktion mit den gGmbHen, und mit Hausverträgen. Ein UNDING, jedoch hat das nix mit den Ehrenamtlichen Strukturen der jeweiligen HiOrgs zu tun. Das Geld fließt auch nicht zwischen den gGmbHn und de Ehrenamtlichen hin oder her.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

10.10.2011, 16:42
Sorry für Doppelpost, ABER:

Vielleicht sollten wir hier klar zwischen den ehrenamtlichen Strukturen und den hauptamtlichen Strukturen trennen. Was die HiOrgs im hauptamtlichen Bereich machen ist kein bisschen besser zu dem was die Privaten machen, das steht außer Frage.

@Hajo: auf deine Kommentare eingehen erscheint fast schon sinnlos. Was hast du versucht zu sagen? Was willst du beweisen? Was hat die debate EA / HA, Qualitätsverlust, mit AWO, Korrupten Geschäftsführern zu tun?
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

10.10.2011, 16:57
Original von M1k3
Das es Freiwillige Feuerwehren gibt, finde ich unglaublich.
In Deutschland sollte es deutlich mehr hauptamtlich betriebene Feuerwehren geben. Die übrig gebliebenen Wehren sollten mindestens Hauptamtliche Mitarbeiter haben, die Wehren die so klein sind, das es "nicht lohnt", könnten dann mit 3 Fzg. den Erstangriff, die erste Rückmeldung gestalten.



Ähm, das ist jetzt nicht böse gemeint, aber osnst gehts dir gut, ja? Wer soll denn das alles bezahlen? Und außerdem müssen die Hilfsfristen eingehalten werden, da nutzen auch 3 Fahrzeuge nichts, wenn die nächste Feuerwehr erst 15 Minuten entfernt ist. Wie kommst du überhaupt zu 3 Fahrzeugen?
Schonmal an die Dörfer gedacht? Die sind mit ihrem MTW+TSA, TSF, TSF-W, StLF oder LF 8 auch sehr zufrieden.
Truppführer, Sprechfunker (Analog), Atemschutzgeräteträger
Jugendwart
Leiter SSD a.D.
Sanitäter (DRK)

[CENTER]
- Abi 2012 -
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10.10.2011, 17:05
Von korrupten Geschäftsführern und Qualitätsverlust habe ich nie gesprochen.

Ich möchte den enthusiastischen, engagierten und (noch) von ihrer HiOrg überzeugten Junghelfern aber mal ein paar fragwürdige Aspekte ihrer "Wohlfahrts"organisationen vor Augen führen.

Die Teppichetage der HiOrgs lacht meist nur über das Engagement von Ehrenamtlichen. Die verdienen ihr Geld längst mit Größerem; freuen sich aber einen Keks, dass es noch immer genug Dumme gibt, die kostenfrei arbeiten und so die Dienstvilla der Bosse mitfinanzieren.

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass sie dabei noch nicht einmal zurückschrecken, die Ehrenamtlichen unter Druck zu setzen und "auszuquetschen", wo immer es nur geht.

Mehr und mehr Dienststunden mit immer weniger Helfern, der Etat für 2011 immer noch nicht genehmigt, mutwillig nicht nachbeschaffte elemantare Ausrüstungsgegenstände und Verbrauchsmaterialien, verfallende Medikamente auf dem RTW werden trotz sechsmaliger Meldung nicht ersetzt... Das ist der Zustand bei uns.

Sogar die Dienstkleidung sollen sich die Helfer in Zukuft wohl selbst kaufen. O-Ton aus der Teppichetage: "Das muss man im Schützenverein ja wohl auch"...

Ja, ich wage sogar zu behaupten, dass die Versorgung und die Gesundheit von Patienten zumindest in meinem HiOrg-Regionalverband von den Obersten bewusst aufs Spiel gesetzt wird, nur um auch in diesem Bereich den Gewinn zu maximieren und neue Reinvestitionen zu ermöglichen.

Es geht bei uns nicht mehr um den Dienst am Nächsten, sondern um die Erfüllung von Leistungsvorgaben, Gewinnmaximierung und Befriedigung des Größenwahns der Chefetage. In jeder HiOrg.

Ich frage mich: Warum verfügen wir über keine Verbandtücher mehr (Haushalt für dieses Jahr noch nicht genehmigt, Bestellverbot), der Teppichetage übernimmt aber einen privaten ambulanten Pflegedienst mit über 70 Fahrzeugen...

Dieser Größenwahn im Hauptamt macht auch vor dem Ehrenamt nicht halt. Wir haben darunter zu leiden.

Vielleicht sollten wir, die Ehrenamtlichen, tatsächlich mal Gedanken machen, ob die Zukunft (nicht nur der sanitätsdienstlichen Veranstaltungssicherung) noch den HiOrgs gehört, oder ...
35 Jahre, Im-RTW-beim-Patienten-Sitzer, hauptamtlicher "Zivi"-in-den-Hintern-Treter, ehrenamtl. Löschknecht, Obermufti von einigen SSDs -- im schönsten Bundesland der Welt: Schleswig-Holstein!

10.10.2011, 17:15
Weil also du in deiner Gliederung (zu recht) unzufrieden über Missstände bist, ist die ganze HiOrg böse?

Diese Verallgemeinerungen nerven.

@Oskar: Egal welches Konzept man fährt. Das für Feuerlöschen und technische Rettung NUR EA eintreffen mancherorts beunruhigt mich. Ich habe viele gute, fitte engagierte FFler getroffen, und mit ihnen gearbeitet. Das BFs aber einfach einige Vorteile gegenüber FFs haben, brauch man wohl nicht diskutieren?
Wer das bezahlt ist mir egal. Wir bezahlen auch so schon genug Blödsinn.
" Die jungen Leute von heute sind wesentlich angenehmer als in den 60er, 70er und 80er Jahren. Sie sind toleranter und respektvoller, auch älteren Leuten gegenüber. "
- Heino

10.10.2011, 17:18
@Hajo: Aber wie genau sollte sich der "Größenwahn" vom Hauptamt ins Ehrenamt ziehen? Wie erklärst du im Ehrenamt Auszahlungen von mehr als nur geringen Aufwandsentschädigungen an Helfer bzw. Leitung? Boni und sowas sollte es da ja eher weniger geben...

Dass im Hauptamt ganz andere Winde wehen mag ja sein, ich kann nur die Verbindung zum Ehrenamt nicht so ganz nachvollziehen. Bisher sind beides - zumindest bei uns - ziemlich verschiedene Welten ;)

€:

Original von M1k3
@Oskar: Egal welches Konzept man fährt. Das für Feuerlöschen und technische Rettung NUR EA eintreffen mancherorts beunruhigt mich. Ich habe viele gute, fitte engagierte FFler getroffen, und mit ihnen gearbeitet. Das BFs aber einfach einige Vorteile gegenüber FFs haben, brauch man wohl nicht diskutieren?
Wer das bezahlt ist mir egal. Wir bezahlen auch so schon genug Blödsinn.

So ist das halt (dummerweise?) mit FFs. Es gibt solche, die ihre Sache Ernst nehmen, und solche, die es eben weniger tun. Das gleiche gibts aber auch auf BFs.
Vorteile die BFs gegenüber FFs haben, nunja. Die Ausbildung ist natürlich im Vergleich zu FFs sehr viel tiefergehend. Nur ist da halt auch die Frage wie viel da nach Jahren noch da ist. Hat alles 2 Seiten, die Medallie.
Zuletzt geändert von gorld am 10.10.2011, 17:21, insgesamt 1-mal geändert.
Endlich EH! 04.05.2008!

10.10.2011, 17:19
Was die Flexibilität angeht:
Es ist schön, dass im Bereich von Berliner Schildkröte so funktioniert, bundesweit geltend ist das aber bei weitem nicht. Ich habe während meiner Zeit in .de immer wieder das Vergnügen gehabt kurzfristig für Veranstalter Sanitätsdienste zu organisieren die Freitag Mittag für die Veranstaltung Freitag abend noch eine Auflage erhalten haben, usw.
Als privater Anbieter kannst du das ganz einfach regeln: Der Veranstalter muss eben für das "kurzfristige" mehr zahlen, dafür kann ich meinen Mitarbeitern aber auch mit entsprechenden Boni winken. Schnellbesetzungspauschalen von 50€ pro Nase waren bei uns nicht unüblich. Für solche Beträge (und einem ansonsten auch nicht üblen Stundenlohn) kriegst du ganz schnell genug qualifizierte Leute, glaub mir. Mein ehemaliger Arbeitgeber war damit im gesamten süddeutschen Raum unterwegs, die private Konkurrenz ist es Deutschlandweit.
Wir haben übrigens genauso Infrastruktur unterhalten wie alle anderen, tlw. sogar deutlich mehr.
(Übrigens, vor meiner Zeit wurde da mal der SanD für eines der größten Festivals Deutschlands binnen zwei Tagen "aus dem Boden gestampft")

Grade als privater Anbieter am Markt hast du nur zwei Möglichkeiten: Entweder du versuchst über den Preis am Markt zu agieren (was im Angesichts der unvermeidlichen Lohnkosten fast unmöglich ist) oder über die Qualität. Ich arbeite seit je her für Firmen bei denen eher zweiteres zum Einsatz kam.

Um das Bild mal zu überzeichnen (auch wenn es leider zu oft wahr war): Wo die Kollegen von den HiOrgs mit dem alten Ford Transit und der "Brotbox" oder K50 zum Dienst kamen mussten wir in gebügelten Hemden, extrem strenger Kleiderordnung und -damals ein Novum- AED und RTW Rucksack zum Dienst erscheinen... Im neuen RTW....


Aber zurück zur Betriebswirtschaft....
Grade wenn du als privater am markt überleben willst musst du extrem effektive Kostenstrukturen (und ein sehr sehr flaches Management) haben. Genau daran scheitert es aber oftmals bei den HiOrgs, wenn ich mir die Kostenstrukturen mancher HiOrgs hier im Umkreis anschaue wird mir schlecht....
Da geht nämlich das eigentliche Geld hin....

10.10.2011, 17:28
Übrigens: In .ch funktioniert der Sanitätsdienst an Veranstaltungen auch wunderbar auf privatwirtschaftlicher Basis, ebenso der Rettungsdienst und der sanitätsdienstliche Teil der Katastrophenhilfe. Zwar spielen bei letzterem noch die Samaritervereine mit, diese verstehen sich selber aber nur als Partner der Rettungsdienste und Unterstützer.
Rein topographisch ist man hier eben darauf angewiesen, dass mit den vorhandenen Ressourcen auskommt. So ist es kein Problem ein Zugunglück mit 50 Verletzten mit nur 6 RTW, 2 RTH und einem Samariterzug (knapp 50 Helfer mit medizinischer Qualifikation eines besseren EH) zu betreuen. Mehr Kräfte sind halt schlichtweg innerhalb vertretbarer Zeiten nicht verfügbar.
Dafür müssen Ressourcen effizienter genutzt werden.
Bis Kräfte aus den Metropolen da sind dauert es länger als man es vertreten möchte. Daher wird hier z.B. ein Ambulanz (=RTW) Team ggf. ausgespalten, als Fachperson muss man dann die ungewöhnliche Situation erleben, dass man zusammen mit 15 Samaritern 25 leichtverletzte betreuut. Geht aufgrund entsprechender Konzepte erstaunlich gut.

10.10.2011, 22:32
Irgendwie komische, konstruierte Diskussion...

Erstens ist das ein Gegensatz der in der Praxis gar nicht existiert, sondern es wird immer ein Nebeneinander von HA und EA geben. Das HA wird sich auch die Bereiche mit tatsächlichen Gewinnmöglichkeiten konzentrieren, dass EA wird auch die Bereiche abdecken, in denen es eine Plus-Minus-Null-Rechnung gibt.

Zweitens bin ich in Bezug auf meine HiOrg (DLRG) absolut überzeugt, dass sie 100%ig ehrenamtlich ist. Dafür kenne ich genug aus der oberen Führungsetage persönlich, von denen sich keiner eine goldene Nase verdient - sondern eben auch ehrenamtlich arbeitet. Und die drei dutzend Hauptamtlichen, die die DLRG bundesweit beschäftigt, werden ganz sicher ebenfalls nicht die ganzen armen Ehrenamtlichen ausnehmen...

Drittens bin ich froh dass es Leute gibt, die nicht alles und jede Tätigkeit in Geld aufwiegen. Geld ist nur Mittel zum Zweck und nur eine Art des "Lohnes" den ich für eine Tätigkeit erhalten kann.
Btw: Man kann Sandienste auch professionell aufziehen, solide Finanzieren (durch Geld vom Veranstalter oder Abrechnung mit den Krankenkassen) und hinterher den Gewinn trotzdem wieder für eine gute Sache spenden :-)

11.10.2011, 07:09
Original von peit
Drittens bin ich froh dass es Leute gibt, die nicht alles und jede Tätigkeit in Geld aufwiegen. Geld ist nur Mittel zum Zweck und nur eine Art des "Lohnes" den ich für eine Tätigkeit erhalten kann.
Btw: Man kann Sandienste auch professionell aufziehen, solide Finanzieren (durch Geld vom Veranstalter oder Abrechnung mit den Krankenkassen) und hinterher den Gewinn trotzdem wieder für eine gute Sache spenden :-)

Menschlich wunderbar, toll usw....

Aber sieh Dir mal die Kehrseite an:
(Hierfür muss ich ein wenig abschweifen)
Betrachte mal eine medizinische Leistung wie den Auslandsrückholdienst. International verdienen Ärzte, die solche Transporte begleiten, nicht unter 1500 USD am Tag. Hier sind es etwa 150 Teuro/24h. Warum die Diskrepanz? Weil es in D genügend freiwillige gibt, die es machen - sei es aus Abenteuerlust oder aus sozialem Engagement. Klar ist das nun menschlich gesehen toll, aber dies verhindert, dass in diesem Bereich endlich vernünftige, international vergleichbare Gehälter gezahlt werden. Im NEF Dienst ist es das gleich, wobei es hier allmählich besser wird.
Auch im SanD würden die Preise steigen und somit die Verdienste, wenn sich nicht für alles genügend Freiwillige finden würden, die für Kost und Logis und ein "Danke" arbeiten wollen.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

11.10.2011, 07:45
Richtig. Warum soll ich einen Dienst machen, wo ich vielleicht was zu essen und zu trinken bekomme, wenn ich doch die Möglichkeit habe, den gleichen Dienst bei einer anderen HiOrg wo ich dafür bezahlt werde (nicht nur eine Aufwandsentschädigung).
Wir werden aus den schönsten Träumen gerissen,
um so manchen Alptraum zu erleben.

Tauchen - Klettern - Geocaching - Feuerwehr

11.10.2011, 10:51
Hajo, solche Dienste wie wir sie jetzt hatten könnte ein privates San-Dienst-Unternehmen nie stemmen. Drei Wochen lang jeden Abend von 18 bis mindestens 23 Uhr einen San-Dienst beim Weinfest machen. Am Wochenende sogar von 13 bis 2 Uhr mit jeweils 3 bis 15 Helfern und 3 Fahrzeugen. Da das ganze ein Pauschaldienst ist, kann es wie in diesem Jahr sein, wenn die Materialpauschale größer ist als das verbrauchte Material oder wie im letzten Jahr, wenn mehr Material gebraucht als bezahlt wurde.

Bei uns in RLP wird fast überall Hauptamt (RD in gGmbH) und Ehrenamt getrennt. Dass es immer noch Hauptamtliche dann im Verein gibt liegt an den zu unterhaltenden Gebäuden (Hausmeister) und auch an Verwaltungsaufgaben (Geschäftsstellenmitarbeiter).
"Wir essen jetzt Opa!"
Satzzeichen retten Leben!

11.10.2011, 16:17
Original von Don Spekulatius
Menschlich wunderbar, toll usw....

Aber sieh Dir mal die Kehrseite an:
(Hierfür muss ich ein wenig abschweifen)
Betrachte mal eine medizinische Leistung wie den Auslandsrückholdienst. International verdienen Ärzte, die solche Transporte begleiten, nicht unter 1500 USD am Tag. Hier sind es etwa 150 Teuro/24h. Warum die Diskrepanz? Weil es in D genügend freiwillige gibt, die es machen - sei es aus Abenteuerlust oder aus sozialem Engagement. Klar ist das nun menschlich gesehen toll, aber dies verhindert, dass in diesem Bereich endlich vernünftige, international vergleichbare Gehälter gezahlt werden. Im NEF Dienst ist es das gleich, wobei es hier allmählich besser wird.
Auch im SanD würden die Preise steigen und somit die Verdienste, wenn sich nicht für alles genügend Freiwillige finden würden, die für Kost und Logis und ein "Danke" arbeiten wollen.


In Anbetracht der hohen Arbeitslosigkeit unter den Ärzten, die von Hartz IV leben müssen, weil sie bei Auslandsrückholungen nichts verdienen....
Wenn ich irgendwo angestellt bin und von dem Gehalt dort leben muss, dann dient die Beschäftigung in erster Linie meinem Broterwerb. Wenn sie außerdem noch Spaß macht ist das natürlich gut, aber zweitrangig. Dafür nehme ich dann eben in Kauf, auch nachts und an Weihnachten arbeiten zu müssen, unangenehme Aufgaben nachzugehen oder eben morgens pünktlich um acht zu erscheinen.
Wenn ich hingegen irgendwo ehrenamtlich arbeite, dann suche ich mir die Kollegen aus, werde sicherlich nicht stundenlang Briefe schreiben und Verwaltungskram erledigen, keinen Dienst an Weihnachten machen und keine Vorgesetzten akzeptieren, der mir vorschreibt wie ich mein Hemd zu knöpfen habe. Sprich: Ich habe viel mehr Freiheiten und mache nur das, was mir persönlich auch Spaß macht - solche Stellen sind bezahlt hingegen ausgesprochen selten.

Gibt es doch mal eine Traumstelle auf die obige Beschreibung zutrifft, dann gibt es sicherlich soviele Bewerber, dass der Arbeitslohn schnell in einen marginalen Bereich rutscht - auch das ist eben Marktwirschaft...

11.10.2011, 20:30
Was mir vorhin noch eingefallen ist, als ich unterwegs war: Mit 15 Euro pro Stunde und Helfer würdest du bei uns schnell untergehen. Hier in der Region kostet es bei den HiOrgs zwischen 5 und 8,50 Euro (plus Fahrzeug und Material natürlich). An solche Preise kämen ehrliche Private gar nicht ran. Das ist auch der Grund, warum es in RLP (fast) keine Privaten im Rettungsdienst gibt. Die HiOrgs (bzw. deren Tochterfirmen) haben sich zu gut positioniert. Die Lizenz zum Rettung fahren ist eben nicht billig und nur mit Rettungseinsätzen lohnt es nicht. An die Kosten für KTW-Einsätze von den HiOrgs (bzw. deren Tochterfirmen) kommen die Privaten eben noch nicht ran. Unter anderem auch wegen den Ehrenamtlichen Unterstützern.
"Wir essen jetzt Opa!"
Satzzeichen retten Leben!

11.10.2011, 21:30
Original von lafidi
Was mir vorhin noch eingefallen ist, als ich unterwegs war: Mit 15 Euro pro Stunde und Helfer würdest du bei uns schnell untergehen. Hier in der Region kostet es bei den HiOrgs zwischen 5 und 8,50 Euro (plus Fahrzeug und Material natürlich). An solche Preise kämen ehrliche Private gar nicht ran. Das ist auch der Grund, warum es in RLP (fast) keine Privaten im Rettungsdienst gibt. Die HiOrgs (bzw. deren Tochterfirmen) haben sich zu gut positioniert.

Und genau das ist der Punkt. Würden nicht ein paar Leute meinen sie müssten den Job anderer Leute für lau machen gäbe es realistische Preise und ein paar Leute mehr hätten vielleicht vernünftig bezahlte Arbeit.
Du lieferst sozusagen das perfekte Beispiel dafür, warum ehrenamtliche Arbeit kritisch zu sehen ist.

Übrigens: Das was du als "vom Privaten nicht zu leistender Dienst" bezeichnest lief bei uns als "aus dem Ärmel geschüttelt", solche Dienste kann selbst mein derzeitiger Brötchengeber notfalls binnen 48 Minuten besetzen (so erlebt vor knapp 2 Monaten).
Wenn du mal Dimensionen sehen willst. BAUMA München: 2x RTW,2x NEF, ELW 2x KTW, 1x GRTW, 4 vollausgestatteten SanPosten auf dem Niveau einer Nothilfe (inkl. chirurgischer Versorgung, Sonographie, BGA, usw.), 2 Verbandsplätze, 30 Mann "Fusstruppen" und eigener Leitstelle inkl. Notrufabfrage und stabsmäßige Einsatzleitung...

Das von dir genannte Beispiel läuft bei den Dienstanbietern die in .de im "Mittelfeld" mitspielen im Regelfall einfach mal so nebenher.....
Das wohlgemerkt nicht mal "am Wochenende" sondern während der Woche und von 7-2 Uhr nachts.
Und das neben dem Tagesgeschäft....

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