Schwere Patienten

Hier kann über alle Maßnahmen von der Ersten Hilfe bis zur klinischen Behandlung diskutiert werden.

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26.02.2009, 22:35
Hallo Zusammen,

wie geht ihr mit schweren Patienten um?
Was war bei euch bis jetzt das schwerste?

Ich hatte Anfang dieser Woche eine 250kg Patientin, die der Rettungsdienst mit laufender Reanimation auf die Intensivstation gebracht hat.
Der RD kam mit 6 Leuten Notarz + Fahrer, RTW Team und das Nachalarmierte KTW Team als Tragehilfe. Im Krankenhaus wurde dann mi 9 Leuten umgelagert. Die Trage am RTW musste ausgewechselt werden, weil die Trageholme verbogen waren und sich nicht mehr ham reinschieben lassen.
- 21 Jahre jung oder alt, suchts euch aus
- Bereitschaftlerin in der Funktion als Rettungsassistentin und Jugendwart
- FeuerwehrFRAU
- Auch wenn ich sage das es mir gut geht, wissen bestimmte Leute das ich sie angelogen habe.

26.02.2009, 22:59
Also in dem Fall, den du beschreibst, hat das RTW-Team meiner Meinung nach einen Fehler gemacht: Die Tragen sind bis zu einem bestimmten Gewicht zugelassen, bis zu dem der Hersteller sagt, dass die Trage verwendet werden darf, ohne, dass es an ihr zu Schäden kommt (oder sogar das Fahrgestell darunter zusammenbricht o.ä.).
Wenn die Holme verbogen waren, war die Patientin ziemlich sicher deutlich schwerer als mit dieser Trage erlaubt gewesen wäre.

Wenn ich vor Ort feststelle, dass der Patient zu schwer ist für meine Trage, muss ich über die Leitstelle eine alternative Transportmöglichkeit anfordern. Je nach Stadt/Kreis gibt es speziell ausgerüstete KTWs und/oder RTWs. Andernorts gibt es keine solchen Fahrzeuge, da wird dann (wie auch bei uns) mit der Feuerwehr gearbeitet, die dann in einem Fahrzeug mit Ladefläche transportieren.
Bei uns heißt es ganz klar: Wenn der Patient zu schwer ist, müssen wir über die Leitstelle eine alternative Transportmöglichkeit anfordern, die müssen sich dann was einfallen lassen. (also entweder Feuerwehr oder ein anderes Fahrzeug mit einer anderen Trage, das ein höheres zugelassenes Gewicht hat.

Bisher hatte ich immer das Glück, dass wir alle Patienten mit unserer Trage transportieren konnten. Ich wurde (mit dem KTW) bisher einmal zur Tragehilfe gerufen, weil das KTW-Team vor Ort Kräftemäßig an seine Grenzen gestoßen war.
Ich persönlich finde es ganz wichtig, dass man seine Grenzen kennt und dann ggf. Hilfe anfordert. Das ist doch keine Schande! Schlimmer ist es, wenn ich mich verletze oder sogar den Patienten fallen lassen würde, weil ich es nicht eingestehen kann, dass ich das nicht schaffe.

Mein persönlicher "Patientengewichtrekord" liegt bei 130 kg.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

26.02.2009, 23:00
Was für ne Trage bzw. was für ein Tragetisch war das?

Wir hatten heuten nen schweren Intensivtransport, aber zu dritt ging das schon irgendwie... mussten halt die Sch*** Ferno kompensieren...
[CENTER]-Solange man mit einem Fernseher keine Fliegen erschlagen kann, kann er die Zeitung nicht ersetzen-[/CENTER][CENTER]Lebbe geht weida![/CENTER]
[CENTER]-Die Geschichte lehrt uns, dass die Geschichte uns nichts lehrt...-[/CENTER]

27.02.2009, 00:40
Ähm, da der Transport unter Reanimation ablief, vermute ich mal, dass man einfach nicht auf nen LKW hat warten wollen... Da kann man sicherlich auch das Risiko eingehen mit einer ungeeigneten Trage zu transportieren.

Aber rein interessehalber: Warum wurde die Patientin unter Reanimation transportiert?

Ansonsten wird bei solchen Einsätzen regelmäßig die Feuerwehr dazugerufen. Gerade auf den Dörfern freuen die sich, mal einen Einsatz zu haben (und von zu Hause wegzukommen ;) und man muss kein weiteres Rettungsmittel dafür abziehen. Und schneller ist es sowieso - meist sind die Feuerwehrleute schneller da, als man vom Auto zurück zum Patienten gelaufen ist^^

27.02.2009, 14:09
Naja, da sowas z.T. auch von der Feuerwehr gemacht wird, die dann den Patienten auf der Ladefläche von nem Sprinter transportieren, geht das net länger, als ne Tragehilfe zu bekommen.

Und sowas muss ich mir halt einfach zeitnah überlegen. Normalerweise werden Patienten ja nicht innerhalb der ersten 5 Minuten nach Eintreffen des RD unter Reanimation in die Klinik gefahren. Wenn ich dann direkt nach dem EIntreffen ne Rückmeldung zur Leitstelle mache, dass die sich schonmal was überlegen sollen wg. Transport stellt das auch keine wirkliche Verzögerung dar.

Und bei 250 kg übersteigt das die Kapazität der normalen Tragen deutlich. Da wäre mir das Risiko zu groß, dass was passiert und die patientin hinterher noch n SHT oder was anderes vom Sturz hat.

Ich bleib bei meiner Meinung: Da is ein Fehler gemacht worden.
...meint die Bine
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Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

27.02.2009, 16:06
Das war eine Strykertrage und das Gewicht der Patientin hab ich nur geschätzt, vielleicht waren es auch nur 200Kg. Die Stryker trage kann man ja bis zu 228kg benutzen.
Zu "schwer" war die Patientin für die Trage nicht, sonst hätte der RD das nicht gemacht.

Die hatten die wohl reanimiert und dann hatte die wieder einen Rhythmus. Dann wurde Sie ins Auto geladen und hatte dort wohl wieder einen Stillstand. Und dann kamen sie zu uns, weil die konnten die ja net ewig im Auto lassen.
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27.02.2009, 16:17
Mal ne andere Frage : weißt du was die für einen Tragentisch im RTW hatten ? Diese Tische sind nämlich weniger belastbar als die Tragen weil sonst bei Überbelastung die Hydraulik ihren Dienst versagt und du kannst dann den Tisch nicht mehr hochfahren.
Bei unserem neuesten RTW ( grade 4 Tage an der Wache ) kann man die Trage mit 150kg belasten, den Tragentisch im RTW aber nur mit 130kg. Fragt mich jetzt aber bitte nicht warum das so ist ...

Gruß Jürgen

27.02.2009, 17:38
Moderation mode
habs mal verschoben zwecks themenordnung

:)

27.02.2009, 22:21
Also erstens:
(Auch wenn es hart klingt): Wenn jemand so fett ist, hat er halt irgendwann einmal Pech gehabt.

Zweitens:
Sorry, aber in welchem Land leben wir denn, in dem, wenn ein Patient reanimiert wird, sich alle erstmal darüber aufregen, ob das Ausrüstungsstück XY dafür nun zugelassen ist, oder nicht? Erstmal wird der Patient versorgt und wenn dabei 5 Tragen zu Bruch gehen, 3 RTWs oder 4 Tragetische, ist das völlig egal. Wenn der Patient einen Herz-Kreislaufstillstand hat, dann muss er zunächst Problem A bewältigen, nämlich wieder einen Puls zu bekommen. Danach kann man sich mal Gedanken darüber machen, ob er bei der Rettung fallen und sich verletzen könnte. Das Schlimmste, das ihm passieren kann, ist schon eingetreten, und schlimmer kann es eigentlich nicht werden.
Zuletzt geändert von Don Spekulatius am 27.02.2009, 22:48, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

27.02.2009, 23:53
Kleiner Einspruch : natürlich hat die Verbesserung des Zustandes des Patienten oberste Priorität.Aber ich habe solche Situationen wie hier geschildert auch schon öfter erlebt und man kann sich schon während der Behandlung Gedanken drüber machen wie man den Pat.vernünftig UND ohne größere Probleme in ein Krankenhaus bekommt. Es nützt ALLEN Beteiligten nämlich überhaupt nix,wenn die Trage eines RTWs unter dem Pat. zusammenbricht oder es stellen sich im RTW Probleme ein, an die man vorher nicht gedacht hat.
Gut, hier hatte der Pat. wohl so ca.200kg Gewicht, was eigentlich noch im Rahmen des möglichen ist. Die Angaben der Belastungsgrenzen sind ja schön und gut, aber da sind noch einige Reserven an Sicherheit vorhanden.
Ich hatte Einsätze, da war es erwiesen dass Pat. eine Gewicht von um die 300kg hatten und da geht mit normalem RTW gar nichts.Und hier ist nun die Logistik gefragt wie man diesen Koloss befördern kann. Klar ist, dass hier ein zeitlich längerer dauernder Vorlauf berücksichtigt werden muß, ja nach den örtlichen Möglichkeiten.
Was ich eigentlich sagen möche :manchmal ist es schon notwendig ein anderes Transportmittel anzufordern als nen RTW ... sonst kommt man nie ins Krhs. auch wenn es sich um eine Reanimation handelt.

Hier mal zwei aktuelle Berichte zu dem wachsenden Problem bei uns in HH.

http://www.bild.de/BILD/hamburg/aktuell/2008/10/18/hamburgs-dickes-problem/immer-mehr-uebergewichtige.html

http://archiv.mopo.de/archiv/2009/20090220/hamburg/panorama/ein_ganz_dickes_problem.html

Gruß Jürgen
Zuletzt geändert von Onkel Juergen am 28.02.2009, 19:32, insgesamt 3-mal geändert.

28.02.2009, 10:45
Ein Stryker Tragetisch für eine Stryker-Trage. Ich glaube nicht, das die das gemacht hätten, wenn sie sich nicht sicher wären das die Trage hält. Sie hat auch gehalten.

Der Tragetisch hat sich wohl auch noch hochfahren lassen, vieleicht haben die auch leicht angehoben, ich weiß es nicht.
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28.02.2009, 12:20
@ Minnyle

Okay, die für den Transport verantwortlichen Leute haben für die Abwicklung des Einsatzes korrekt gehandelt sonst wären ganz sicher Probleme aufgetaucht. Der Patient war wohl gewichtsmäßig gut beinander aber wohl doch nicht so gravierend daß der Transport mit dem RTW nicht möglich gewesen wäre.
Aber es gibt wie ich schon schilderte auch andere Situationen wo man sich echt Gedanken machen muß wie ich den übergewichtigen Pat.befördern könnte.

Ein kleines Beispiel aus meiner Praxis : wir wurden eines Tages zu einem komatösen Pat. gerufen.RTW und NEF rückten aus und als wir angekommen waren bot sich uns folgendes Bild : ein nach Aussage der Mutter ca. 300kg wiegender 28 jähriger Mann lag in seinem Bett, dieses befand sich in seinem Zimmer im Dachgeschoß ( ! ) eines 3stöckigen Einfamilienhauses. Die Treppe ins DG war sehr steil und sehr eng. Schon bald war die Diagnose gestellt, er war sehr unterzuckert und außerdem hatte er massive Herzrhythmusstörungen und der NA wollte ihn zügig ins Khs. bringen ... aber einTransport über die besagte Treppe war unmöglich und nun kam ich als Einsatzleiter ins Grübeln wie wir den Pat. hier wohl wegbekommen. Es gab nur eine Möglichkeit : wir mussten einen größeren Teil des Daches wegnehmen um dann den Pat. durch diese " Schneise " zu retten. Dazu alarmierte ich ein HLF nach, dazu noch den Feuerwehrkran, einen LKW mit Mulde und Krankenhausbett. Daß dies ein langer Einsatz geworden war kann man sich wohl denken. Als nun das Dach aufgenommen war, ist auch der Kran in Stellung gebracht worden und hievte die Mulde samt Krankenhausbett direkt an die von uns geschaffene Lücke im Dach. Es gelang uns dann mit vereinten Kräften den Pat. ins Bett zu legen und der Abtransprt konnte beginnen. Das Ganze war auch ein Mega Spektakel und lockte viele Schaulustige an.
Aber der ganze Aufwand hatte sich nicht gelohnt, der Pat. verstarb noch am Abend an Herzversagen.

ich wollte hier nur mal aufzeigen, daß es so manchmal nix wird mit schnell einladen und ins Krhs. düsen ... ;)

Gruß Jürgen

28.02.2009, 12:55
also ich weis nur das der stryker trage tisch ein weng weniger belastbar is wie die trage an sich.

joa wir hatten ne pat. da waren wir öfters die gute hat über 300 gewogen da kamen immer zwei feuerwehren und ein schwerlast rtw mit einem rollbrett und seilwinde zum in das auto befördern.

das mit dem sich seine grenzen eingestehn ist wichtig.
ich hab es schon selbst erlebt als ich gemimt hab das die mich zu zweit retten wollten. bzw schleifend im tragetuch da weg ziehn wollten.

am schluss habe ich 13 feuerwehr leute an mich gebunden gehabt weil da eine lange steile treppe kam und ich natürlioch nciht ruhig liegen gebleiben bin mit dem verletzungsmuster... und mit der atemnot die ich da stellen sollte schon mal gar nicht liegen wollte auf dem rücken.

die ham am anfang mich zu dritt getragen hätte mein mtl mich nicht festgehalten dann wäre ich zwei mal fasdt abgeschmirt, nur weil die meinten sie brauchen keine hilfe.

sich seine grenzen einzugestehn und das auch zu sagen finde ich, ist keine schwäche sondern eine stärke, weil das kostet verdammt viel mut.

klar ich muss zugeben hin und wieder denke ich mir das schaffen wir auch allein und tragehilfe wäre da nun übertrieben aber seid dem ich mit einem eingeklemmten nerv und ner muskelverkrampfung im krankenhaus lag und nicht mal mehr liegen konnte und das nur noch mit schmerzmitteln ging muss ich sagen wieso soll ich das alles allein auf mein kreuz laden wenn ich trage hilfe anfordern könnte. dann sind wir alle schneller weg ud es besteht nicht die gefahr das wir den pat fallen lassen oder so.

ausserdem muss ich aus eigener erfahrung sagen, ich fühl mich sicherer wenn 4 leute an der trage sind und mich tragen als wenn nur zwei da stehn und die als wieder absetzen weil se nich mehr können.
Menschlich zu handeln, sich gegenüber anderen Menschen menschlich zu erleben, das ist das größte Abenteuer, auf das du dich einlassen kannst. Im Sinne von Henry Dunant, dem Gründer der Rotkreuz-Bewegung, handeln wir. Überall und jeden Tag.

28.02.2009, 15:19
Das Leben ist halt kein Ponyhof.
Auch wenn der typische Rettungsassistent nicht immer so aussieht, erfordert der Job nun einmal eine gewisse körperliche Belastbarkeit und Fitness.
Es ist Dein Recht, Waffen abzulehnen. Es ist Deine Freiheit, nicht an Gott zu glauben. Aber wenn jemand in Dein Haus einbricht, sind die ersten beiden Dinge, die Du tun wirst: Jemanden mit einer Waffe rufen und beten, dass er rechtzeitig da ist.

28.02.2009, 19:53
Habe weiter oben 2 aktuelle Berichte zum Thema überschwere Personen und dem wachsenden Problem bei uns in HH gelinkt.

Gruß Jürgen
Zuletzt geändert von Onkel Juergen am 28.02.2009, 19:57, insgesamt 1-mal geändert.

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