Jungen SSD'lern die Angst nehmen.

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15.06.2009, 21:59
Mal BTT...
Bei uns sind die "kleinen" erstmal als EHs dabei und werden bei Einsätzen einfach deligiert. Da heißts einfach "Du machst RR!" und dann machen die das. Wenn sie was nicht können, besteht jede Pause die Möglichkeit zu Fragen. Wer Angst vor Einsätzen hat und das ned auf die Reihe bekommt gehört ned in den Sanidienst. Eventuell liegt das Problem ja auch im SSD selbst, vllt. weil die Leute zu sehr ins "kalte Wasser" geschubst werden. Ich erwarte von meinen Kleinen, das sie min. ein halbes Jahr dabei waren bevor sie nen SanKurs machen, damit man sieht ob Sani zu ihnen passt oder ned. Das beugt solche Geschichten ganz gut vor.
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[CENTER]-Die Geschichte lehrt uns, dass die Geschichte uns nichts lehrt...-[/CENTER]

16.06.2009, 01:32
Erstmal vorweg meine Meinung zur ursprünglichen Frage:
Sicher ist es sehr sinnvoll, dass neue SSDler zuerst eine gewisse Zeit mit "alten Hasen" in den Einsatz gehen, und so nach und nach an den Umgang mit echten Patienten herangeführt werden.
Fallbeispiele schön und gut, aber letztendlich ist dabei doch immer im Hinterkopf, dass die Verletztendarsteller nicht wirklich verletzt/erkrankt sind und man ja nicht wirklich was falsch machen kann. Die Realität am echten Patienten sieht immer anders aus.

Jetzt zu deinem Posting, chaos4ever, da gibt es doch das eine oder andere, wozu ich etwas sagen möchte.

Original von chaoz4ever
Mal BTT...
Bei uns sind die "kleinen" erstmal als EHs dabei und werden bei Einsätzen einfach deligiert. Da heißts einfach "Du machst RR!" und dann machen die das. Wenn sie was nicht können, besteht jede Pause die Möglichkeit zu Fragen. Wer Angst vor Einsätzen hat und das ned auf die Reihe bekommt gehört ned in den Sanidienst. Eventuell liegt das Problem ja auch im SSD selbst, vllt. weil die Leute zu sehr ins "kalte Wasser" geschubst werden. Ich erwarte von meinen Kleinen, das sie min. ein halbes Jahr dabei waren bevor sie nen SanKurs machen, damit man sieht ob Sani zu ihnen passt oder ned. Das beugt solche Geschichten ganz gut vor.


1. Ich lese daraus, dass die "Kleinen" ein halbes ja bei den erfahreneren mitlaufen, bevor sie den San-Lehrgang machen. Das ist sicher eine gute Sache, sofern sie dann auch langsam herangeführt werden.
Delegationen á la "Du machst RR" führen hier allerdings eher zu Überforderungen, weil diese Maßnahme z.B. erst im San-Lg. gelernt wird.
Wichtiger fände ich hier, die jungen Kolleginnen und Kollegen dort abzuholen, wo sie stehen. Ein Pflaster kleben oder einen Verband wickeln kann jeder. Vielleicht auch noch mal einen Puls fühlen, aber da hört es dann wohl für viele vielleicht schon auf, weil sie hauptsächlich das Zittern ihrer eigenen Hände fühlen, weniger den Puls des Patienten. Blutdruck messen? In einer ruhigen Minute beim Üben, ja. Aber am Patienten werden die meisten dafür zu aufgeregt sein.

2. "Wer Angst vor Einsätzen hat und das ned auf die Reihe bekommt gehört ned in den Sanidienst."
Diese Aussage möchte ich so nicht stehen lassen.
Ich würde sogar eher sagen, grade wer nicht einen gewissen Respekt vor Einsatzsituationen hat, hat im SSD, im SanD, im RD nichts verloren.
Lieber Nico (chaos4ever), glaube mir, es gibt durchaus Situationen in denen auch ich ersteinmal tief Luft holen und "meinen eigenen Puls fühlen" muss, bevor ich mit der Arbeit am Patienten beginnen kann. Ich bin seit ca. 10 Jahren im Sanitäts- und Wasserrettungsdienst aktiv, davon mittlerweile 4 Jahre als RettSan.
Es ist völlig normal, dass einem "Anfänger" bei den ersten Einsätzen "die Düse geht". Und die ersten Einsätze sind bestimmt nicht bei 10 - 15 Einsätzen vorbei...
Ich find's gut, dass der junge Kollege in diesem Fall das einräumt und nicht total cool tut.
@SSDBoy: Unterstütze ihn, führe ihn und die anderen neuen langsam an die Patienten ran. Irgendwann wird er dann zu den "alten Hasen" gehören, deren Hände nur noch in wirklich brenzligen Situationen kurz zittern.
Zuletzt geändert von Buschi am 16.06.2009, 01:42, insgesamt 1-mal geändert.

16.06.2009, 06:49
Was ich schonmal an unserer Schule angeboten habe:

Die SSDler wissen nichts, werden dann alarmiert.
Ein absolut Realistisches Fallbeispiel, zum Beispiel "Bewusstlose Person".

Mit der Leitstelle absprechen, das es in 5 Minuten einen Übungsnotruf gibt. (Unsere LS macht das wenn man einen Tag ganz lieb vorher Bescheid gibt und 5 min vorher nochmal anruft)

Wenn ihr die Möglichkeit habt, stellt einen RTW / KTW in die Nähe und lasst den dann von der LS alarmieren.
Der RTW / KTW fährt dann zum Einsatzort, die Sanis steigen aus, nehmen Einsatzmäßig alle Materialien mit.

Das Fallbeispiel endet dann wenn der "Rettungsdienst" am Patienten eintrifft.

Auf die Art und Weise habe ich dann zwei "Alte Hasen" von unserem SSD mit zitternden Händen gesehen. Denn die sind letztendlich auch nicht davor gefeit.
Positiv: genau die beiden Kolleginnen hatten exakt diesen Unfall (Bewusstlosigkeit nach Treppensturz) zwei Wochen später - und haben genauso souverän reagiert wie bei der Übung.

Das ganze mit Video aufnehmen und hinterher eine umfangreiche Nachbesprechung machen.

Sowas sollte man aber erst machen nachdem die SSDler schon über etwas Erfahrung verfügen.

Für "Frische" Sanis: Üben - üben - üben: Fallbeispiele, Fallbeispiele, Fallbeispiele.
SSD-Koordinator
Rettungssanitäter & Gruppenführer

16.06.2009, 06:57
Original von Buschi
"Wer Angst vor Einsätzen hat und das ned auf die Reihe bekommt gehört ned in den Sanidienst."
Diese Aussage möchte ich so nicht stehen lassen.
Ich würde sogar eher sagen, grade wer nicht einen gewissen Respekt vor Einsatzsituationen hat, hat im SSD, im SanD, im RD nichts verloren.
Lieber Nico (chaos4ever), glaube mir, es gibt durchaus Situationen in denen auch ich ersteinmal tief Luft holen und "meinen eigenen Puls fühlen" muss, bevor ich mit der Arbeit am Patienten beginnen kann. Ich bin seit ca. 10 Jahren im Sanitäts- und Wasserrettungsdienst aktiv, davon mittlerweile 4 Jahre als RettSan.


Da magst du recht haben. Auch ich habe schon viele Situationen erlebt, die ich mit "Ooh ooh!" oder "Shit!" eingeleitet habe. Das mag bis zu einem betimmten Punkt vielleicht auch sinnvoll und notwendig sein, darf aber kein Dauerzustand werden.


Original von Tecan
Für "Frische" Sanis: Üben - üben - üben: Fallbeispiele, Fallbeispiele, Fallbeispiele.


Genau. Nur so erlangen sie Handlungssicherheit.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

16.06.2009, 09:27
komisch das man beim pflasterkleben angst bekommt...ich denke entweder kommt derjenige mit dem druck nicht klar oder er kann vielleicht kein blut sehen...bei uns im schulsanitätsdienst trainieren wir das oft mit hilfe von fallbeispielen bei denen auch kunstblut fließt.....

Lg
Zuletzt geändert von Franzi am 16.06.2009, 09:28, insgesamt 1-mal geändert.
Franzi :P

16.06.2009, 09:33
@Franzi: Ich glaube nicht, dass es sich hier um echte Angst im engeren Sinne handelt. Ich schätze, der junge Kollege ist einfach nur nervös...
Und das wird sich im Laufe der Zeit von ganz alleine legen.

@madhef: Was heißt "kein Dauerzustand"? Es wird immer wieder irgendwelche Situationen geben, in denen man einen kurzen Moment einfach nur denkt "oh Sch..."... Stell dir einfach mal vor, von einem deiner Angriffstrupps kommt nur einer der FM(SB) aus dem brennenden Gebäude wieder heraus...

16.06.2009, 11:42
Original von Buschi
@madhef: Was heißt "kein Dauerzustand"? Es wird immer wieder irgendwelche Situationen geben, in denen man einen kurzen Moment einfach nur denkt "oh Sch..."...


Klar, kann es und wird es ab und an solche Momente geben. Doch es kann nicht sein, daß dies auf einen Großteil bis hin zu allen Ereignissen auftritt.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

16.06.2009, 11:58
Ach, so meinst du das. Dann gehen wir natürlich konform. ;)

16.06.2009, 18:38
@ Buschi: Zu deiner Kritik am RR: Bei uns werden die Neuen in einem eigenen EHan der Schule ausgebildet, an den ein Einführungsmodul SSD anschliesst, in dem wir u.a. RR beibringen. Ansonsten dürfen die kleinen in den Pausen üben (bzw. müssen üben ;) und soweit ich meine Schützlinge kenne machen die das sehr gut. Am realen Patienten lasse ich sie halt messen, wenns was weniger dramatisches ist. Ich muss sogar feststellen, dass sie das besser können als manche unserer Alten Hasen.

Natürlich gibt es Einsätze wo ich mir auch erstmal "F*ck" denke, z.B. unsere Tablettenintox neulich, aber meine Aussage ist auch mehr darauf bezogen, dass Leute die selbst beim Pflasterkleben nicht locker werden, nicht in den Sanidienst gehören. Wer es nach mehreren Einsätzen immer noch nicht schafft sich nach dem ersten Schrecken schnell wieder zu sammeln und sich seine Ausbildung in Erinnerung zu rufen, sollte sich überlegen, ob er für die Aufgabe der richtig ist.

Fallbeispiele sind zwar eine gute Möglichkeit die Theorie anzuwednen, aber du weißt eig. immer dass der Patient nur spielt. Dann gehst du da grundsätzlich lockerer ran. Und was Tecan da erzählt mag vielleicht funktionieren, ist aber zumindest für uns als unabhängigen SSD nahezu unmöglich zu machen.
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16.06.2009, 18:48
Ja, aber 10-15 Einsätze sind nicht genug um die anfängliche Nervosität vor dem Einsatz in den Griff zu bekommen. Ich möchgte sogar fast so weit gehen, dass jeder, der schon nach 5 Einsätzen die Ruhe selbst ist, nicht komplett überblickt, was an seinem "Job" so alles dranhängt.

Bei den Sanis, bei denen diese Nervosität noch nach 100 Einsätzen in vollem Maße da ist, da kann man dann vielleicht mal überlegen, ob der nicht vielleicht nur 2ter Mann bleiben sollte. Oder ob er sich vielleicht in einem andern Bereich weiterentwickeln möchte (RND o.ä.). Aber früher würde ich niemandem die Fähigkeit absprechen, im SanDienst tätig zu sein. Ich kenne das wirklich aus eigener Erfahrung nur zu gut und bei einigen EInsätzen/ Einsatzmeldungen im SanD/ RD geht mir immernoch die Düse. Und eines habe ich mir (und meinen Patienten) fest versprochen: in dem Moment, in dem ich diesen Respekt und damit auch die Nervosität in einigen Momenten nicht mehr habe, werde ich mich aus diesem Feld zurückziehen.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

16.06.2009, 20:00
Original von Bine
Bei den Sanis, bei denen diese Nervosität noch nach 100 Einsätzen in vollem Maße da ist, da kann man dann vielleicht mal überlegen, ob der nicht vielleicht nur 2ter Mann bleiben sollte.


100 Einsätze - das ist nicht wenig. Das dürfte bei uns schon mehr sein als so Mancher überhaupt hat.

Hinzu kommt, daß nicht selten >85% der Einsätze eher Kleinigkeiten sind und weniger als 5% umfassende Maßnahmen erfordern. Also wenn nach dem 10-15 Einsatz beim SSDler immer noch streßbedingte Probleme bei Lappalien zu verzeichnen sind, sehe ich das schon als kritisch an.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

16.06.2009, 20:04
Ich muss sagen, dass ich selber auch manchmal auch aufgeregt bin (bin auch schon zwei jahre dabei) Bei einfachen sachen, die man öfter hat zwar eher nicht aber wenn sachen kommen, die jetzt außergewöhnlich sind dann schon. Mir hilft es dann immer, wenn ich mich einen Moment ans Fenster stelle und tief durchatme. DAnach fange ich dann an irgendetwas zu tun, und sei es nur, dass ich Blutdruck und Puls messe. Das reicht mir oft schon,weil wenn ich erstmal angefangen habe irgendwas zu tun dann is man erstmal drinnen und dann geht der Rest schon ;) Man darf einfach nicht über seine Aufregung nachdenken

16.06.2009, 20:12
Ich versuch nochmal mich klarer auszudrücken:
Es geht nicht darum, dass du Leute aufgeregt sind, weil sie ein Pflaster kleben sollen, sondern es geht darum, dass sie unter einer gewissen Stresssituation stehen, weil sie plötzlich aus ihrem Schulalltag gerissen werden um jemandem zu helfen. Und wer sagt mir denn beim Klingeln des Handys/ Piepsen des Melders/ Ertönen des Gongs, dass es diesmal wieder nur ein aufgeschürftes Knie ist?
Und genau das, dass man eben nicht weiß, was auf einen zukommt, macht den Stress aus. Man weiß nur, dass was passiert ist, aber dieses mal könnte es auch ein Schüler mit nem Krampfanfall oder ein Lehrer mit nem Herzinfarkt sein.
Und genau diese Aufregung vor dem Ungewissen lässt sich manchmal nicht so schnell abstellen. Und das sollte man imho auch jedem zugestehen.

Wir sind ja zum Glück nicht alles Schneemänner, die das alles komplett kalt lässt.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

16.06.2009, 20:34
Original von Bine
Und genau diese Aufregung vor dem Ungewissen lässt sich manchmal nicht so schnell abstellen. Und das sollte man imho auch jedem zugestehen.


Ok, diese Grundsätzliche Aufgeregtheit ist soweit i.O., sollte sich aber dann bei Lappalien entsprechend schnell legen und (in diesen Fällen) auch keine Auswirkung auf das Tätigwerden haben.
Marc, 36 Jahre
Leiter SSD, EH-Ausb.
Ausbildungsstand: Genug um eine recht lange Liste zu produzieren.

17.06.2009, 09:31
Ja, und entsprechend schnell hängt immer von der Erfahrung ab und wie schnell man eine Lapalie als solche erkennen kann.

An meiner alten Schule wurden wir z.B. durch einen Gong über die Sprechanlage alarmiert. Da wusste man eben nicht, was los war, bis man im Sekretariat stand und damit auch in einigen Fällen direkt vorm Patienten. Oder halt nur die kurze Info "der wartet vorm SanRaum auf euch". Auch da wussten wir oftmals nicht, um was es geht, bis wir direkt vorm Patienten standen. Manchmal gabs noch einen kleinen Zusatt, wie "der konnte net bis hierher laufen, weil dem der Fuß weh tut", was einem aber auch net viel weiter hilft. Das kann von ner Bänderdehnung bis zur Fraktur alles sein.

Hier fängt die Zeit des sich beruhigen könnens also erst direkt beim Patienten an, wenn ich auch selber gesehen habe, was los ist.
...meint die Bine
RS, Ausbilderin EH, SanKurs, AED und Praxisanleiterin
Studentin (Bio und Chemie auf Lehramt)

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